Der Abbau von Arbeitsplätzen bei MAN soll über zehn Jahre und ohne Kündigungen erfolgen. Betroffen sind drei Standorte. Die IG Metall befürchtet Schlimmeres.
Der Lastwagen- und Bushersteller MAN will in Deutschland rund 2.300 Stellen abbauen. Das soll über 10 Jahre hinweg und "absolut sozialverträglich" passieren, wie ein Sprecher sagte. Kündigungen sind nicht geplant. Betroffen sind vor allem der Hauptstandort München mit 1.300 Jobs, Salzgitter mit 600 und der fränkische Standort Nürnberg mit 400 Stellen. In einer aktuellen Pressemitteilung der IG Metall heißt es, die "Zukunft von MAN Truck & Bus in Deutschland ist ungewiss". Für den Standort Nürnberg würden IG Metall und Betriebsrat langfristig mit dem Verlust von weiteren 500 der aktuell rund 3000 Arbeitsplätze rechnen, weil auch dort keine Nachfolgeprodukte angesiedelt werden.
MAN müsse sich dem "anhaltend schwächelnden Truck-Markt in Deutschland anpassen und seine Kostenposition weiter verbessern", begründet MAN den Schritt. Belastend seien hohe Strom- und Arbeitskosten und der steigende Druck der asiatischen Konkurrenz. Das schlage sich auch auf die Rendite nieder. "Wir gehen jetzt in eine Hochinvestitionsphase und müssen anhaltend Gewinne erwirtschaften, um unser Produktportfolio auszuweiten", sagte der Sprecher. Bei den Nutzfahrzeugherstellern in Europa fange die Transformation mit elektrischen Trucks gerade erst an. Karina Schnur, die Gesamtbetriebsratsvorsitzende der MAN Truck & Bus SE kritisiert hingegen: "Die Umsatzrendite lag 2023 und 2024 jeweils über sieben Prozent. Doch das Management will acht Prozent und mehr und begründet damit seine Verlagerungspläne. Das macht die Beschäftigten hier fassungslos.“
MAN will Stellen abbauen - Produktionsstandorte sollen erhalten bleiben
Durch den Abbau fielen zudem weniger Stellen weg, als Mitarbeiter in Rente gingen, heißt es von MAN. Man werde also auch weiterhin Menschen einstellen und bleibe ein heimischer Nutzfahrzeughersteller, mit dann rund 13.000 Mitarbeitern, sagte ein Sprecher. "Alle unsere Produktionsstandorte in München, Nürnberg, Salzgitter und Wittlich sollen erhalten bleiben." Dort werde man über die nächsten fünf Jahre eine Milliarde Euro investieren.
IG Metall und Betriebsrat kritisieren die Pläne von MAN scharf - darin seien Verlagerungen von Produktion nach Polen enthalten. Diese gefährdeten "auf lange Sicht die Existenz des Münchner Stammwerks", sagt Sybille Wankel von der IG Metall. Die Herzstücke der Lkw-Produktion wanderten nach Polen, befürchtet sie. "Wenn künftig alle Teile für einen Lkw in Polen gefertigt und von dort nur für die Montage nach München transportiert werden, liegt auf der Hand, dass irgendwann auch die Montage in München zur Disposition steht." Die Vergabe und Verlagerung von Produkten nach Polen gefährde "bis zu 2000 Arbeitsplätze in München und 500 in Nürnberg", heißt es in der Pressemitteilung.
Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Karina Schnur wirft MAN zudem mangelnde ernsthafte Verhandlungsbereitschaft über Alternativen vor. "Ich bin entsetzt über das Verhalten des Unternehmens. Das Management war zu keinem Zeitpunkt bereit, ernsthaft über Alternativen zu den Verlagerungsplänen zu diskutieren. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Menschen, die sich hier in München für ihre MAN tagtäglich mit voller Kraft einsetzen." Von IG Metall-Bezirksleiter Ott hieß es: "Der Vorstand bricht sein Wort."