Er tüftelt an seiner Karriere

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Florian Elz und "sein" Prototyp einer Elektronik-Box, wie sie in Elektroautos zu finden ist. Foto: Julia Riegler
Florian Elz und "sein" Prototyp einer Elektronik-Box, wie sie in Elektroautos zu finden ist.  Foto: Julia Riegler
Michael Brych
Michael Brych
 

Florian Elz hat gut lachen: Bei der Firma Leoni fand er nicht nur seinen Traumjob, sondern genießt auch manchen Bonus - nicht nur in finanzieller Form.

Die erstbeste Wohnung sollte es nicht sein - und trotzdem reichten in Kitzingen drei Besichtigungen, um die richtige zu finden. "Wo arbeiten Sie? Bei Leoni? Schön, schön." Diesen Satz hörte Florian Elz mehr als einmal. Unter anderem auch vom Vermieter der 73 Quadratmeter, die der 26-Jährige inzwischen sein Reich nennt. "Leoni ist hier im Landkreis schon sehr bekannt, und sehr angesehen", sagt er, und ein bisschen Stolz schwingt in seiner Stimme mit. Schließlich gehört der Elektrotechniker dazu - als motivierte Fachkraft, die nicht nur das weltweit agierende Unternehmen für Bordnetz- und Kabelsysteme mit Sitz in Kitzingen händeringend sucht.

Michael Brych ist bei Leoni für 51 000 Mitarbeiter im Bereich Bordnetz-Systeme verantwortlich und weiß, wie wichtig es ist, kompetentes Personal zu rekrutieren. "Wir müssen uns stetig präsentieren, sind weltweit auf Messen unterwegs", erklärt Brych.
"Vielen Menschen ist die Firma Leoni bisher noch kein Begriff. Wir produzieren nun mal keine Fernseher." Das Ziel sei, als interessanter Arbeitgeber wahrgenommen zu werden - schließlich spitzt sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt immer weiter zu. "Zum einen gibt es immer weniger Fachkräfte. Und zum anderen wird das Angebot für die Arbeitnehmer immer umfassender."

Demografische Herausforderung

Um diese Problematik weiß auch Isabel Linz, Referentin für Fachkräftesicherung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt. "Um Fachkräfte zu gewinnen und im Unternehmen zu halten, gibt es höchst unterschiedliche Herangehensweisen. Wichtig ist, dass sich die Betriebe mit den Fragen auseinandersetzen: Was bedeuten die demografischen Herausforderungen für unser Unternehmen und welche Lösungsstrategien helfen uns langfristig, diese zu überwinden?" Die Firma Leoni hat sich diese Frage anscheinend rechtzeitig gestellt - Florian Elz konnte sich jedenfalls über weitere Annehmlichkeiten freuen, die sein Arbeitgeber ihm bot. Schon während seiner Ausbildung zum Mechatroniker entdeckte sein Ausbilder Werner Schneider manch verborgenes Talent - und sorgte dafür, dass Florian gefördert und gefordert wird.

Dazu machte er ihm ein Angebot, dass der Azubi kaum ausschlagen konnte: Wenn er den Techniker dranhänge, wolle er sich dafür stark machen, dass Florian aufsteigt - nicht nur das Stockwerk betreffend. Dass ihm für diese Weiterbildungsmaßnahme statt der vorgeschriebenen zehn insgesamt 27 bezahlte, freie Tage genehmigt wurden und er sich so ganz auf die Prüfung konzentrieren konnte, verdankt er dem Entgegenkommen seines Betriebes. "Das ist nicht selbstverständlich", ist er überzeugt.

Für Personalchef Michael Brych ist es eine logische Konsequenz aus der Erfahrung mit Florian Elz als Talent. "Das Entscheidende ist die Summe aus Können und Wollen. Bei Herrn Elz hat man gemerkt, dass er etwas erreichen will und auch das Zeug dazu hat. Solche Mitarbeiter sind für ein Unternehmen natürlich sehr wertvoll." Zwar werde Leoni auf der Suche nach Fachpersonal in der Regel auch extern fündig - gerne werden vakante Stellen aber intern besetzt. "Die Leute kennen das Unternehmen, die Abläufe, die Struktur. Das ist ein großer Vorteil."

Auch die IHK empfiehlt ihren Mitgliedsbetrieben, sein Fachpersonal selbst auszubilden. "Unternehmen, die heute ausbilden, sichern sich morgen die Nachwuchskräfte, die sie brauchen, um wettbewerbsfähig und innovativ zu bleiben."

Dabei müssten auch die jungen Menschen eine Chance erhalten, die auf den ersten Blick nicht zu den Starken gehörten. Diese Maxime haben sich auch Kreishandwerskmeister Michael Bissert und die Betriebe aus dem Landkreis Kitzingen zu Herzen genommen. Die Handwerkskammer bietet Schulabgängern, Arbeitssuchenden und auch seinen Mitgliedsbetrieben umfassendes Infomaterial und präsentiert sich als die "Wirtschaftsmacht von nebenan". Dazu locken die einzelnen Betriebe, vor allem auch die kleineren, mit den verschiedensten Boni. Dabei müsse man gar nicht so weit gehen, gute Noten mit der Bereitstellung eines Autos für ein Jahr zu belohnen, wie es zum Beispiel ein KfZ-Meisterbetrieb in Marktheidenfeld vor einiger Zeit getan hat. "Eigentlich ist es bei uns gang und gäbe, bei guten Leistungen eine kleine Anerkennung zu gewähren", sagt Bissert. "Ich hätte kein Problem damit, meinen Auszubildenden ein iPhone zur Verfügung zu stellen oder ein paar Tage Urlaub zu gewähren."

Solche Anreize könnten tatsächlich ein probates Mittel sein, um junge Menschen zu motivieren. Die Firma Leoni hat das auch erkannt, zahlt zum Beispiel eine Leistungsvergütung von bis zu 1000 Euro an besonders starke Azubis aus. "Anerkennung muss man sich erst verdienen", sagt Michael Brych. "Aber gute Leistung muss auch anerkannt werden." Solche Aussagen bestätigen Florian Elz in seiner Entscheidung für Leoni. "Ich habe hier meinen Traumberuf gefunden", sagt der Kitzinger, der inzwischen zum Prototypenkoordinator in der Entwicklungs- und Forschungsabteilung aufgestiegen ist. "Aber ich möchte auch eine angemessene Wertschätzung für meine Arbeit." Da wird Michael Byrch und dem Unternehmen ganz sicher etwas einfallen.

Fachkräfte für Mainfranken:

Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel vorgehen - für diese Ziel setzen sich seit Oktober 2012 auf Initiative der IHK Würzburg-Schweinfurt die Agenturen für Arbeit Würzburg und Schweinfurt, die Handwerkskammer für Unterfranken, die vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., Bezirksgruppe Unterfranken, der Deutsche Gewerkschaftsbund Region Würzburg-Schweinfurt sowie die Region Mainfranken GmbH ein. Grundlage der neu gegründeten Allianz "Fachkräfte für Mainfranken" sind insgesamt zehn Handlungsfelder auf die sich die Partner geeinigt haben. Das Thema "Ausbildung verstärken", nimmt dabei einen besonders hohen Stellenwert ein.

Mehr Info gibt es auf dem Fachkräfteportal der IHK unter www.fachkraefte-mainfranken.de