Peter Honecker und sein Team helfen seit 20 Jahren Senioren und Menschen mit Behinderung beim Einstieg in die digitale Welt
Ochsenfurt Wenn Peter Honecker die Glückwünsche liest, die zum Großteil per Email bei ihm eintrudeln, macht ihn das ganz stolz. Seit 20 Jahren leitet er das AWO-Internetcafé in Ochsenfurt, das auch zahlreiche Besucher aus dem Kitzinger Landkreis anlockt. Marktbreiter, Kitzinger, Volkacher, Possenheimer, Martinsheimer und andere Senioren, die fit am Handy, am Tablet oder am PC werden wollen, kommen seit Jahren zu den beliebten Treffen. Den runden Geburtstag hätte Honecker natürlich am liebsten groß und mit allen gemeinsam gefeiert. Corona lässt das nicht zu. Aber wenn Peter Honecker und seine Gäste in den vergangenen Jahren eines gelernt haben, dann ist es das: Lösungen für Probleme zu finden.
Sind die Senioren des AWO-Internetcafés schon so fit in Sachen digitales Zeitalter, dass auch zu Corona-Zeiten Treffen möglich waren? Peter Honecker: Nachdem wir mittlerweile die 26. Videokonferenz durchführen und immer wieder neue Gäste dazu kommen, würde ich definitiv behaupten, dass unsere „Besucher“ fit sind. Die meisten wissen sich inzwischen auch zu helfen, falls es Bild- oder Tonprobleme gibt. Zur Not gibt?s eben Hilfestellung per Smartphone.
Das Café gibt es seit 20 Jahren. Wie haben sich die Themen in dieser Zeit verändert? Peter Honecker: Anfangs mussten wir die grundsätzlichen Dinge eines PCs erklären – angefangen bei der Tastatur. Die Besucher lernten, wie man Dokumente abspeichert, welche Speichermedien es gibt und alles rund ums Drucken. Mit Begeisterung haben sie damals ihre ersten eigenen Glückwunschkarten erstellt. Ab 2015/2016 haben immer mehr Besucher ihre eigenen Laptops mitgebracht und seit 2019 vermehrt ihre Smartphones und Tablets. Inzwischen spielen verschiedene Anwendungen aus dem Internet eine große Rolle: Wir gestalten zum Beispiel Fotobücher oder stellen aus Videoschnipseln vom Smartphone einen Gesamtfilm zusammen. Regelmäßig besprechen wir interessante Apps und installieren sie dann gemeinsam.
Wie machen sich die „Erfolge“ der Treffen bemerkbar? Peter Honecker: Immer wieder bringen unsere Besucher ihre selbstgestalteten Glückwunschkarten, Fotokalender und Fotobücher mit. Es freut mich zu sehen, wie stolz sie dann ihre Jahres-, Familien oder Urlaubsbücher präsentieren – und wie hervorragend diese gestaltet sind. Viele haben inzwischen auch den „WhatsApp“-Status für sich entdeckt und pflegen diesen wunderbar.
Wo liegt das Durchschnittsalter der Besucher? Peter Honecker: Die jüngsten Besucher sind derzeit um die 60 Jahre; die ältesten – übrigens auch bei den Videokonferenzen – über 80. Der Durchschnitt liegt bei circa 72. Es zählen aber übrigens nicht nur Senioren zu unserem Publikum, sondern auch Menschen mit Handicap sind gerne gesehen.
Sie sind auch schon stolze 70. Wer schult denn eigentlich Sie? Peter Honecker: Vor mehr als 20 Jahren war ich bei der Telekom beschäftigt und habe dort meine Grundlagen erlernt. Ab 2001 habe ich mir das notwendige Wissen selbst beigebracht – mit allen Schwächen. Bei Fragen beziehungsweise Problemen finde ich zu etwa 90 Prozent eine Lösung.
Wie läuft so ein typischer Tag im Café ab? Peter Honecker: Dienstagmorgens war es bisher eher locker. Wir waren dann oft zu dritt vor Ort und haben den Besuchern gezielt an ihren jeweiligen Geräten geholfen. Am Donnerstag geht es um 14 Uhr los. Dann ist es schön, wenn alle pünktlich da sind, denn dann können wir alle am besten voneinander lernen. Ich arbeite an meinem Laptop und werfe meinen Bildschirm mittels Beamer auf die Leinwand. Auf Zuruf erläutere ich verschiedenste Programme und Features. Ab 15 Uhr gibt es dazu noch Kaffee und Kuchen, den unsere treuen Besucherinnen immer backen.