Herzhafter Abschied

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Fast wie damals: Der Zeitungsausschnitt von April 1991, als Signe Schmitt zu Walter Vierrether in die Tourist-Info Kitzingen kam, ähnelt dem Abschiedsbild 23 Jahre später. Ein "Apfel mit Herz" symbolisiert Walters Wunsch an Signe: "Viel Gesundheit!" Foto: Diana Fuchs
Fast wie damals: Der Zeitungsausschnitt von April 1991, als Signe Schmitt zu Walter Vierrether in die Tourist-Info Kitzingen kam, ähnelt dem Abschiedsbild 23 Jahre später. Ein "Apfel mit Herz" symbolisiert Walters Wunsch an Signe: "Viel Gesundheit!"  Foto: Diana Fuchs
 
 
 
 
 
 
 
Bestens behütet: Das TI-Team (Sabine Meinl, Julia Then, Signe Schmitt und Walter Vierrether) trägt Hofrats-Kopfbedeckungen. Foto: Helmut Beer
Bestens behütet: Das TI-Team (Sabine Meinl, Julia Then, Signe Schmitt und Walter Vierrether) trägt Hofrats-Kopfbedeckungen.  Foto: Helmut Beer
 
 

Signe Schmitt hat gern mit dem "Lümmel aus der letzten Bank" zusammengearbeitet.

Ein Aprilscherz war das nicht. "Der 1. April 1991 war ein Feiertag", erinnert sich Signe Schmitt. "Deswegen hab' ich am 2. April beim Walter angefangen." Beim Walter - das heißt in der Tourist-Information (TI) Kitzingen.

"Signe hat mir fast 23 Jahre lang den Rücken frei gehalten", stellte Walter Vierrether, der Kitzinger Hofrat, gestern feierlich fest. Im Kellergewölbe des Rathauses feierte die 63-jährige Signe Schmitt ihren Ausstand.

Dass ihr die Arbeit in der TI, die sie bis 2007 allein mit Vierrether bestritt, Spaß gemacht hat, war deutlich zu spüren. "Man konnte Dich auch nachts anrufen, wenn's nötig war", lobte der Tourismus-Chef. Kein Wunder, dass Dutzende Glückwünsche vieler Weggefährten Signe Schmitt nun in den verdienten Ruhestand begleiten - allen voran die besten Wünsche eines echten Lümmels aus der letzten Bank.



Wie haben Sie den Walter kennen gelernt?
Signe Schmitt: Den Walter kenn' ich schon seit meiner Berufsschulzeit, also so zirka seit 1966 - ich habe Industriekauffrau gelernt, er Großhandelskaufmann. Wir hatten zusammen Religion. Da saß er in der letzten Bank und hat mit seinem Tischnachbarn beim Pfarrer Potschka nur Blödsinn gemacht. So ist er mir in Erinnerung geblieben.

Sind Sie deshalb in die Tourist-Info Kitzingen gekommen?
Signe Schmitt: Ich war drei Jahre im Heimat- und Fremdenverkehrsverein Iphofen, als ich eines Tages Brigitte traf, Walters Schwester. Unsere Söhne waren zusammen auf der Realschule. Brigitte fragte mich, ob wir nicht mal den Walter in seinem neuen Büro besuchen möchten. Gesagt, getan. Und siehe da: Er brauchte dringend eine Mitarbeiterin. Ich hatte die nötigen Vorkenntnisse und war vor Iphofen oftmals zur Aushilfe im Landratsamt angestellt gewesen. So habe ich die neue Stelle bekommen.

Bestimmt gab es einige witzige Begegnungen. Woran erinnern Sie sich mit herzhaftem Lachen?
Signe Schmitt: Da fällt mir grad nichts ein.
Walter Vierrether: Aber mir! Was hat die Signe gelacht, als ich - ohne es zu merken - die Gäste in Strumpfhosen bedient hab'. Das ist passiert, weil ich mich öfter mal ins Hofratskostüm schmeißen musste und gerade dann die Tür in der TI aufging. Ohne nachzudenken bin ich dann halt rausgelaufen.

Gab's auch peinliche Situationen?
Signe Schmitt: Ja leider, als männliche Gäste nach gewissen Etablissements in Kitzingen gefragt haben.

Wie hat sich der Tourismus im Lauf der Zeit verändert?
Signe Schmitt: Er ist anspruchsvoller und schnelllebiger geworden. Vor über 20 Jahren war da noch eine gewisse Gemütlichkeit bei den Gästen zu spüren.
Walter Vierrether: Die Gäste entscheiden sich heute viel spontaner zu einem Kurzurlaub als früher. Außerdem ist die Arbeit natürlich immens gewachsen, vor allem durch Wohnmobil-, Rad- und Schiffstourismus.

Wenn Gäste die TI betreten, wollen Sie meistens.... ?
Signe Schmitt: ...einen Stadtplan, Auskünfte über Veranstaltungen oder sie sind Vorboten für spätere Vereins- oder Betriebsausflüge. Und - natürlich!! - auf der Suche nach einer öffentlichen Toilette.

Der Walter ist .....?
Signe Schmitt: ...ein sehr lieber Mensch ohne Sitzfleisch.

Kitzingen ist....?
Signe Schmitt: ...meine zweite Heimat.

Gibt es etwas, das Ihnen fehlen wird?
Signe Schmitt: Der Trubel, die Gäste, die Gästeführer, die Kollegen, die telefonischen Anfragen und so weiter. Es ist fast zu ruhig bei mir zu Hause.

Worauf freuen Sie sich jetzt im Ruhestand?
Signe Schmitt: Es ist schön, nicht mehr bei jedem Wetter nach Kitzingen fahren zu müssen, mich nach gesundheitlicher Wiederherstellung ganz meinem Garten und meinen Tieren zu widmen und vielleicht ab und zu mal kleine Kurzreisen zu machen, wenn es meine Rente erlaubt.

Was wünschen Sie dem Team der Kitzinger Tourist-Info?
Signe Schmitt: Allzeit fröhliche Gäste!