Gegenwind für Windräder vom Verein zur Bewahrung der Kulturlandschaft Mainfranken

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Rund 50 Zuhörer verfolgten die Ausführungen von Albrecht Moreth (links) zu erneuerbaren Energien. Fotos: G. Bauer
Rund 50 Zuhörer verfolgten die Ausführungen von Albrecht Moreth (links) zu erneuerbaren Energien.  Fotos: G. Bauer
Johann Waldmann
Johann Waldmann
 

Der Verein zur Bewahrung der Kulturlandschaft Mainfranken hatte Bürger und Gemeinderäte eingeladen, um über Windräder zu informieren und zu debattieren. Doch von Seiten der Kommunalpolitik war die Resonanz gering.

Neue Erkenntnisse hatte der Verein zur Bewahrung der Kulturlandschaft Mainfranken bei seiner Informationsveranstaltung im Bürgersaal des Rathauses Obernbreit am Freitag zwar nicht im Gepäck, doch brachte Dipl.-Ing. Johann Waldmann den rund 50 Zuhörern viele Einzelheiten zu den erneuerbaren Energien, ihrem Wirkungsgrad und ihrer Rentabilität näher. Waldmann, Fachbeirat im Landesverband Gegenwind Bayern und ehemaliger Siemens-Mitarbeiter, ist bayernweit aus zahlreichen Veranstaltungen als Kritiker von Windenergieanlagen bekannt.
Vorsitzender Norbert Schneider nahm den im Vorjahr gescheiterten Versuch der Gemeinden Marktbreit, Martinsheim, Obernbreit und Seinsheim, eine gemeinsame Vorrangfläche für Windenergieanlagen auszuweisen, zum Anlass für den Informationsabend. Nach Kenntnis Schneiders liegen Anträge für sechs Windräder in den Gemarkungen Effeldorf, Neuses am Berg und Buchbrunn mit Höhen bis zu 200 Meter im Landratsamt zur Bearbeitung.

Er kritisierte, dass durch die Anhebung der Einspeisevergütung selbst in der windschwachen Region Unterfranken eine Art Goldgräberstimmung ausgelöst worden sei, die mit Zerstörung des Landschaftsbildes, wertvoller Natur- und Erholungsbereiche sowie historischer Ortsbilder bei zweifelhaftem Nutzen Menschen verärgerten.
"Jeder will, dass das Kraftwerk Grafenrheinfeld keinen Dampf mehr abgibt", unterstrich Bürgermeister Bernhard Brückner. Das Problem der Gemeinden sei jedoch die Privilegierung von Windrädern, der sie nur mit der Ausweisung von Vorrangflächen begegnen könnten. Brückner bedauerte, dass ein erster Versuch gemeinsamen Auftretens scheiterte, als sich eine Gemeinde aus dem Quartett plötzlich als übervorteilt wähnte. "Martinsheim hat bereits eine Fläche, daher war die Reaktion verständlich", warf eine Martinsheimer Bürgerin ein. Sie habe den Eindruck, dass mit aller Gewalt ein Standort gefunden werden sollte, das aber könnte sogar vermehrt Bauwerber anlocken.

Nach Meinung Waldmanns gibt es Möglichkeiten, wonach eine Gemeinde keine Vorrangflächen ausweisen muss und dennoch nicht in die Genehmigungspflicht gerät.

Es müsse jedem klar sein, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland bei weiteren Investitionen an die Wand gefahren werde, denn selbst bei sehr guter Sonneneinstrahlung sei mit Photovoltaik kein Kraftwerk zu ersetzen, mahnte ein Bürger. Das wiederum bedeute, dass ein konventionelles Kraftwerk zur Versorgungssicherheit vorgehalten werden müsse.
Die Entstehung des Vereins schilderte Albrecht Moreth, der bedauerte, dass der Verein keine Stimme im Marktgemeinderat mehr habe.

In seinem sehr ausführlichen Vortrag bezeichnete Waldmann die Konzentration der Windräder WK25 bis WK30 auf einer Linie Martinsheim - Markt Einersheim als "unglaubliches Unding". Doch Anlagen seien nur minimal zuverlässig. Das bedeute, dass ein zweiter Kraftwerkspark im Hintergrund vorgehalten werden müsse. Der dürfe allerdings nur bei Bedarf eingesetzt werden, wenn andere nicht liefern könnten. Das ärgere auch die Leute, die in Kraftwerken zuverlässig Strom liefern könnten, aber nicht dürften, und sich dafür noch von Zufallsstromlieferanten verunglimpfen lassen müssten.

"Die Frage ist, wie es gelingt, bei Abschaltung der Atomkraftwerke eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten", sagte Waldmann. Er hält es für unmöglich, die Bevölkerung bis 2030 ausschließlich mit grünem Strom zu versorgen. Deutschland sei eine der sonnenärmsten Regionen Europas, habe aber schon heute 50 Prozent der Leistung installiert.

Dass an der Windkraft vor allem die Beteiligten verdienen würden, machte er anhand einer Liste mit Kosten deutlich, die schon vor der Lieferung der ersten Kilowattstunde zu zahlen seien. Hinzu komme, dass die Langzeitspeicherung von Strom technisch zwar möglich, bei Kosten um 40 Ct/kWh aber nicht praktikabel sei. Daher müssten zugunsten der Versorgungssicherheit beim Abschalten der Kernkraftwerke Gaskraftwerke einspringen können.

Kaum Kommunalpolitiker

Ein Bürger hielt das EEG (erneuerbare Energien-Gesetz) für Unsinn, eine Bürgerin vermutete die höchsten Windräder Deutschlands in Bayern, damit sie überhaupt Strom liefern können. Der größte Erfolg komme daher beim Stromsparen, auch bei Unternehmen mit hohem Stromverbrauch, vermutete ein Zuhörer.
Da ein weiterer Zuhörer monierte, der Vortrag habe kaum etwas mit Kulturlandschaft zu tun, wies Schneider darauf hin, dass es darum ging, Zusammenhänge mit Schwerpunkt Landkreis aufzuzeigen. Hier brenne die Windradfrage. Die Veranstaltung sei sicher auch für Gemeinderäte gedacht gewesen, bedauerte ein Zuhörer, von denen habe sich außer Bernhard Brückner und seinem Stellvertreter Reinhard Baier aber nicht einer blicken lassen.