Vor vier Jahren ein riesiges Kreuzfahrtschiff, jetzt die Neptun auf dem Main: Warum der Kitzinger Auftritt für „Les Brünettes“ etwas Besonderes war.
Die vier Sängerinnen der A-Capella-Formation „Les Brünettes“ sind weit herumgekommen. Aber ein Schiff als Location für ihren Auftritt bei den „Kulturzeichen“ des Landkreises am Samstagabend ist dennoch etwas Besonderes: Neben der Anlegestelle der „Neptun“ stehen schon die Buden fürs Kitzinger Weinfest. Vom Bleichwasen auf der anderen Mainseite schallt die Musik des THW-Helferfestes herüber.
Die musikalische Kreuzfahrt geht los und gerät zu einer zweistündigen Hommage des Quartetts an ihre persönlichen Heldinnen. „A Woman thing“ heißt das Programm, bei dem die Vier immer wieder kleine Geschichten zu ihren Songs erzählen.
Inspiriert von der Oma
Liz Herbolzheimer etwa nennt Aretha Franklin die Heldin ihrer Jugend und widmet deren „Goodbye-Song“ ihrer Oma, „die mich inspiriert hat“. Inspiriert fühlt sie sich auch auf dem Wasser. „Ein wenig größer“ sei das Schiff schon gewesen, mit dem „Les Brünettes“ vor vier Jahren auf Kreuzfahrt zu europäischen Sehenswürdigkeiten unterwegs waren. „Der Pool war ungefähr so groß wie die Neptun.“
Ergreifend ihr Lied über Alfonsina Storni: Die 1892 in der Schweiz geborene Schriftstellerin und Poetin lebte in Argentinien, lehnte sich gegen die Männerherrschaft auf, war Feministin bis zu ihrem Suizid 1938. Darum geht es „Alfonsina y el Mar“ (Alfonsina geht ins Meer). Mercedes Sosa machte dieses Lied weltberühmt, und auch bei Liz klingt die tragische Geschichte so schön, dass das Publikum am Ende ergriffen, ja gerührt ist, ehe frenetischer Beifall die Gänsehautstimmung auflöst.
Nonstop leckerste Gerichte
Juliette Brousset ist die Kreuzfahrt vor vier Jahren vor allem deshalb in Erinnerung geblieben, „weil man nonstop die leckersten Gerichte bekommen konnte.“ Herrlich das Stück „Seal line woman“ von Nina Simone, mit dem Les Brünettes an jene Frauen erinnern, die ganz unten im Schiff leben, für die Annehmlichkeiten an Bord sorgen: Essen, frische Kleidung, Sauberkeit. Es wird viel gelacht, als die Vier mit Utensilien wie Besen und Putzlappen ihr Lied untermalen. Noch mehr wird gelacht, als ein Mikro ausfällt („das ist eben live“) und das schräg präsentierte Stück ein zweites Mal beginnt.
Schön auch die Geschichte von Stephanie Neigel zum Lied „Rotation“. Sie war in Japan im Hotel, starrte auf den Mond – und hoffte, dass ihr „Schätzilein“ an sie denkt, vielleicht gerade ebenfalls den Mond betrachtet. Als das Schiff gerade Mainstockheim passiert, mit den Weinbergen im Hintergrund, passt „Volatil“ perfekt: Es geht um den Moment, wo man leicht beschwipst vom Wein ist und noch nicht weiß, ob es gefühlsmäßig nun fröhlich oder traurig weitergeht, man „ins Dunkle fällt“, wie Juliette anmerkt.
Klatschen und Kanon singen
An diesem Abend ist das Ergebnis eindeutig: Die rund 100 Gäste auf dem Schiff sind selig, sie klatschen und lachen. Ja, sie lassen sich sogar immer wieder zum Mitmachen animieren, singen sogar im Kanon.