Die Fußball-Europameisterschaft beginnt. Drei junge Franzosen berichten von der Stimmung im Land und den Problemen ihres Teams.
Am Freitag geht's los. Auftaktspiel der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Vier Wochen lang regiert wieder „König Fußball“. Wir wollen uns in dieser Zeit mit ganz unterschiedlichen Menschen über die Faszination Fußball unterhalten. Den Auftakt machen drei jungen Franzosen, die ihrer Mannschaft die Daumen drücken. Auch wenn sie nicht wirklich überzeugt sind, dass der Gastgeber den Titel holen wird.
Sie ist 23 Jahre jung, sie kommt aus der Nähe von Nantes und sie möchte Grundschullehrerin werden. Seit September ist Axelle Chevalier als Fremdsprachenassistentin am Kitzinger Armin-Knab-Gymnasium. Heute Abend wird sie in einer Würzburger Kneipe mit vielen anderen französischen Austauschstudenten vor dem Fernseher sitzen. Die Aufregung ist Axelle anzumerken. „Ich freue mich total auf die EM“, sagt sie. „Solche Turniere sind immer eine gute Zeit.“
„Natürlich wollen wir, dass Frankreich den Titel holt.“
Nader, Schüler aus Prades
Hugo und Nader sehen das genauso, auch wenn sie noch gar nicht so viele Turniere gesehen haben können. 13 und 14 Jahre jung sind die beiden Schüler aus Prades, der Partnerstadt Kitzingens im Südwesten Frankreichs, eigentlich einer Rugby-Hochburg. „Fußball ist bei uns Sportart Nummer Eins“, versichert Hugo, der genau wie Nader im örtlichen Fußballverein spielt. Der eine im Tor, der andere im Mittelfeld.
Große Chancen räumen alle drei ihren Landsleuten allerdings nicht ein. „Natürlich wollen wir, dass Frankreich den Titel holt“, sagt Nader. „Aber im Umfeld ist zu viel passiert.“ Im Umfeld? Axelle weiß, was ihr junger Landsmann meint: Die Sex- und Erpressungsaffäre rund um die Spieler Valbuena und Benzema zum Beispiel. Letzterer hat seine Nicht-Nominierung mit einem Rassismus Vorwurf an Nationaltrainer Didier Deschamps kommentiert.
„Er hat sich dem Druck einer rassistischen Partei in Frankreich gebeugt“, sagte er einer spanischen Sportzeitung.
Sportpolitisch also schwere Zeiten für die Grande Nation. Und Großpolitisch ist die Lage in unserem Nachbarland seit den Anschlägen von Paris sowieso angespannt. Von Angst könne man aber nicht reden, meint Axelle. Jedenfalls nicht bei den Franzosen, dann schon eher bei den ausländischen Studenten, die sie kennengelernt hat. „Die wollen alle nicht zur EM fahren.“
Hugo und Nader sind Anfang dieser Woche wieder in ihre Heimatstadt zurückgefahren. Prades liegt weit entfernt von einem Spielort. und damit auch weit entfernt von einer Terrorgefahr – zumindest in der Theorie. Die EM soll für die Jugendlichen ein Fest werden. „Ab dem Viertelfinale versammeln sich die Leute am Marktplatz“, erzählt Nader. Die Kneipe dort stellt dann ihre Fernsehgeräte ins Freie und die meisten Einwohner der rund 6000 Einwohner zählenden Kleinstadt schauen gemeinsam.