Gegen die negative Unfallbilanz

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Auf der Wippe: Diese Übung erfordert höchste Konzentration beim Fahrer, da die Wippe nach vorne kippt. FOTO: Hanns Strecker

Mit dem Motorrad über eine Wippe fahren, richtig abbremsen und einhändig im Kreis fahren. Beim Motorradtraining in Iphofen machten sich Biker fit für die Saison.

Insgesamt 638 Motorradunfälle, davon 574 mit verletzten und zehn mit getöteten Kraftradfahrern. Das ist die Unfallbilanz des Polizeipräsidiums Unterfranken für 2016. Hauptkommissar Bernhard Bätz sieht darin eine leichte Steigerungen zu den vergangenen Jahren.

Um dieser „bedenklichen Statistik“ entgegenzuwirken, hat die Polizei Kitzingen zusammen mit der Verkehrswacht Kitzingen und Würzburg ein ganztägiges, kostenloses Motorradtraining auf dem Lkw-Parkplatz der Firma Knauf in Iphofen veranstaltet.

Hunderte Motorräder

In Bikerkreisen ist diese jährlich stattfindende Veranstaltung offenbar gut bekannt. Hunderte von Motorrädern fanden den Weg nach Iphofen, wo der Veranstalter einen Parcours organisiert hatte. Auf dem riesen Areal gab es zehn Prüfungsstationen, die jeweils mit einem oder zwei Fahrlehrern besetzt waren. Sie standen den Motorradfahrern mit Tipps und Tricks zur Seite.

Eine der gut angenommenen Stationen war das Kreisfahren an der Kette: eine fünf Meter lange Kette war an einem Pfosten befestigt. Der Fahrer musste diese Kette in der Hand halten und einhändig mit seinem Motorrad um den Pfosten im Kreis fahren.

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Slalom, Bremsen und Hindernisse

Neben Slalomübungen und Zielbremsungen waren auch verschiedene spezielle Hindernisse zu überwinden, so zum Beispiel eine Holzwippe oder schmale Bretter. Hier musste der Lenker absolut konzentriert sein und seine Maschine beherrschen. Gefühlvoller Umgang mit Kupplung und Bremse waren angesagt.

Norbert Müller von der Verkehrswacht Kitzingen und selbst Motorradfahrer ist der Projektleiter dieser Veranstaltung. „Wir haben hier ein ausgefeiltes Programm für die Motorradfahrer entwickelt, damit sie gut trainiert in die Saison starten können“, sagte Müller. Am Rande des Veranstaltungsplatzes hatte die DEKRA ein Zelt aufgebaut.

Veränderte Maschinen im Blick

Diplomingenieurin Ulrike Molinari, eine Unfallsachverständige, die auch für die unterfränkische Polizei tätig ist, hatte Motorradfahrer mit bestimmten Veränderungen an der Maschine im Blick. „Wir sind auch in der Unfallanalytik tätig und machen daher die Motorradfahrer eindringlich darauf aufmerksam, dass sowohl Mensch als auch Maschine in Ordnung sein müssen“, erklärte Molinari.

Da sie ihre Argumente auch mit Bildern und Schilderungen aus ihrem Berufsalltag unterlegen konnte, sah man den einen oder anderen „Rennfahrer“ sehr nachdenklich am Stand. „Ich glaub, ich muss da was zurückschrauben“, äußerte sich verdattert ein junger Mann, der mit seiner Rennmaschine gekommen war.

20 Fahrlehrer standen zur Seite

Stephan Friedlein, Kreisgeschäftsführer der Verkehrswacht Kitzingen, war zufrieden mit dem Tag. „Wir machen diese Veranstaltung nun schon zum siebten Mal. Heute haben wir an die 20 Fahrlehrer auf dem Platz, die ehrenamtlich Instruktionen, Hilfe und Anleitungen geben – getreu dem Motto: Fit in den Frühling!“, sagte Friedlein.

Auf die Frage, ob sich an diesem Tag auch Unfälle auf dem Gelände ereignet hatten, meinte er: „Unfälle nicht, aber einige Umfälle.“ Doch das gehöre zu so einem anspruchsvollem Training dazu.

Norbert Wiener aus dem Landkreis Schweinfurt, dem Outfit nach ein erfahrener Motorradfahrer, zeigte sich begeistert von der Veranstaltung. „So etwas ist ganz wichtig für uns. Nach der Winterpause ist man doch noch etwas steif. Ich habe alle meine Kollegen aufgefordert, hier mitzufahren. Das ist ja alles für die eigene Gesundheit, was die hier machen“, begeisterte sich Wiener und lobte den Veranstalter: „Gigantisch gemacht!“