Ein Hilferuf aus der Igelstation Gerbrunn. Junge Igel brauchen Hilfe, um Groß zu werden. Verwaiste Igel-Säuglinge sind auf menschliche Hilfe angewiesen. Nicht immer einfach, das zu stemmen.
Es ist ihre achte Woche, ohne eine einzige Nacht durchzuschlafen. Ohne Feierabend und natürlich auch ohne Wochenende. Gudrun und Herbert Martin sind über ihre Belastungsgrenze hinausgegangen. Jetzt brauchen die Igelretter dringend selbst Hilfe.
Nach einer schweren Operation war Gudrun Martin schon vor Beginn der Igel-Saison noch nicht ganz gesund. Der dauernde Schlafentzug hat der Rentnerin nun richtig zugesetzt. „Wir müssen die Tiere rund um die Uhr versorgen. Das geht schon an die Substanz“, sagt ihr Mann Herbert Martin, der sich aktuell regelrecht aufopfert, um die vielen verwaisten Igel-Säuglinge zu retten.
Die Martins setzen sich seit Jahren ehrenamtlich für die Tierrettung ein. Ein Fundigel gab im Jahr 1990 den Ausschlag für ihr Engagement. Damals legten Gudrun und Herbert Martin den Grundstein für ihre Igelstation in Gerbrunn bei Würzburg. Im Lauf der Jahre baute das Paar die Station immer mehr aus.
Schweres Jahr 2018: trockener Sommer machte Igeln zu schaffen
„In normalen Jahren konnten wir 75 bis 80 Prozent der Tiere retten, die uns gebracht wurden“, berichtet Gudrun Martin. Dann kam das Trockenjahr 2018 – und mit ihm eine Sterberate von fast 50 Prozent. „Schon letztes Jahr fanden die Igel oft weder Wasser noch Insekten. Und heuer ist es noch viel schlimmer.“
Das Insektensterben und der heiße Sommer haben dazu geführt, dass das Nahrungsangebot für Igel dramatisch geschrumpft ist. Würmer und Schnecken verziehen sich in tiefere, noch feuchte Erdbereiche. Die Folge ist, dass der eigentlich nachtaktive Igel auf der Suche nach Futter auch am Tage unterwegs ist.
„Wir bekommen immer mehr Igel, die eigentlich gesund, aber völlig entkräftet und ausgehungert sind. Gerade jetzt und bis in den Spätherbst hinein sind die Jungigel dringend auf Futter angewiesen, um vor Wintereinbruch das nötige Gewicht für den Winterschlaf zu erreichen“, berichtet Herbert Martin.
Besonders schlimm trifft es die Igelsäuglinge. „Wir haben einige Würfe mit jeweils fünf bis sechs Säuglingen bekommen, weil die Igelmutter regelrecht verhungert ist.“ Die Kleinen müssen anfangs alle zwei Stunden, später alle drei bis vier Stunden mit Nahrung versorgt werden, Tag und Nacht. „Das können wir zu zweit nicht mehr bewältigen. Wir werden älter und kommen immer öfter an unsere Belastungsgrenzen und zum Teil weit darüber hinaus.“