Sturmschäden: Neue Kirchturmspitze kommt im Sommer

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Das Bild zeigt auf einen Blick, wie es Stadelschwarzach nach den Sturmschäden im September 2018 heute geht: Während die Kirche St ...
Michael Mößlein
An der Pfarrkirche von Stadelschwarzach liegen sind die Spuren des Sturm noch immer sichtbar. Trümmer von Dachziegeln liegen an manchen Stellen. Und dem Turm fehlt das Dach.
Michael Mößlein
Neubauten haben die im September 2018 während des Sturms "Fabienne" umgeknickten vier Hochspannungsmasten bei Stadelschwarzach ersetzt ...
Dominik Berthel
Die Baustelle der vier neuen Strommasten ist mittlerweile abgebaut.
Dominik Berthel

"Fabienne" hat in Stadelschwarzach im September schwere Schäden angerichtet. Eine Großbaustelle ist jetzt abgeschlossen. Auch für den Kirchturm gibt es gute Nachrichten.

Vor knapp einem halben Jahr hat Sturmtief "Fabienne" am frühen Abend des 23. Septembers Stadelschwarzach mit voller Wucht getroffen. Die Schäden, die Windböen im Ort angerichtet haben, waren gewaltig.  Rund 50 Gebäude waren betroffen . Fast wie durch ein Wunder gab es keine Verletzten.

Bundesweit für Aufsehen sorgten zwei Szenen aus Stadelschwarzach: Mitten im Altort hatte die rund 400 Jahre alte St.-Bartholomäus-Kirche ihre Kirchturmspitze verloren, der Wind hatte den Dachstuhl auf ein Nachbargrundstück geweht. Und am Ortsrand Richtung Laub hatte der Wind vier große Hochspannungsmasten umgeknickt wie Streichhölzer.

Dächer zeigen noch die Spuren des Sturms

Seitdem hat sich in Stadelschwarzach viel getan. Die Einwohner hatten noch am Abend des Unglückstags begonnen, die dringendsten Schäden zu beseitigen. Wer sich im Ort genauer umschaut, der sieht die vielen, kaum vernarbten Wunden, etwa die hellen Flecken in den Dachflächen, wo die neu eingesetzten Ziegeln sich von den alten abheben. Auch rund um die Pfarrkirche liegen vereinzelt noch Scherben herabgefallener Biberschwanzziegel. Und auf der Rückseite liegt der Schutt eines im Sturm eingestürzten Nebengebäudes.

Die größte aller verbliebenen Wunden sieht derjenige, der seinen Kopf in den Nacken legt: St. Bartholomäus ist noch immer ohne Turmhelm. Doch nicht mehr lange, so hofft Pfarrer Peter Göttke von der Pfarreiengemeinschaft Kirchschönbach-Stadelschwarzach-Wiesentheid, dann wird der Wiederaufbau der Turmspitze beginnen. "Es wird wohl im Sommer losgehen", sagt Göttke – wenn es Handwerker gibt.

Die Arbeiten am Kirchturm verlangen Fachleute

Mit "Mitte des Jahres" rechnet auch Architekt Georg Böswald-von Brunn aus Rottendorf (Lkr. Würzburg). Bis Ende März dürfte der Baubehörde die Eingabe vorliegen. Dann sollen die Arbeiten ausgeschrieben werden, wobei der Architekt hofft, für die Zimmermannsarbeiten zeitnah Firmen zu finden, die Kapazitäten offen haben. Denn so eine Kirchturmspitze wiederherzustellen, das verlangt spezielle Fachkenntnisse, die nicht jede Firma anbietet.

Doch nach welchen Plänen entsteht denn die neue Spitze, der der Fortgewehten möglichst haargenau gleichen soll? Schließlich sind von der früheren Turmspitze keine Baupläne überliefert , berichtet Pfarrer Göttke. Der Architekt behilft sich mit Fotos des Originals, von denen sich die Höhenverhältnisse des Kirchturms samt Dach im Vergleich zum Langhaus gut ableiten lassen. Um das Traggerüst der Turmspitze wiederherzustellen, begutachtet er andere Kirchtürme aus der Zeit, in der der Stadelschwarzacher Kirchturm entstand. Denn die Art und Weise, wie Fürstbischof Julius Echter (1545-1617) Kirchtürme in seinem Bistum errichten ließ, ist grundsätzlich sehr ähnlich, schildert der Architekt, und zum Glück nicht sonderlich kompliziert. Wegen ihrer Form tragen die Türme mit vier steilen Dachseiten auch eine gemeinsame Bezeichnung: Echter-Spitzhelme.

Pfarrer: Modernes Turmdach wäre "spannend"

Dass die neue Turmspitze eine Kopie der vorherigen wird, ist Linie eine Vorgabe des Landesamts für Denkmalpflege, berichtet der Pfarrer: "Eine Alternative wurde nicht zugelassen." Dabei hätte er einen modernen Abschluss, etwa in Form des flachen Notdachs mit dem aufgesetzten 1,5 Meter hohen Kreuzes , das der Turm derzeit trägt, ebenfalls "spannend" gefunden.

Die Kosten des neuen Dachs übernimmt nach Stand der Dinge die Versicherung. Die Baulast trägt die Stadt Prichsenstadt, sagt Pfarrer Göttke. Die Sturmschäden am Langhaus seien behoben. Größere Maßnahmen könnte sich die Pfarrei ohnehin derzeit nicht leisten, meint er. Diese seien aber auch nicht nötig, da das Gotteshaus erst vor einigen Jahren saniert wurde.

Die neuen Masten sehen aus wie die alten

Während der Kirchturm erst zur Baustelle wird – wobei laut Architekt noch nicht entschieden ist, ob das neue Dach komplett am Boden vorgefertigt und als Ganzes per Kran auf den Turm gesetzt, oder Stück für Stück oben zusammengesetzt wird – ist eine weitere große Baustelle dieser Tage aus dem Blickfeld der Ortsbewohner verschwunden. Vier nigelnagelneue Strommasten funkeln jetzt in der Märzsonne. Die Stromleitungen hat eine mit der Reparatur der Masten beauftragte österreichische Spezialfirma ebenfalls gezogen, so dass seit Ende Februar wieder Strom fließt, wie Markus Lieberknecht bestätigt. "Die neuen Masten sind fast identisch mit den alten", erklärt der Pressesprecher des Stromnetzbetreibers Tennet. Zu den Kosten äußert er sich vage: "unterer einstelliger Millionenbereich".

Das Wetterphänomen ist noch immer ungeklärt 

Welches Wetterphänomen im Detail für den Fall der Strommasten – sowie für die Schäden direkt im Anschluss, in Stadelschwarzach – verantwortlich war, werde noch immer untersucht, berichtet Lieberknecht. Das Ergebnis interessiert den Netzbetreiber allein deshalb, weil er wissen möchte, wie er solchen Sturmschäden vorbeugen kann, etwa durch andere oder verstärkte Bauweise der Masten. Nach aktuellen Erkenntnissen haben die umgestürzten Masten alle Sicherheitsfunktionen für Wind- und Eislasten erfüllt, sagt der Pressesprecher. Deshalb wurden die neuen Masten auch wieder in gleicher Form errichtet wie die alten. Für ihn sind die Folgen des Sturms "Fabienne" ein "singuläres Ereignis" – auch wenn er, wie er zugibt, so etwas vorher noch nicht erlebt zu haben.