Der Mainbernheimer Männergesangverein hat das gleiche Problem wie viele Vereine im musikalischen Bereich: Die meisten Chormitglieder sind bereits im Rentenalter, es mangelt an jüngeren Sängern.
Der Matrosenchor aus "Der Fliegende Holländer" von Richard Wagner gehört zum neuen Programm des Männergesangvereins Mainbernheim. Chorleiter Adalbert Hanshans will das anspruchsvolle Stück bis zum traditionellen Muttertagskonzert am 12. Mai in der Mehrzweckhalle einstudieren.
Bei der Verkündigung dieser Novität am Donnerstag in der Jahreshauptversammlung konnte man ein kaum hörbares Raunen im Saal wahrnehmen. Einige freuten sich auf die neue Herausforderung, andere stöhnten ganz leise, wie in der Schule, wenn die Hausaufgabe als zu schwer angesehen wird.
Die aktiven Chormitglieder sind fast alle schon im Rentneralter. Sie haben noch Stimme und Willen, aber die frische Energie von jüngerem Nachwuchs fehlt ihnen schon. Der 1. Vorsitzende Günter Biener klagte in seiner Ansprache an, dass "kaum noch die Hälfte von euch regelmäßig zu den Proben kommt". Später wurde dazu die Terminplanung kritisiert und kurz diskutiert.
Im Jahr 2012 gab es gerade mal ein offizielles Konzert zum Advent in der Stadtkirche. Dazu musste der Chor aber mit einigen Sulzfelder Sangesfreunden aufgestockt werden. Das Nachwuchsproblem ist und bleibt die größte Sorge des Vorstandes und all derer, die sich mit Leidenschaft um das Vereinsleben sorgen.
Der Verein an sich hat eine sehr solide finanzielle Bilanz zu bieten. Gelder in der Kasse des Schatzmeisters Alfred Franz sind stets vorhanden. Auch wenn es sehr wenige Konzerte gibt, bleiben die Ausgaben weit unter den Einnahmen. Dafür sorgen die 92 Mitglieder, die sich aus 30 aktiven und 62 fördernden zusammenstellen. Ein Ausflug und eine Weihnachtsfeier sind immer drin.
Nur die Leidenschaft, mitzusingen wird auf eine harte Probe gestellt. Als ob ein drohendes Aussterben des Gesangsvereins im Raum zu spüren gewesen wäre. Mitten in einer Berichterstattung des 1. Vorsitzenden ließ sich der größte Fan, Else Höfig, mit fester Stimme hören: "Mit dem Gesangverein bin ich doch groß geworden!" Und schon saß die fast 85-jährige Mainbernheimerin am Klavier und gab der Stimmung einen positiven Ruck.
Musik belebt jedes Gemüt. Es muss doch nicht immer gleich eine Castingshow im Fernsehen sein. Sich ernsthaft mit seinem Hobby und vor allem mit seiner schönen Stimme zu befassen, das kann man sehr gut auch in den lokalen Vereinen tun. Der Männergesangverein im historischen Markgrafenstädtchen Mainbernheim besteht seit 1871. Das alleine zeigt schon an, wie gut man Krisen und Kriege mit Geschichte, Tradition und Kontinuität überstehen kann.