Harald Rößner kandidiert gegen die CSU

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Altbürgermeister Walter Hahn ist mit der Kandidatenwahl der Freien Wähler sehr zufrieden. Er hält Harald Rößner für sehr fähig.
Altbürgermeister Walter Hahn ist mit der Kandidatenwahl der Freien Wähler sehr zufrieden. Er hält Harald Rößner für sehr fähig.
Heinrich Wörner und Hubertus Holzmann trauen Harald Rößner zu, das Bürgermeisteramt ausfüllen zu können. Auch der Fraktionsvorsitzende Michael Rückel wird den neuen Kandidaten des Bürgerblocks nach Kräften unterstützen. Fotos: Berthold
Heinrich Wörner und Hubertus Holzmann trauen Harald Rößner zu, das Bürgermeisteramt ausfüllen zu können. Auch der Fraktionsvorsitzende Michael Rückel wird den neuen Kandidaten des Bürgerblocks nach Kräften unterstützen.  Fotos: Berthold
 

Mit dem Untersambacher Harald Rößner will ein Ex-CSUler den Wiesentheider Bürgermeistersessel für die Freien Wähler von der CSU zurückerobern.

Nach vielerlei Vermutungen wurde am Freitag nun endlich das Geheimnis gelüftet: Die Freien Wähler (Bürgerblock) Wiesentheid werden bei der Bürgermeisterwahl im März 2014 mit dem 44-jährigen Harald Rößner aus Untersambach als eigenen Kandidaten antreten.

Da die Bürgerblock-Fraktion in den vergangenen Jahren oftmals nicht mit dem Politstil des derzeitigen Bürgermeisters Werner Knaier (CSU) einverstanden war, will der Ortsverband nun mit einem eigenen Kandidaten durchstarten, argumentierte der Fraktionsvorsitzende im Wiesentheider Gemeinderat, Michael Rückel. Zu viele Themen, die die Öffentlichkeit betreffen, würden in den nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung verlegt. Er nannte auch verschiedene konkrete Beispiele, die den Bürgerblock-Räten sauer aufstoßen: So habe sich die Fraktion gewehrt, als die Rücklagen der Gemeinde innerhalb eines Jahres zu zwei Dritteln entnommen werden sollten. Auch monierte er, dass die Ausweisung des Industriegebietes Mählig "auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben" worden wäre und dass Knaier kürzlich die Erhöhung der Kosten für die Sanierung der Steigerwaldhalle "im Bauausschuss absegnen lassen wollte", obwohl die Kostensteigerung über 100 Prozent betrug. "Wir fordern mehr Transparenz und Klarheit in den Finanzen."

"Parteipolitische Vorgaben sind uns fremd."


Das betonte Lothar Nagel, der die Grüße des Kreisverbandes der Freien Wähler überbrachte. Schon immer sei die politische Stärke der Freien Wähler auf örtlicher Ebene gewesen. "Bei uns fühlen sich die Wähler gut aufgehoben."
Welche Person die Fähigkeiten, Fertigkeiten und menschlichen Voraussetzungen dazu habe, die Wahl zu gewinnen, seien die zentralen Fragen während der Auswahlphase gewesen, erklärte der 1. Vorsitzende Hubertus Holzmann. Immerhin müsse ein Bürgermeister die Regeln der Politik beherrschen. "Aber die Kommune ist auch ein Unternehmen, das 30 Mitarbeiter beschäftigt und dessen Jahresumsatz sich im Millionenbereich bewegt." Die Leistungspalette sei erheblich breiter, als in den meisten privaten Unternehmen, erstrecke sie sich doch von den Ordnungsfunktionen über die Dienstleistungen im Sozialbereich bis zur Förderung von Wirtschaft und Beschäftigung. Es sei in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, die Finanzen dieses Unternehmens in Ordnung zu halten. Außerdem müsse ein Bürgermeister ein überzeugender Repräsentant der Kommune sein, der den offenen Dialog mit den Bürgern führe und politische Spannungen konstruktiv zum Wohle der Bürger überbrücke. "Mit Harald Rößner haben wir einen Kandidaten mit einer hohen Sozialkompetenz und viel Einfühlungsvermögen gefunden", so Holzmann. Durch seine berufliche Historie sei er mit wirtschaftlichen Zusammenhängen vertraut und habe Erfahrungen in der Verwaltung.

Der 44-Jährige arbeitet als Finanzbeamter in Würzburg.


Nach seiner Ausbildung in Kitzingen war er in Uffenheim, Erlangen und Fürth tätig. Derzeit ist er als Betriebsprüfer und als Dozent an der Fachhochschule Herrsching eingesetzt. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit Ehefrau Annegret beim Garteln. "Das bietet mir den nötigen Ausgleich", sagt er. Rößner sammelt Postkarten mit Motiven aus Wiesentheid und liebt Strategiespiele wie Schafkopf.
Ehrenamtlich ist er seit Jahren im Kirchenvorstand Untersambach engagiert sowie als Trainer und später als Vorsitzender der DKJ Wiesentheid. Seit 2005 ist er der 1. Vorsitzende der FSG. Die Fusion der Sportvereine ist für ihn eine Herzensangelegenheit: "Ich sehe mich als Teamplayer."
Auch im politischen Bereich ist Rößner kein Neuling. Er war in der Jungen Union auf Landkreisebene aktiv, von 1996 bis 2008 saß er bereits im Gemeinderat in Wiesentheid, damals allerdings für die CSU. Die Entscheidung 2010 aus der CSU auszuscheiden, traf er nicht spontan. "Der Umgang miteinander hat mir nicht gepasst", erklärt er. "Aber da möchte ich heute nicht mehr nachtreten."

Die Ortspolitik hat er jedoch nie aus den Augen verloren.


"Der Anruf von Hubertus Holzmann, ob ich mir vorstellen könnte, für die Freien Wähler 2014 als Bürgermeister zu kandidieren, hat mich aus dem Dornröschenschlaf geweckt", gesteht er. Freilich sagte er nicht sofort zu, das musste erst alles mit der Ehefrau durchgesprochen sein. Doch als auch die grünes Licht gab, entschied er sich, sich dieser Verantwortung zu stellen.
Er selbst bezeichnet sich als pflichtbewusst und geradlinig und als ein Mann, der überall mit anpackt. Finanzen, die ihm anvertraut seien, habe er im Griff. Ein Beweis dafür sei seine Zeit als Vorstand der DJK, in der das Vereinsheim gebaut wurde. Trotzdem konnte er den Verein schuldenfrei übergeben. Er habe eine positive Lebenseinstellung und könne kämpfen. "Ich kann den Menschen auch bei unangenehmen Dingen in die Augen schauen", ist er sich sicher. Und sich manipulieren lassen - oder versuchen, andere zu manipulieren - werde er auch nie. "Ich würde als Bürgermeister kein anderer Mensch werden."

Diese Aussagen unterstützte spontan Alexandra Kriebel, eine der Anwesenden: "Ich kenne den Harald schon seit meiner Schulzeit, er ist wirklich so, wie er sich dargestellt hat." Heinrich Wörner von den Freien Wählern sagt über Rößner: "Er war in unserer gemeinsamen Zeit im Gemeinderat immer ein Vereiner, kein Spalter."
In den anschließenden Gesprächen beantwortete Harald Rößner geduldig viele persönliche und politische Fragen der Gäste.