Seit 40 Jahren bei der Wiesentheider Wehr

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Die Stützpunktwehr Wiesentheid fährt nach der Feuerwehr Kitzingen die meisten Einsätze im Jahr. Dazu wird ein Team benötigt, auf das man sich auch in schwierigen Situationen verlassen kann. Fotos: Berthold
Die Stützpunktwehr Wiesentheid fährt nach der Feuerwehr Kitzingen die meisten Einsätze im Jahr. Dazu wird ein Team benötigt, auf das man sich auch in schwierigen Situationen verlassen kann. Fotos: Berthold
Karl Schneider ist an vielen Posten in seiner Gruppe einsetzbar, wie hier am schweren Gerät bei der technischen Hilfeleistung. Seit 40 Jahren ist er bei der freiwilligen Feuerwehr Wiesentheid aktiv und hat dabei nicht nur unter Kommandant Michael Rückel gedient.
Karl Schneider ist an vielen Posten in seiner Gruppe einsetzbar, wie hier am schweren Gerät bei der technischen Hilfeleistung. Seit 40 Jahren ist er bei der freiwilligen Feuerwehr Wiesentheid aktiv und hat dabei nicht nur unter Kommandant Michael Rückel gedient.
 
Die bunten Anstecker zahlreicher unvergessener Feste trägt Karl Schneider in seiner Uniformjacke als Andenken mit.
Die bunten Anstecker zahlreicher unvergessener Feste trägt Karl Schneider in seiner Uniformjacke als Andenken mit.
 

2012 war für die Wiesentheider Wehr das Jahr mit den bislang meisten Einsätzen: 95 Mal mussten die Kameraden ausrücken. Karl Schneider war fast immer dabei - wie schon seit 40 Jahren. Für sein langjähriges Engagement wurde er am Samstag ausgezeichnet.

Das Jahr 2012 war für die Wiesentheider Feuerwehr geprägt von zahlreichen intensiven, fordernden und heftigen Einsätzen: Mit 95 Einsätzen war es das einsatzreichste Jahr der 145-jährigen Geschichte der Stützpunktwehr, sagte 1. Kommandant Michael Rückel am Samstag in der Jahreshauptversammlung.
Bei nahezu allen Einsätzen des Jahres 2012 und bei unzähligen Einsätzen der vergangenen 40 Jahre war ein Feuerwehrkamerad dabei, der am Samstag vom stellvertretenden Landrat Paul Streng das Feuerwehr-Ehrenzeichen in Gold mit einer von Innenminister Joachim Hermann unterzeichneten Urkunde überreicht bekam: Karl Schneider. "Ich darf ein Schwergewicht ehren, das für seine Mitmenschen 24 Stunden am Tag einsatzbereit ist", lobte Streng. "Junge Leute brauchen ein Vorbild wie Sie!".
Schneider, den die meisten Wiesentheider nur als "Charly" kennen, reagiert auf so ein Lob eher bescheiden.
Er erinnert sich noch gerne daran, wie er als 17-Jähriger durch seinen Bruder Franz zur Wehr kam. Damals ging's am Sonntagfrüh um 7.30 Uhr zur Übung. Unter dem damaligen Kommandanten Berthold Gerlach wurden Schläuche gelegt und das einzige Fahrzeug, ein alter Ford-Bus, zu Bewegungsfahrten aus dem ehemaligen Feuerwehrhaus in der Frommsgasse geholt. Seitdem hat sich viel verändert.

23 Stunden auf den Beinen

Karl Schneider hat in all den Jahren viel erlebt. "Mein längster Einsatz war der Großbrand in der ,Mero' in Prichsenstadt, da war ich 23 Stunden auf den Beinen", erinnert er sich. Es war sehr gefährlich, wegen der gelagerten Lacke herrschte hohe Explosionsgefahr. "Die Anforderungen an die Feuerwehrleute haben sich sehr verändert. Wir werden heute sehr viel mehr für technische Hilfeleistungen eingesetzt." Karl Schneider hat bei den Veränderungen mitgemacht, hat sich weiter ausbilden lassen. Was ihm in den Jahren immer gut gefallen hat, waren die Feuerwehrfeste, von denen er etliche Eintrittsfähnchen in der Innenseite seiner Uniformjacke aufgehoben hat. "Aber solche Feiern werden ja leider immer weniger", sagt er wehmütig, wenn er sich erinnert, dass er ab und zu die Vereinsfahne beim Festzug tragen durfte.

