30 unscheinbare Stühle haben Menschen mit Behinderung in Kitzingen zu echten Kunstwerken gestaltet.
Sie sind bunt, beklebt und bemalt. Haben Köpfe, Arme, Füße, Hände oder Flügel. An manchen wurde gesägt, bei anderen angebaut, wiederum andere sind auf ein Vielfaches ihres Volumens umgestaltet. Fast nichts, das es nicht gibt. Denn so bunt die Ideen, so vielfältig die Stühle. Aus unscheinbaren Möbelstücken wurden Unikate, echte Kunstwerke, gestaltet von Menschen mit Behinderung. Die 30 Objekte sollen nichtbehinderte Betrachter dazu einladen, Platz zu nehmen, um die Botschaft der Künstler zu entschlüsseln - und die Grenzen zwischen "normal" und "behindert" fallen zu lassen. In der Ausstellung "Nimm Platz - für eine inklusive Gesellschaft" ist dazu noch bis Sonntag, 3. Februar, in der Rathaushalle in Kitzingen Gelegenheit.
"Damit Inklusion gelingen kann, müssen noch viele Barrieren abgebaut werden", findet Georg Ruhsert, Mitorganisator der Kunstaktion.
Das Medium der Kunst sei dazu besonders geeignet, schließlich sehe man den Kunstwerken nicht an, wer sie geschaffen hat. Der Erfolg gibt ihm recht, immerhin war die Nachfrage nach der Wanderausstellung bisher so groß, dass sie ein ganz Jahr länger dauert als ursprünglich geplant.
500 Menschen mit Behinderung aus Kindergärten, Förderstätten, Berufsschulen und Selbsthilfegruppen hatten fünf Monate Zeit, die Holzstühle zu gestalten. 94 Kunstobjekte kamen dabei raus, aus logistischen Gründen konnten allerdings nur 30 auf die Reise geschickt werden. "Diese Auswahl war sicher das schwerste an der ganzen Aktion und wurde von einer eigenen Jury getroffen", sagt Ruhsert.
Bisher waren die Stühle an
22 Orten. Nach Kitzingen stehen Großostheim, der Heuchelhof, Hammelburg, Schmerlenbach und zuletzt noch einmal Würzburg auf dem Programm. "Wer möchte, kann danach sein Kunstwerk zurück bekommen.
Es gibt auch die Überlegung, Stühle, die nicht abgeholt werden, zugunsten von Sternstunden zu versteigern", erklärt Ruhsert. Ihn hat ein Kunstwerk aus Marktbreit besonders bewegt. Ein unscheinbarer, schwarzer Stuhl, mit dem Titel "Ungeschminkt". Gestaltet haben ihn Frauen mit dauerhafter psychischer Erkrankung. "Der Kontakt mit Menschen mit psychischer Behinderung erfordert die gleiche Behutsamkeit, wie sie auch der Umgang mit diesem Kunstwerk erfordert."
Öffnungszeiten Die Ausstellung "Nimm Platz" in der Rathaushalle ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Am Mittwoch, 23. Januar, führt Georg Ruhsert kostenlos durch die Halle. Beginn ist um 16 Uhr.
Initiative Verantwortliche aus dem Bereich Behindertenseelsorge der Diözese Würzburg und der Behindertenhilfe und Psychiatrie des Diözesen-Caritasverbandes hatten vor drei Jahren die Idee zu der Ausstellung.