Und wieder ein Heimspiel ohne Genuss - auch wenn das Ganze dieses Mal nichts mit Sport zu tun hat. Beim Termin in der örtlichen Privatbrauerei werde ich für eine Reportage in die Geheimnisse des Bierbrauens eingeweiht - getreu dem Motto "Hopfen und Malz - Gott erhalt's"!
Wer nun schon einmal an einer Führung durch Sudhaus, Gärkeller und Co. teilgenommen hat, der weiß, wie schwer es ist, dabei keine Lust auf ein kühles Blondes zu bekommen. Oder auch ein Dunkles. Oder ein Hefeweizen... - aber ich schweife ab.
Jedenfalls duftet es überall nach dem süffigen Gerstensaft. Mancher würde vielleicht sagen, es stinkt, und es ist laut, zu warm, zu kalt. Für mich sind die Gerüche und Geräusche aber wie eine Verheißung. Schnell schwebe ich hinüber in einen bittersüßen Tagtraum: Ich sitze mit Freunden im urigen Bräustüble, wir lachen, sind fröhlich, stoßen mit Tonkrügen an. Und dann ruft der Brauereichef hinter dem Zapfhahn hervor: "Zehn Liter Freibier für alle!"
Ein schadenfrohes Lächeln Das Klacken und Klirren der Flaschen in der Abfüllanlage holt mich zurück in die Wirklichkeit.
Eine nach der anderen rennt auf dem Förderband an mir vorbei, leere Flaschen ohne Etikett, volle Flaschen mit sprudelnder, brauner Flüssigkeit. Ich überlege, ob ich immer noch träume. Und dann kommt das Etikett. "Heute füllen wir nur Limonade ab", erklärt der Brauereichef - und ich bilde mir ein, sein Lächeln ist ein bisschen schadenfroh.
Auch in Ordnung. Schließlich habe ich ja noch die Hoffnung, dass er mir vielleicht einen Sechserpack Fastenbier spendiert. Nicht umsonst heißt es "Hör, was der Aloisius spricht: Fastenbier bricht Fasten nicht" - Halleluja, sog' i!
Der Alptraum wird wahr Einmal davon abgesehen, dass diese Regel in meinem Fall ihre Gültigkeit wohl eingebüßt hätte: Ich muss dann erfahren, dass es in der Brauerei keine einzige Flasche mehr davon gibt. "Ausverkauft" ist die Devise - und wer bitte will hören diese? Ich gerade sicher nicht - ich armer, kleiner, enthaltsamer Wicht!
