Fehrer-Kids wollen kämpfen

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Das Motto der "Kinderdemo" haben Daniela Nikolic und Johanna Weiß auch auf Plakate geschrieben. Foto: Riegler
Das Motto der "Kinderdemo" haben Daniela Nikolic und Johanna Weiß auch auf Plakate geschrieben. Foto: Riegler

Daniela Nikolic und Johanna Weiß wollen nicht länger zusehen, wie ihre Eltern leiden. Darum wollen sie für deren Arbeitsplätze kämpfen - und für ihre eigene Zukunft.

Das Lächeln fällt ihnen schwer. Die Augen sind glasig, und die Stimme hat vom vielen Reden und Erklären gelitten, ab und zu versagt sie auch ganz. Die beiden jungen Frauen stecken gerade in einer schwierigen Phase - beziehungsweise, ihre Eltern. Die sind langjährige Mitarbeiter, echte Fehrerianer mit Leib und Seele. Und sie sollen Anfang nächsten Jahres entlassen werden. Daniela Nikolic und Johanna Weiß leiden mit ihnen - und wollen mit den anderen "Fehrer-Kids" für ihre Eltern auf die Straße gehen. "Wir sind hier, wir sind laut, weil man unseren Eltern die Arbeit klaut" ist das Motto des Protestmarsches, den die beiden jungen Frauen zusammen mit der IG Metall organisiert haben - und zu dem sie alle einladen, die mit den drohenden Entlassungen nicht einverstanden sind.

Im Schichtbetrieb nie geschont

Danielas Eltern sind seit gut 30 Jahren im Betrieb - und "eingefleischte
Fehrerianer", wie sie bestätigt. "Von den Entlassungen wären beide betroffen, und das, obwohl sie wirklich gute Leute sind, immer ausgeholfen und sich nie ausgeruht haben", erklärt die 33-jährige Mutter einer kleinen Tochter. Sie hätten sich und ihre Gesundheit mit der Arbeit im Drei-Schicht-Betrieb und darüber hinaus nie geschont - und jetzt sollen sie einfach auf der Straße stehen? Das will Daniela, stellvertretend für ihre geschockten, traurigen und teilweise auch ratlosen Eltern nicht einfach hinnehmen. "Wir Kinder kämpfen für den Arbeitsplatz unserer Eltern", hat sie sich zusammen mit Johanna Weiß vorgenommen.

Zukunft steht auf dem Spiel

Die 20-jährige Studentin ist auch ein "Fehrer-Kind", ihre Mutter, eigentlich technische Zeichnerin, engagiert sich inzwischen ebenfalls seit 24 Jahren für Fehrer. "Sie war immer loyal", weiß Johanna, die auch ihre eigene Zukunft in Gefahr sieht. "Meine Ausbildung können sich meine Eltern wahrscheinlich nicht mehr leisten, wenn sie keinen Job mehr haben", sagt sie. Und es seien ja nicht nur die Mitarbeiter, denen die Entlassung droht, betroffen. Eine solche Menge an Arbeitslosen auf einen Streich werde weitreichende Folgen haben, sagt Johanna Weiß - zum einen für die Agentur für Arbeit und zum anderen auch für andere Unternehmen, die wiederum Fehrer mit ihren Produkten beliefern.

Eine echte Herzenssache

Mit ihrer Demo wollen die beiden Kitzingerinnen aber nicht nur auf die Fakten hinweisen, sondern ihre Mitstreiter und Mitbürger vor allem emotional ansprechen. "Es ist uns eine Herzenssache", betonen sie immer wieder. So haben sie an die verschiedenen Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft ihre "Herzensbriefe" verschickt. Darin stehen Sätze wie "Unsere Eltern haben Fehrer so viel gegeben" oder "Wir, die Kinder der Betroffenen, möchten etwa tun, um einen Kompromiss zu finden, mit dem alle Parteien leben können". Oder: "Unsere Eltern haben mit ihren Händen Fehrer geschaffen; unsere Eltern haben erst die Expansion ins Ausland möglich gemacht; Fehrer hat hier in Kitzingen seine Gründungsstätte, warum schließt man gerade unser Werk, in dem so viel Geschichte geschrieben wurde? Das ist doch nicht fair!" Daniela Nikolic und Johanna Weiß sind sich bewusst, dass sie mit ihren Leitsätzen vor allem die Emotionen ansprechen - die Fakten sind schließlich hinlänglich bekannt. Ihr wichtigstes Ziel dahinter: "Wir wollen, dass noch mehr Leute aufstehen und sich für die Fehrer-Mitarbeiter stark machen. "

Die beiden sind sich sicher, dass Kitzingen etwas bewirken kann, wenn es geschlossen auftritt - ähnlich wie in Bad Neustadt/Saale, als sich eine ganze Region gegen die Entlassung von 840 Mitarbeitern bei Siemens gestemmt hatte. "Wir hoffen, dass Kitzingen auch kämpfen kann - denn wir brauchen jede Hilfe."


Termin Samstag, 13. April, 11.30 Uhr, Treffpunkt Bleichwasen; dann geht es zum Marktplatz, wo eine Kundgebung mit Walther Mann von der IG Metall und den beiden Organisatorinnen stattfindet.

Vorbereitung Plakate mit verschiedenen Sprüchen dürfen gerne selbst gestaltet und mitgebracht werden, Material gibt es für Mitarbeiterkinder beim Betriebsrat (Tel. 302-7270, -7755, -7855). Bis zum 13. April sollen die Teilnehmer außerdem den Schlachtruf auswendig können und zudem einige Dinge zusammensuchen, die laut sind: Pfeifen, Trommeln, andere Instrumente, die ordentlich Lärm machen...

News gibt es unterhttps://www.facebook.com/#!/nikolic.daniela.5?fref=ts