KITZINGEN

Schober Moden schließt: Das letzte Hemd ist verkauft

Mittwoch, 24. Dezember 2014, der Tag an dem die letzten Türchen an den Adventskalendern geöffnet wurden. Auch Norbert Schober hat noch einmal die Eingangstür seines Herrenmodenfachgeschäftes in Kitzingen am unteren Markt aufgesperrt. Zum letzten Mal, denn zur Mittagszeit, wenn die Geschäfte in Kitzingen schließen, wird Norbert Schober noch einmal den Schlüssel im Schloss umdrehen – und dann ist Feierabend.
Ausverkauft: Nicht nur das letzte Hemd, sondern sämtliche Anzüge, Pullis, Hosen, Sakkos, Hosen, Krawatten, Socken und Gürtel waren am Heiligen Abend bei Schober Herrenmoden in Kitzingen verkauft. Lediglich einige Restposten in Sondergrößen waren noch übrig geblieben und Norbert Schober hatte nur noch wenig zu tun, vor dem endgültigen Schritt in den Ruhestand. Foto: Foto: Ralf Weiskopf

Mittwoch, 24. Dezember 2014, der Tag an dem die letzten Türchen an den Adventskalendern geöffnet worden sind. Auch Norbert Schober hat noch einmal die Eingangstür seines Herrenmodenfachgeschäftes in Kitzingen am unteren Markt aufgesperrt. Zum letzten Mal, denn zur Mittagszeit, wenn die Geschäfte in Kitzingen schließen, wird Norbert Schober noch einmal den Schlüssel im Schloss umdrehen – und dann ist Feierabend.

Auf Schober, der in Kürze 65 wird, und seine Ehefrau Margarete wartet ein neuer Lebensabschnitt, sie gehen in Rente. 37 Jahre lang war Schober Moden eines der Aushängeschilder des Kitzinger Einzelhandels und für modebewusste Männer weit über die Landkreisgrenzen hinaus ein Anziehungspunkt.

Am 1. Juni 1978 eröffnete Schober sein Geschäft, das schnell zu einer Visitenkarte der Kitzinger Innenstadt wurde. Nicht ganz aus freien Stücken. Der gelernte Textilkaufmann war im gleichen Haus Filialleiter der damaligen Firma Müller & Wipperfürth. Dann wurde das Unternehmen, das bundesweit 179 Filialen betrieb, liquidiert.

„Für mich hieß das alles oder nichts“, erinnert sich Schober. 14 Tage blieben ihm Zeit, sich zwischen Arbeitslosigkeit oder den Schritt in die Selbstständigkeit zu entscheiden. „Ich hab die Chance ergriffen“, sagt Schober und hat es bis heute nicht bereut.

Herrenmode der mittleren bis gehobenen Preisklasse, modisch aber nicht verrückt, damit wollte Schober bei den Kunden punkten. „Das Wichtigste für mich war dabei aber immer die Qualität“, sagt Schober. Ein Umstand, der sich in den vergangenen Tagen auch beim Räumungsverkauf auszahlte. Im Laden herrschte bereits eine Woche vor Geschäftsschluss gähnende Leere. Lediglich ein paar Hosen und Sakkos in Übergröße sind noch da. „Ich hab sozusagen mein letztes Hemd verkauft“, lacht der angehende Rentner.

Das Geschäft habe sich damals gut angelassen. So gut, dass Schober drei Angestellte beschäftigen konnte. Vor allem von außerhalb kamen viele Kunden und auch das damals noch existierende benachbarte Café Wagner erwies sich als Glücksfall. „Die Leute kamen zum Kaffee trinken ins Wagner und danach zum Einkauf zu mir“. Und überhaupt sei damals noch vieles anders gewesen. Kein E-Center, kein Globus-Baumarkt, kein Kaufland, dafür aber beispielsweise noch die Firma Gauer in der Innenstadt, erinnert sich Schober. Sein ganzer Stolz war die ausgefallene, pfiffige Schaufensterdekoration, Etwas, was es heute kaum noch gebe in den Geschäften.

Schober gehörte mit Heiner Dietz und Bernhard Volbers damals zu den Pionieren der Kitzinger Weihnachtbeleuchtung. Die „Marktgemeinschaft“ sorgte dafür, dass am Markt und in der Kaiserstraße zur Weihnachtszeit die ersten Lichterketten strahlten. Auch bei City-Aktiv war Schober von Anfang an einer der Männer der ersten Stunde. Der Gemeinschaft trauert Schober noch heute etwas nach. Die finanzielle Ausstattung sei damals bei weitem nicht so gut gewesen wie die beim Stadtmarketingverein heute, bedauert er. „Die damalige Weihnachtsbeleuchtung mussten wir kreditfinanzieren.“ Noch gut erinnert er sich an das „Trauerspiel“ der Einführung der Fußgängerzone: „Die am oberen Markt wollten keine, wir am unteren Markt wollten sie.“ Gekommen sei es zunächst umgekehrt. Aus dem oberen Markt wurden die Autos verbannt, im unteren durften sie zunächst weiter fahren.

Wehmut will bei Schober rückblickend nicht aufkommen und auch Angst, in ein tiefes Loch zu fallen hat er nicht. „Es war eine schöne und spannende Zeit, mit Höhen und Tiefen“, sagt er. Kitzingen biete auch heute noch, einem entsprechend engagierten Einzelhändler jede Menge Potenzial und gute Umsätze.