An Stellen wie diesen zeigt sich noch die alte Feindschaft zwischen Bauern und Tierschützern, zwischen Bio und Konventionell. Hans Plate und Manfred Engelhardt zweifeln stark an Schmidts Aussagen. „In anderen Ländern geht es doch auch“, sagt Plate.
„Wachse oder weiche – das muss aufhören.“
Hans Plate, Biobauer
Ansonsten sind sich die sechs Herren deutlich näher, als man es im Vorfeld erwartet hat. So macht der Biobauer Plate beispielsweise den Strukturwandel als größte Herausforderung der Zukunft aus. „Wachse oder weiche – dieses Prinzip gibt es seit Jahrzehnten, das muss aufhören“, sagt Plate und Kollege Schmidt kann nur zustimmen. Immer mehr Bauern hören auf. Kaum einer der neuen Generation übernimmt den Betrieb der Alten.
Das ist schlecht für Bauern und Natur. Klaus Petter spricht die Art der Landbewirtschaftung an. Je größer die Betriebe sind, desto monotoner ist die Nutzung. Das schadet den Böden und zerstört die Artenvielfalt. Denn nur in einer möglichst vielfältigen Landwirtschaft, mit abwechslungsreicher Fruchtfolge, können auch viele Arten überleben. Für Manfred Engelhardt ist deshalb die zentrale Frage, wie man eine ökologische Landwirtschaft umsetzen kann.
Eine große Rolle spielt für ihn dabei auch die Frage der Gentechnik: Durch internationalen Druck und mögliche Freihandelsabkommen wie TTIP könnten Erfolge im heute gentechnikfreien Landkreis gefährdet sein.
Probleme beim biologischen Anbau sieht Pfriem indes bei der Rentabilität. Er habe selbst darüber nachgedacht, Bio-Sonnenblumenöl herzustellen. Den Plan hat er dann aber, auch wegen bürokratischen Hindernissen, wieder verworfen. „Die Frage ist immer, ob man vom biologischen Anbau allein leben kann – oder ob es möglich ist, diesen durch den konventionellen Anbau zu subventionieren“, sagt der Landwirt.
Auf dem Lebensmittelmarkt gibt es einige Verwerfungen, da sind sich alle sechs Gesprächsteilnehmer einig. Es hänge jedoch weniger an den großen Lebensmittelhändlern, als an den Verbrauchern selbst. Möglichst natürlich soll die Landwirtschaft sein. Den Tieren soll es gut gehen, die Produkte sollen höchste Qualität haben. Und – hier liegt der Knackpunkt – für möglichst wenig Geld zu haben sein.
Pfriem erzählt von seinen Erfahrungen auf einer Lebensmittelmesse in Würzburg: Er habe verschiedene Besucher gefragt, wie die sich den Lebenmittelhandel wünschen. Die Produkte dürften ja gerne teurer sein – aber nicht viel mehr als zehn Prozent. Dafür müsste die Auswahl genauso groß sein – und die Läden maximal zehn Kilometer entfernt. „Da war ich platt. Wie stellen sie sich das denn vor? Das sind einfach Träume“, sagt Pfriem kopfschüttelnd.
Im zweiten Teil unseres Gesprächs zur lokalen Landwirtschaft lesen Sie morgen, welche Chancen die Experten vor Ort sehen.
Welche Chancen die Experten für die lokale Landwirtschaft sehen, lesen Sie im zweiten Teil.
Wie die Zukunft der Landwirtschaft in 50 Jahren aussehen könnten, lesen Sie im dritten Teil.
Den Kommentar zum Thema, "Zwischen den Welten", finden Sie hier.
Den Kommentar zum Thema, "Eine Lösung mit vielen Problemen", finden Sie hier.
Im Gespräch
Alois Kraus: Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV)
Herbert Pfriem: Stellvertretender Kreisobmann des BBV
Helmut Schmidt: Geschäftsleiter der Steigerwälder Bauernschwein GbR
Klaus Petter: Vorstandsmitglied Kreisgruppe Bund Naturschutz in Bayern
Manfred Engelhardt: Vorsitzender Kreisgruppe Bund Naturschutz
Hans Plate: Kreistagsabgeordneter der Grünen, Biolandwirt