-> Tendenz: Wachsende Nische
Ökologischer Anbau
Was würde besser zu einer neuen „Grünen Revolution“ passen als eine ökologische Landwirtschaft. In den letzten 15 Jahren hat sich der Anteil ökologischer Anbauflächen in Deutschland verdoppelt. „Heute liegt der Anteil bei knapp sieben Prozent“, sagt Hans Plate. Ein weiteres Wachstum ist politisch gewünscht. Klaus Petter nimmt da aber auch die staatliche Beratung in die Pflicht: „Wenn es die Staatsregierung schon vorantreibt, dann muss es doch auch möglich sein, eine solche Entwicklung lokal zu fördern.“
Hindernisse sind vor allem auf ökonomischer Seite zu erwarten: „Das mag in den Speckgürteln um reiche Städte wie München funktionieren“, sagt Helmut Schmidt. In ärmeren, ländlichen Regionen blieben dann aber schnell die Kunden weg.
Trotzdem: Einen wirklichen Gegensatz oder Kampf zwischen konventionellem und ökologischem Anbau sieht Alois Kraus nicht: „Von Seiten des Bauernverbands haben wir keine Probleme mit 'Bio'. Diese Diskussion führen wir schon viele Jahre nicht mehr.“ Auch Mischformen sind denkbar: So produziert auch Herbert Pfriem biologisches Sonnenblumenöl, andere Pflanzen baut er konventionell an.
-> Tendenz: starkes Wachstum
Diversifizierung
„Einkommenskombinationen sind heute praktisch Usus“, sagt Helmut Schmidt. „Diese Entwicklung findet schon seit 20 Jahren statt.“ Heute gebe es kaum noch Vollerwerbsbetriebe. Von rund 70 Prozent Nebenerwerbsbauern im Landkreis spricht Kraus. „In den 80er Jahren lautete die Devise noch: Spezialisierung, Spezialisierung, Spezialisierung“, ergänzt Hans Plate. Es habe ein Sinneswandel stattgefunden. Auch in der Beratung, wie Alois Kraus betont. Der Landkreis ist dabei im Vorteil: Hier habe es schon traditionell viele Landwirte gegeben, die auf unterschiedlichen Standbeinen fußten.
Was diese „Diversifizierung“ letztlich genau ausmache, das liege an jedem persönlich: „Es ist auch immer wichtig, ob ich selbst Freude an der Arbeit habe. Wenn ich nicht voll dabei bin, dann merken das die Kunden“, sagt Herbert Pfriem. Mit der sogenannten 5b-Förderung Ende der 90er Jahre wurden beispielsweise viele Ferienwohnungen gebaut.
„Das war eine wunderbare Geschichte – aber nur da, wo es gepasst hat“, erzählt Schmidt. Denn Ferien auf dem Bauernhof beim riesigen Schweinemastbetrieb klingt für viele nicht besonders anziehend.
-> Tendenz: Wird sich flächendeckend durchsetzen
Energieerzeugung
Das staatlich formulierte Ziel, 30 Prozent der Energie bis zum Jahr 2030 aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, hat auch für die Bauern ganz neue Einnahmequellen geschaffen. „Das Energieeinspeisungsgesetz (EEG) hat den Strukturwandel massiv verlangsamt“, sagt Helmut Schmidt. Sehr viele Landwirte hätten ihre Gebäude für Photovoltaikanlagen genutzt. Auch viele Biogasanlagen wurden gebaut.
„Plötzlich war das dann wieder zu viel“, sagt Schmidt kopfschüttelnd. Mit der Änderung des EEG im Jahr 2014 wurde die Vergütung der durch Biogasanlagen produzierten Strommenge gekürzt. „Der Staat regelt erst etwas, bleibt aber ohne Nachhaltigkeit“, kritisiert Schmidt. Nach wenigen Jahren würden die Gesetze wieder geändert. Problematisch könnten auch gesellschaftliche Auseinandersetzungen werden: Wieviel fruchtbares Agrarland kann man für die Energieerzeugung nutzen? Auch die Windkraft ist heiß diskutiert. Selbst die beiden Vertreter vom Bund Naturschutz, Manfred Engelhardt und Klaus Petter, können sich da nur schwer auf einen Standpunkt einigen.
-> Tendenz: Abhängig von politischer Rahmensetzung
Welche Probleme der lokalen Landwirtschaft zu schaffen machen, lesen Sie im ersten Teil.
Wie die Zukunft der Landwirtschaft in 50 Jahren aussehen könnten, lesen Sie im dritten Teil.
Den Kommentar zum Thema, "Zwischen den Welten", finden Sie hier.
Den Kommentar zum Thema, "Eine Lösung mit vielen Problemen", finden Sie hier.
Im Gespräch
Alois Kraus: Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV)
Herbert Pfriem: Stellvertretender Kreisobmann des BBV
Helmut Schmidt: Geschäftsleiter der Steigerwälder Bauernschwein GbR
Klaus Petter: Vorstandsmitglied Kreisgruppe Bund Naturschutz in Bayern
Manfred Engelhardt: Vorsitzender Kreisgruppe Bund Naturschutz
Hans Plate: Kreistagsabgeordneter der Grünen, Biolandwirt