Unzählige Aale gerettet

Wie sehr sich die Einsätze verändert haben, zeigt die aktuelle Statistik. Zu 42 technische Hilfeleistungen, 14 Unfällen, 26 Bränden und fünf Sicherheitswachen rückte die Stützpunktwehr 2012 aus, acht Mal gab es Fehlalarm. Oft waren die Einsätze sehr gefährlich, bei Unfällen mussten schwerverletzte Personen gerettet und Leichen geborgen, Großbrände mussten gelöscht werden. Doch auch für Dienstleistungen wie das Anbringen der Weihnachtbeleuchtung im Ort oder zur Rettung von Tieren stehen die Freiwilligen zur Verfügung. So war durch einen technischen Defekt Wasser aus einem Transporter mit lebenden Aalen gelaufen. Die Tanks wurden mit Frischwasser wieder gefüllt. "So viele Leben hatten wir bislang noch nie auf einen Schlag gerettet", schmunzelte Kommandant Rückel.
Viele Übungen während des Jahres halten die Maschinisten, Atemschutzträger, Zug- und Gruppenführer und die weiteren Feuerwehrleute fit. Besonders lobte Rückel dabei die Zusammenarbeit mit dem örtlichen BRK. Ein großes Projekt der Wiesentheider Wehr wird 2013 der Erweiterungsbau des Feuerwehrhauses mit zwei weiteren Stellplätzen, einem Raum für die Jugend und einem Lager für Rollcontainer werden. Wie Bürgermeister Werner Knaier (CSU) sagte, könne man bei dem 600 000 Euro teuren Anbau nun nach reiflicher Planung in die Umsetzung starten.
"Mit der Anschaffung des Gerätewagens Logistik mit einem Verkehrssicherungsanhänger und dann acht Einsatzfahrzeugen ist die Leistungsgrenze einer freiwilligen und ehrenamtlichen Feuerwehr erreicht", erklärte Kommandant Rückel. Ein zweiter Rüstwagen für den Landkreis Kitzingen sollte rechtzeitig im Haushalt eingeplant werden.
Damit die Einsatzbereitschaft der Wehr erhalten bleibt, wird viel in der Jugendarbeit geleistet, berichtete der scheidende Jugendwart Stefan Seufert, im Bereich der Ausbildung, aber auch bei den Freizeitaktivitäten.
Auch das Freizeitvergnügen soll beim Feuerwehrverein nicht zu kurz kommen, betonte der 1. Vorsitzende Florian Patzolt. Ein fester Termin sind die Feuerwehr-Radtour oder das Kickerturnier. Nicht vergessen dürfe man den Dank an die Firmen, die die aktiven Feuerwehrleute für die Einsätze freistellten, betonte Bürgermeister Knaier. Er lobte die Zusammenarbeit mit den Wehren der Ortsteile, die reibungslos funktioniere. Peter Fechner als Feuerwehrreferent im Gemeinderat dankte den Aktiven: "Wir schulden euch größten Respekt für eure Leistung." Kreisbrandinspektor Günther Wilhelm bescheinigte dem Verein eine vorbildliche Jugendarbeit: "Mir wird trotz des demografischen Wandels nicht bange um die Zukunft eurer Wehr!" "Was braucht man im Einsatz?", fragte der Ortsgruppenleiter des BRK, Christian Sturm - neben Infrastruktur und Material sei das vor allem eine hochmotovierte Gruppe und eine gute Kameradschaft - und die gebe es hier.
Bedingt durch Wegzüge gab es Wechsel bei den Leitungs- und Funktionsposten der Feuerwehr Wiesentheid. Der stellvertretende Leiter Atemschutz, Tim Bertschy, wird durch Andreas Sehne ersetzt, der den Bereich Technik übernehmen wird, und Jugendleiter Stefan Seufert gab sein Amt an seinen bisherigen Stellvertreter Michael Reimann weiter. Ihm zur Seite steht Steffen Kraus.