E-Bikes: Ein starker Antritt

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Pedelec Batterie
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Pedelecs sind in Mode: Mittlerweile gibt es an vielen Orten Ladestationen für E-Bikes. Beispielsweise hier in Escherndorf.
Foto: Robert Wagner
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Elektrofahrrädern gehört die Zukunft. Rund zwei Millionen sogenannte Pedelecs rollen derzeit laut Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) über deutsche Straßen und Fahrradwege. Wie sicher sind sie, wo kann man sie aufladen?

Elektrofahrrädern gehört die Zukunft. Rund zwei Millionen sogenannte Pedelecs rollen derzeit laut Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) über deutsche Straßen und Fahrradwege. Und ein Ende des Booms ist noch lange nicht abzusehen.

„Das ist ein riesiger Wachstumsmarkt“, sagt Petra Husemann-Roew vom ADFC. „Wenn man sich auf aktuellen Radmessen umsieht – da werden fast nur Pedelecs ausgestellt.“ Die Vorteile liegen auf der Hand: Bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h unterstützt ein Elektromotor den Radler beim Treten. Das spart Energie, vor allem an Steigungen.

Deshalb waren Pedelecs lange Zeit als „Senioren-Räder“ verschrien. Ein Elektrorad kauft sich, wer zu faul oder zu schwach ist, mit einem „echten“ Fahrrad zu fahren – so das gängige Klischee. Doch diese Sichtweise ist veraltet. Der Markt befindet sich im Wandel. „Pedelecs sind gerade für Pendler interessant“, erklärt Husemann-Roew. Studien hätten gezeigt: Ein Fahrrad ist bisher nur bis zu einer Entfernung von fünf Kilometern eine echte Alternative für den Arbeitsweg. „Mit den Pedelecs wird diese Strecke deutlich länger.“

Auch im sportlichen Bereich gewinnt der Elektromotor Freunde. So werden auch Mountainbikes mit ihm ausgestattet. Und dass bei der Tour de France, dem weltweit wichtigsten Radrennen, mit Wärmebildkameras nach versteckten Motoren in den Rennrädern gesucht wurde, zeigt, dass man sich auch auf dem höchsten Niveau gerne von der Technik unter die Arme bzw. Beine greifen lässt.

Doch wie immer, wenn ein Produkt den Massenmarkt erreicht, stellt sich auch die Frage nach der Sicherheit. „Am Anfang gab es große Qualitätsunterschiede“, sagt Husemann-Roew. Das höhere Gewicht erfordert steifere Rahmen, bessere Bremsen. Da habe es am Anfang Probleme gegeben. Mittlerweile habe sich die Situation aber verbessert. Grundsätzlich gelte: „Ein Pedelec kann so sicher sein, wie ein normales Fahrrad.“

Gefahren gebe es gerade bei älteren Fahrern. „Sie können mit Pedelecs höhere Geschwindigkeiten erreichen als ohne Motor“, erklärt Björn Schmitt vom Polizeipräsidium Unterfranken. Das könne bei ungeübten Fahrern zu Unfällen führen – besonders wenn man die Geschwindigkeit und den längeren Bremsweg falsch einschätzt. „Es ist sicher gut, ein Pedelec vorher einmal auszuprobieren und ein bisschen zu üben“, sagt auch Husemann-Roew.

Laut dem Auto Club Europa (ACE) ist das Risiko, bei einem Pedelec-Unfall ums Leben zu kommen, viermal höher als bei Unfällen mit herkömmlichen Fahrrädern. Andererseits seien Pedelecfahrer seltener in Unfälle involviert als andere Radfahrer, erklärt Björn Schmitt. Nur an 4,3 Prozent aller Unfälle mit Fahrrädern sind laut unterfränkischer Statistik Pedelecs beteiligt. Und das, obwohl deren Marktanteil mittlerweile bei 15 Prozent liegt.

Man müsse den Fokus sowieso auf einen anderen Aspekt legen, meint Husemann-Roew. Denn selten stürze ein Fahrradfahrer alleinbeteiligt. „Man muss immer auch die andere Seite beachten.“ In vielen Fällen sei das ein Auto. Tatsächlich stieg die Zahl der Unfälle mit Fahrrädern in Unterfranken im letzten Jahr um etwa zehn Prozent, die Zahl der dabei verletzten Menschen sogar um knapp 12 Prozent. In diesem Sommer veröffentlichten die Unfallforscher der Versicherer eine Untersuchung, laut der Fahrer in Deutschland immer aggressiver und egoistischer werden.

Besonders gefährdet seien einzelne Radler, erklärt Husemann-Roew. Sobald kreuzende Radfahrer zur Normalität werden, gebe es weniger Unfälle. Je mehr Fahrradfahrer unterwegs sind, desto seltener werden demnach Unfälle – verhältnismäßig betrachtet.

Tatsächlich steigt die Zahl der Radfahrer seit Jahren, insbesondere bei den Radtouristen und Pedelec-Fahrern. Die vom ADFC geforderte Verbesserung der Radinfrastruktur erhöht damit auch die Attraktivität einer Region.

Im Landkreis Kitzingen sind daher in den letzten Jahren nicht nur neue Radwege entstanden, auch die Zahl der Ladestationen für Pedelecs nimmt zu – wenn sie auch nicht gerade aus dem Boden schießen. In vielen Gemeinden finden E-Biker Möglichkeiten, ihre Akkus aufzuladen, beispielsweise in Marktbreit, Volkach, Iphofen und Kitzingen.

Oft sind die Angebote kostenlos. So wie in Iphofen. Die Ladestation wurde von N-Ergie umsonst bereitgestellt, erzählt Matthias Kurth vom Bauamt der Weinstadt. Das Nürnberger Unternehmen hat dafür einen prominenten Werbeplatz bekommen. Die Gemeinde übernimmt die Stromkosten. Die Touristen freut's. „Die Ladestation wird gut angenommen“, sagt Christl Usler von der Tourist Information in Iphofen. Der Radtourismus nehme tatsächlich stark zu und werde ein immer wichtigerer Faktor für Iphofen.

Auch auf Landkreisebene lotet man Chancen für den Rad- und insbesondere Pedelec-Tourismus aus. Laut Landratsamt wird eine Kooperation zwischen verschiedenen unterfränkischen Kreisen angestrebt. Man möchte eine Radregion werden. Der Ausbau des Radwegenetzes, die Förderung der Lade-Infrastruktur und der Aufbau touristischer Angebote wie Themenwege – viele Ansätze sind denkbar. Allerdings stecke das Projekt noch in den Kinderschuhen. Ob und inwieweit tatsächlich konkrete Maßnahmen daraus entstehen, sei noch nicht absehbar. Betrachtet man die wachsenden Zahlen an Pedelec-Fahrern bleibt nur zu sagen: Sinnvoll wäre es wohl allemal.

Weitere Informationen

Pedelecs, deren Hilfsmotoren bei 25 km/h abschalten, sind Fahrrädern gleichgestellt. Als S-Pedelecs werden Elektroräder bezeichnet, die bis zu 45 km/h beschleunigen. Sie werden als Mofas betrachtet: Man benötigt einen Führerschein (Klasse M), einen Helm und darf nicht auf Radwegen fahren.

Je nach Modell variiert die Laufleistung der Akkus zwischen 40 und 100 Kilometern. Günstige Modelle sind schon für unter 1000 Euro zu haben.

Eine aktuelle Liste der öffentlichen Ladestationen für Pedelecs und E-Bikes in der Region ist unter www.fraenkisches-weinland.de/e-bike/ladestationen zu finden.