Nach dem ungebetenen Eindringen russischer Drohnen in den Luftraum Polens richtet sich der Fokus verstärkt auf die Landstreitkräfte. An der östlichen Nato-Grenze, auf beiden Seiten, finden militärische Übungen statt.
Inmitten der Spannungen nach dem Eindringen russischer Drohnen sind auf beiden Seiten der Nato-Außengrenze im Baltikum Militärmanöver angelaufen. Während Russland und Belarus ihr gemeinsames Großmanöver Sapad 2025 ("Westen 2025") starteten, lief in Litauen die Übungsserie Quadriga mit wesentlicher Beteiligung der Bundeswehr.
Generalinspekteur Carsten Breuer betonte am Rande eines Besuchs bei Bundeswehrsoldaten in Litauen die Entschlossenheit Deutschlands zum Schutz der Nato-Partner. "Die jüngste Verletzung des polnischen Luftraums durch Russland hat wieder gezeigt, wie wichtig unser Engagement ist. Unser Beitrag zur Verteidigung der Nato-Ostflanke ist verlässlich – wir sind bereit, jeden Zentimeter des Bündnisgebiets zu schützen", sagte Breuer der Deutschen Presse-Agentur.
NATO reagiert auf fussische Drohnen in Polens Luftraum - "haben Maßnahmen ergriffen"
Zugleich gab es aber keine Anzeichen dafür, dass die praktisch zeitgleichen Übungen auf Zwischenfälle zusteuern. Nach Angaben von Litauens Präsident Gitanas Nauseda deutete nichts auf eine unmittelbar bevorstehende Aggression gegen sein Land hin. Das Risiko des Eindringens von Drohnen, Luftraumverletzungen oder andere Provokationen könne jedoch nicht ausgeschlossen werden. "Wir haben Maßnahmen ergriffen und es liegen keine Informationen vor, die darauf hindeuten, dass diese Übungen für eine Aggression gegen Litauen genutzt werden könnten", sagte er.
Im Kernübungszeitraum von August bis September beteiligen sich rund 8.000 Soldatinnen und Soldaten aus 14 Nato-Staaten an der Manöverserie "Quadriga 2025", zu der unter dem Namen "Grand Eagle" auch eine Übung zur Verlegung von Soldaten und Material zu Land, zu See und in der Luft nach Litauen gehört. An der Teilübung "Grand Eagle" nehmen etwa 2.000 Soldaten und 1.000 Fahrzeuge der Bundeswehr teil. Wesentliche Kräfte stellt die Panzergrenadierbrigade 37 "Freistaat Sachsen".
Moskau hat zur Zahl der eingesetzten Soldaten und Truppenverbände bei Sapad keine offiziellen Angaben gemacht. Nach westlichen Schätzungen sind insgesamt etwa 30.000 Soldaten involviert, davon etwa 8.000 Soldaten auf belarussischem Boden. Aus Minsk hieß es zuletzt, dass der Umfang des Manövers verringert und Teile der Übungen ins Landesinnere verlegt würden, um die Spannungen mit den westlichen Nachbarländern zu senken. Beim Manöver soll aber auch die Mittelstreckenrakete Oreschnik getestet werden, die potenziell Atomsprengköpfe tragen kann.
Russisches Manöver "Westen 2025": Beide Seiten beobachten sich genau
Im Vergleich zu früheren Übungen ist das Sapad-Manöver diesmal relativ klein. 2021 nahmen rund 200.000 Soldaten an der Übung teil. Die anschließend in den westlichen Landesteilen Russlands und in Belarus verbliebenen Truppenteile starteten im Februar 2022 dann den Angriff auf die Ukraine.
Der Inspekteur des Deutschen Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, hatte am Mittwoch in Berlin gesagt, das Manöver Sapad werde genau beobachtet. Mit Provokationen müsse immer gerechnet werden. Im Februar und März habe die Militärübung - also der Informationsstand über die Vorbereitungen - jedoch "noch viel bedrohlicher ausgesehen". Dies habe sich auch relativiert, weil Russland Anstrengungen im Ukraine-Krieg unternehme.