Der Neujahrsempfang der Stadt Kitzingen rückte Menschen in den Fokus, die oftmals am Rande der Gesellschaft stehen. Die Gäste bekamen einen Einblick in das Wesen der Inklusion. Die Wünsche der Behinderten an die Gesellschaft sind klar definiert.
Der Neujahrsempfang der Stadt Kitzingen stand am Freitag ganz im Zeichen der Inklusion. Gleichzeitig verlieh Oberbürgermeister Siegfried Müller die Bürgermedaille in Gold an Erwin Riedmüller sowie in Silber an Fritz Schmidt, der jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnte.
"Inklusion ist ein Begriff, der einem immer häufiger begegnet, der aber dennoch nicht in den Köpfen von uns allen und damit in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist", stellte Müller fest.
Die Gesellschaft bestehe jedoch aus Menschen, die das Wohl der Gesellschaft prägen. Da es bei der Inklusion um das Menschenrecht gehe, vollständig und gleichberechtigt an allem gesellschaftlichen Prozessen teilnehmen zu können, gehe das Thema auch alle an."Inklusion kann nur gelingen, wenn möglichst viele Menschen erkennen, dass gelebte Inklusion den Alltag bereichert", betonte der Oberbürgermeister.
Um dieses Thema allen Gästen näher zu bringen, hatte die Stadt Dinah Radtke vom Zentrum für selbstbestimmtes Leben in Erlangen sowie Wolfgang Patzwahl vom Verein "Miteinander - Förderverein für kulturelle Vielfalt im Netzwerk Inklusion in Bayern" eingeladen. Die überaus zeitintensiven Ausführungen beider Referenten wurden für die geladenen Gäste indes zu einer wahren Herausforderung.
Radtke erinnerte an die Menschenrechtskonvention der Vereinten Nationen als erstem rechtsverbindlichem Übereinkommen zu Behinderungen. Die Konvention sei seit 2009 auch in Deutschland geltendes Recht. Es könne der Klageweg beschritten werden, um die Benachteiligung von Menschen zu verhindern. Die Inklusion verfolge das Ziel volle Bürgerrechte für Menschen mit Behinderung beiderlei Geschlechts sowie die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, das alle Bereiche menschlichen Lebens einschließt.
"Inklusion heißt, dass die Gesellschaft Bedingungen schaffen muss, damit alle an ihr teilhaben können", unterstrich Radtke.
Patzwahl gab zahlreiche Denkanstöße zu inklusivem Handeln und Denken im Alltag. Er bezeichnete es als selbstverständlichen Anspruch Behinderter, zur Gesellschaft dazugehören zu wollen. Auf der Grundlage der Satzung über die Verleihung des Ehrenbürgerrechts und anderer Auszeichnungen verlieh Müller Erwin Riedmüller für seine hervorragenden Verdienste um das Wohl der Stadt Kitzingen die Bürgermedaille in Gold. Riedmüller, Jahrgang 1922, blicke auf eine herausragende ehrenamtliche Lebensleistung zurück. "Herzstück seines Engagements für die Allgemeinheit ist ohne Zweifel der Steigerwaldclub", sagte Müller und betonte in seiner Laudatio, dass Riedmüller zunächst zwölf Jahre 2. und anschließend 24 Jahre 1. Vorsitzender des Vereins war.
Dabei habe er immer Wert auf die Feststellung gelegt, dass der Steiger waldclub nicht nur ein Wanderverein sei, sondern auch die Anlage, Pflege, Markierung und Kontrolle der Wanderwege zur Aufgabe habe.
Darüber hinaus habe Riedmüller an der Seite des Leiters des Frankenstudios, Rudolf Krauß, gewirkt und sich um die Buchbestände, die Ordnung der Diabestände von Dr. Andreas Pampuch sowie des Vermächtnisses von Dr. Kemmeter große Verdienste erworben.
Alle Stadträte waren dafür "Bei einem solch großen Ereignis wie der Verleihung der Bürgermedaille kann ich nur danke sagen", gab sich Riedmüller eher bescheiden. Er sagte, er habe sich über die einstimmige Entscheidung im Stadtrat besonders gefreut.
Die Verleihung der Bürgermedaille in Silber an Fritz Schmidt erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen einer Stadtratssitzung. Schmidt, Jahrgang 1940, ist seit 1957 beim Sportverein Bayern Kitzingen aktiv. Dort war er Platzwart und auch sonst "der Mann für alle Fälle". Fast 40 Jahre erledigte Schmidt zuverlässig seinen Dienst als Hausmeister an der Friedrich-Bernbeck-Wirtschaftsschule in Kitzingen.