Eine besondere Weihnachtskrippe in der Falkscheune

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Heike und Walter Frank freuen sich über die riesige Krippe, die seit mehreren Generationen im Familienbesitz ist und in Segnitz bewundert werden kann. Fotos: G. Bauer
Heike und Walter Frank freuen sich über die riesige Krippe, die seit mehreren Generationen im Familienbesitz ist und in Segnitz bewundert werden kann.  Fotos: G. Bauer
 
Der Gesangverein Segnitz umrahmt die Veranstaltung musikalisch.
Der Gesangverein Segnitz umrahmt die Veranstaltung musikalisch.
 
 
 
Die Arbeit in der Landwirtschaft wird plastisch dargestellt.
Die Arbeit in der Landwirtschaft wird plastisch dargestellt.
 
 
 
 
 
 
Kleine Details machen die Krippe zu einem besonderen Erlebnis.
Kleine Details machen die Krippe zu einem besonderen Erlebnis.
 
 

Krippen stehen zur Weihnachtszeit in vielen Haushalten. In der Falksscheune der Familie Frank in Segnitz steht eine ganz besondere. Nicht nur, weil sie so groß ist.

In eine Ecke der Scheune platziert und dennoch nicht zu übersehen steht die Krippe da, aufgebaut von Walter Frank, dessen Vater Erich die Krippe einst aus dem oberfränkischen Marktredwitz an den Main mitbrachte. Sie zeigt, anders als gewohnt, eine ausladende Gebirgslandschaft mit Fels, grünen Wiesen, Feldern und Wäldern. Dazwischen eingebaut sind viele Alltagsszenen vor Häusern im meist alpenländischen Stil, die der Urgroßvater von Heike Frank, Karl Frank, an langen Winterabenden im Fichtelgebirge einst liebevoll zusammengebaut hat.
Als Material diente das Holz von Zigarrenkistchen. Daraus entstanden Dächer, Hauswände, Fachwerk und Schindeln für die Hausdächer.

Andere Häuser wurden mit Stroh gedeckt. Wo allerdings früher Spiegelglas als Hausfenster verwendet wurde, hat Walter Frank mit den Jahren eine elektrische Beleuchtung eingebaut und Wasserrad und Windmühle so modernisiert, dass sich die Räder ganz langsam, elektrisch angetrieben, drehen.

Die zahllosen Tiere und Menschen wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus Ton geformt, gebrannt und liebevoll von Hand bemalt. Dass ihr Größenverhältnis untereinander und zu den Häusern nicht so ganz stimmt, interessierte niemanden unter den Besuchern wirklich - alleine der Eindruck begeistert.

Töpferhandwerk stand unter Druck

"Das heimische Töpferhandwerk stand wegen der Herstellung von Porzellan- und Emaillegeschirr unter starkem Druck und suchte neue Erwerbsquellen", erzählte Heike Frank bei der Eröffnung der Krippenausstellung, wie sich die Marktredwitzer Töpfer mächtig ins Zeug legten und neben Hühnern, Ziegen, Kühen, Gänsen und Hasen auch bürgerlich-bäuerliche Menschen schufen, die in der Szenerie das Alltagsleben von damals lebendig werden ließen. Viele kleine einzelne Szenen sind zu einem Ganzen zusammengefügt: Hoch oben auf dem Berg sitzt sogar Prinzregent Luitpold vor der Jagdhütte und schaut hinab ins Land.

Nicht im Mittelpunkt, dennoch aber mittendrin steht die Szene, um die es in den Tagen der Weihnacht geht: Der Stall von Bethlehem mit dem Jesuskindlein in der Krippe, Maria und Josef, Ochs und Esel drum herum. Auf dem Dach sitzen drei Engel und halten Wache, die drei Weisen aus dem Morgenland kommen herbei und sehen, wie der am Himmel schwebende Erzengel Gabriel die frohe Botschaft der Geburt Christi verkündet.

Blütezeit der Landschaftskrippen

"Die Marktredwitzer haben das Weihnachtsgeschehen mitten in das Alltagsleben der Menschen bei der Arbeit, beim Feiern, bei Freud und Leid eingebaut", erklärt Heike Frank. In der Blütezeit der Landschaftskrippen um 1900 seien bis zu 100 Krippen in Marktredwitz aufgestellt worden, Nachbarn und Freunde kamen zum Krippenschaun ins Haus.

Nach einem Rückgang dieser Tradition in der Nachkriegszeit knüpft der Marktredwitzer Krippenweg mit 20 Krippen seit 1989 an die alten Arbeiten an. Erich Frank brachte die Krippe bei seiner Heirat mit nach Segnitz, Sohn Walter Frank griff die Tradition auf und baute die in vielen Schachteln, Kartons und Kisten aufbewahrten Teile in stundenlanger Geduldsarbeit wieder zusammen. "Selbst die Fledermäuse aus unserer Scheune starteten nach der Fertigstellung zu einem Rundflug und offenbar hat ihnen die Krippenszene gefallen", meinte Heike Frank. Pfarrer Matthias Wagner bezeichnete die Krippe als Kleinod, das nach liebevollem Einsatz neu erstrahle und die Besucher begeisterte. Krippen seien schon im 13. Jahrhundert mit lebenden Tieren und Figuren belegt und breiteten sich im 16. Jahrhundert aus. Als Grund nannte der Geistliche, dass nur wenige Menschen lesen konnten.

Mit den Figuren konnten sie so die Weihnachtsgeschichte verstehen. Gleichzeitig gewähre Franks Krippe einen Einblick in das Leben im 19. Jahrhundert. Wagner dankte den drei Generationen Frank für die große Mühe beim Aufstellen der meist aus Naturmaterialien erstellten Krippe. Die Ausstellungseröffnung am ersten Weihnachtsfeiertag gestaltete der Segnitzer Gesangverein mit Weihnachtsliedern zum Mitsingen.