Marina Hall ist glücklich. Überglücklich: „Ich hätte die Welt umarmen können“, sagt die Mitarbeiterin an der Kaltschaumanlage bei Fehrer in Kitzingen. Kein Wunder: Die 56-Jährige hatte ihre Kündigung bereits in der Tasche. Seit Montag weiß sie: Es geht weiter bei Fehrer. Und weiter für sie und ihre Kollegen.
Marina Hall ist glücklich. Überglücklich: „Ich hätte die Welt umarmen können“, sagt die Mitarbeiterin an der Kaltschaumanlage bei Fehrer in Kitzingen. Kein Wunder: Die 56-Jährige hatte ihre Kündigung bereits in der Tasche. Seit Montag weiß sie: Es geht weiter bei Fehrer. Und weiter für sie und ihre Kollegen.
Die Beschäftigten sind die Gewinner des Aufschwungs im Unternehmen: Weil die Auftragslage immer besser wird, wird der Kitzinger Automobilzulieferer jetzt alle Kündigungen zurücknehmen, wie Tom Graf, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Betriebsversammlung am Montag informierte. Die entsprechenden Schreiben gehen jetzt raus an die betroffenen Mitarbeiter. Die haben bis 9. Mai Zeit für eine Antwort.
Aktuell geht es um 92 Beschäftigte, die Ende November entlassen worden wären. Schon im Februar hatten deutlich gestiegene Umsatzzahlen für den Erhalt von 30 anfänglich bedrohten Jobs gesorgt.
„Es lohn sich, nicht aufzugeben.“
Marina Hall Fehrer-Mitarbeiterin
Holger Lenz ist seit 35 Jahren bei Fehrer. Als Betriebsratsvorsitzender geht er in seine vierte Amtsperiode. Die emotionalen Auf und Abs der letzten Monate haben auch bei ihm Spuren hinterlassen. Als „vorsichtig optimistisch“, beschreibt er seine Stimmungslage. Euphorie will trotz der guten Nachricht nicht aufkommen. Zu viele Änderungen hat es in den letzten Monaten gegeben.
Das Abrücken der Fehrer-Spitze von zuletzt geplanten 180 Entlassungen hat gute Gründe: Die Standorte Kitzingen und Wiesentheid seien bis 2017 ausgelastet, betont IG Metall-Bevollmächtigter Walther Mann. Im Bereich Heißschaum gebe es sogar eine „Überauslastung“. Lenz spricht von 20 Prozent über Plan. Aber auch die Abteilung Kaltschaum ist voll auf Touren. Zwei der Anlagen, die eigentlich ins Ausland verlagert werden sollten, blieben in Kitzingen, erklärt Mann. Der Grund: Die Abrufzahlen der Automobilhersteller sind deutlich gestiegen. Gerade BMW und Mercedes hätten ihre Aufträge erhöht, sagt Lenz.
Der Höhenflug des Automobilzulieferers, der laut Graf im Vorjahr den Umsatz um acht auf 433 Millionen Euro steigern konnte, wird nicht nur bedrohte Arbeitsplätze retten. Fehrer braucht Walter Mann zufolge selbst dann zusätzliches Personal, wenn alle 92 Mitarbeiter im Unternehmen bleiben, die jetzt ein Angebot für ein unbefristetes Arbeitsverhältnis erhalten. Fehrer brauche insgesamt 341 Leute.
Dass der jahrelange Abwärtstrend vorbei ist und Entlassungen kein Thema mehr sind, liegt Graf zufolge einerseits am „Boom bei den deutschen Automobilherstellern“. Positiv bemerkbar gemacht habe sich aber auch der Restrukturierungskurs im Unternehmen. Durch eine gestärkte Wettbewerbsfähigkeit am Markt habe Fehrer „eine ganze Reihe von Neuaufträgen gewinnen“ können.