Eine filmreife Aufführung in Wiesentheid

2 Min
Kamera und Megafon spielen im neuen Stück der Wiesentheider Kolpingsfamilie eine wichtige Rolle. Seit Wochen wird geprobt. Fotos: Berthold
Kamera und Megafon spielen im neuen Stück der Wiesentheider Kolpingsfamilie eine wichtige Rolle. Seit Wochen wird geprobt.  Fotos: Berthold
Brigitte Balke gibt als alter Hase bei der Kolpingsfamilie dem Neuzugang Christa Willacker gute Tipps für die Bretter, die die Welt bedeuten.
Brigitte Balke gibt als alter Hase bei der Kolpingsfamilie dem Neuzugang Christa Willacker gute Tipps für die Bretter, die die Welt bedeuten.
 
Annelie Barthel versucht in ihrer Rolle als Regisseurin den Überblick zu behalten. Ob Ronald (Matthias Stöhr) alles so umsetzt wie sie das haben will?
Annelie Barthel versucht in ihrer Rolle als Regisseurin den Überblick zu behalten. Ob Ronald (Matthias Stöhr) alles so umsetzt wie sie das haben will?
 
Noch hat der Soufleur Gerhard Brand (vorn) alle Hände voll zu tun, bis alle Schauspieler an der richtigen Stelle ihren Text bringen. Seit Jahren schon managt er diesen Part und bleibt damit eher im Hintergrund.
Noch hat der Soufleur Gerhard Brand (vorn) alle Hände voll zu tun, bis alle Schauspieler an der richtigen Stelle ihren Text bringen. Seit Jahren schon managt er diesen Part und bleibt damit eher im Hintergrund.
 
So gut kann doch kein Rasierwasser riechen. Oder vielleicht doch? Valeska Barthel als Linda und Matthias Stöhr als Ronald im Stück "Rollentausch".
So gut kann doch kein Rasierwasser riechen. Oder vielleicht doch? Valeska Barthel als Linda und Matthias Stöhr als Ronald im Stück "Rollentausch".
 

Ein Spot für Rasierwasser steht im Mittelpunkt des Theaterstücks, das die Kolpingsfamilie Wiesentheid seit Wochen probt. Am Samstag steht die erste Aufführung an.

"Halt, erst ist die Rita dran!", korrigiert Soufleur Gerhard Brand, als Edith Mahr in ihrer Rolle als Mädchen für alles ihren Einsatz verpasst. "Entschuldigung, ich kann den Text der anderen noch nicht", gesteht sie. "Da bist du schon weiter als ich! Ich wär' froh, ich könnt meinen eigenen Text schon", kommentiert Florian Ruland die Szene. Denn aus Mangel an Schauspielern bei der Theatergruppe der Kolpingsfamilie Wiesentheid hat er notgedrungen neben der Regie auch die Rolle des Kameramanns Dennis im Dreiakter "Rollentausch" oder auch "Die Wilden in der Wüste" von Claudia Klein übernommen.

Aber letztendlich hat es bei der Kolpingsfamilie schon immer geklappt, dass alle zu den Aufführung nach den Weihnachtstagen ihren Text können und mit vollem Einsatz und viel Humor auf der Bühne stehen. Auch diesmal ist es wieder ein Lustspiel, das die Truppe seit dem Probenbeginn im Oktober einstudiert.

Es mangelt an Schauspielern

"Wie hatten wieder Probleme bei der Besetzung der Rollen. Uns fehlen im Moment Schauspieler", erklärt der Regisseur. Im letzten Jahr konnten deswegen keine Aufführungen stattfinden und auch heuer hat man lange Zeit alles versucht, neue Mitglieder zu gewinnen, die ebenfalls Spaß an der darstellenden Kunst haben. Leider ohne Erfolg.

Erst spät meldete sich dann mit Christa Willacker ein "Zufallstreffer". Sie hatte Bekannten erzählt, dass sie als Jugendliche mal Theater gespielt hatte und diese machten sie darauf aufmerksam, dass in Wiesentheid händeringend Talente gesucht werden. "Ich bin erst vor eineinhalb Jahren aus der Rhön wieder in meine alte Heimat gezogen, bin schon im Ruhestand und hab Zeit für allerhand Tätigkeiten", sagt die 61-Jährige. Sie erinnert sich noch, wie sie als junges Mädchen in Würzburg in den Huttensälen mit der Schulklasse bei einem Krippenspiel aufgetreten ist: "Ich glaub', ich war ein Engel", erzählt sie.

Auch während ihrer beruflichen Tätigkeit als Leiterin eines Altenheimes hat sie oft ihre Senioren mit kleinen Spielen und Sketchen unterhalten. Und ihre erste Rolle bei der Kolpingsfamilie? Sie spielt eine Dienerin, eine andere Rolle war nicht mehr frei. "Ich hab nur einen Satz zu sagen, ist doch ganz gut für den Einstieg", lacht sie. In der Gruppe fühlt sich Christa Willacker als Neuzugang gut aufgenommen und genießt den Spaß, den alle bei den Proben haben.

Ein Werbespot in Rekordzeit

Diesmal soll im Stück "Rollentausch" in einer Filmproduktionsfirma innerhalb kurzer Zeit und mit knappem Budget ein Werbespot gedreht werden, der die Fernsehzuschauer von einem abenteuerlichen Rasierwasser überzeugen soll. Charlotte (Annelie Barthel), die raue, aber herzliche Regisseurin der kleinen Filmproduktionsfirma, steht unter großem Druck. Doch was tun, wenn die Hauptdarsteller des Spots, die zickige Linda (Valeska Barthel) und das Weichei Ronald (Matthias Stöhr) sich nicht ausstehen können und der Kameramann Dennis (Florian Ruland) sich in die Hauptdarstellerin verguckt?

Bringt der kurzfristig organisierte Friseur Mark (Wolfgang Brünner) mit seinem Machogetue die Stimmung etwa zum Kippen? Oder können Rita (Edith Mahr) und Elsi (Brigitte Balke), die "Mädchen für alles" im Team, eine positive Stimmung am Set aufrecht erhalten und die fehlenden Dienerinnen organisieren? Zu allem Überfluss gibt es einen Stromausfall infolge eines verheerenden Kurzschlusses mit einer geradezu unglaublichen Auswirkung, die das Chaos am Set perfekt macht. Ob der Streifen noch rechtzeitig im Kasten ist und wie sich Neuzugang Christa Willacker in ihrer Rolle macht, wird sich an den Theaterabenden zeigen.