Ein selbstverständliches Miteinander

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Zusammenhalt mit und ohne Handicap: Karsten Neubert, Günther Spitzig, Wolfgang Käser und Ludwig Spiegel (sitzende von links). Helga Ramming, und Matthias Streit (hinten von links).
Foto: LEBENSHILFE

Ein kleiner Ortsteil im unterfränkischen Kitzingen macht seit Jahren vor, was Inklusion wirklich bedeutet.

Ein kleiner Ortsteil im unterfränkischen Kitzingen macht seit Jahren vor, was Inklusion wirklich bedeutet. Über 20 Jahre ist es nun schon her, aber Helga Ramming, Gruppenleiterin in den Lebenshilfe-Wohnstätten Mainfranken, erinnert sich noch genau daran, wie sie die Bewohner der Wohnstätte Ochsenfurt mit nach Markt Herrnsheim in die Theateraufführung genommen hat: „Ich habe damals selbst in dem Stück mitgespielt. Aus diesem Grund hatte ich auch die Idee, die Bewohner einzuladen. Sie wurden damals als Ehrengäste begrüßt.“ Damit war der Grundstein für eine seit Jahren anhaltende Verbundenheit zwischen den Markt Herrnsheimern und den Lebenshilfe-Wohnstätten Ochsenfurt gelegt.

Neben dem Besuch der aktuellen Theaterstücke, werden die Männer und Frauen aus den Lebenshilfe-Wohnstätten auch zu den jährlichen Wanderungen des Förderkreises Herrnsheimer Markt und der Feuerwehr eingeladen. „Die Markt Herrnsheimer haben die Gäste der Lebenshilfe von Anfang an mit offenen Armen empfangen. Seitdem wird immer ganz automatisch darauf geachtet, dass beispielsweise die ausgewählten Wanderstrecken behindertengerecht sind“, erklärte Karsten Neubert, Vorstand der Feuerwehr und Helga Ramming ergänzt lachend: „Und ist die Strecke mal nicht ganz behindertengerecht, helfen alle mit. So wie im letzten Jahr, als wir unseren Rollstuhlfahrer einmal quer über die Wiese getragen haben, bis wir wieder auf dem richtigen Weg waren.“

Von so viel Engagement ist auch Wohnstättenleiter Matthias Streit gerührt: „Genau diese Selbstverständlichkeit ist das Besondere an dieser Kooperation. Unsere Bewohner spüren, dass sie nicht nur eingeladen werden, sondern der Besuch auch als gegenseitige Bereicherung wahrgenommen wird.“

Natürlich war es auch für den ein oder anderen Markt Herrnsheimer zu Beginn eine Umstellung, wie Karsten Neubert verriet: „Wir hatten natürlich anfangs auch gewisse Berührungsängste. Wie geht man mit dem Menschen um? Muss man auf irgendetwas achten? Doch schon nach kurzer Zeit waren diese abgebaut und seitdem wäre ein Fest ohne die Lebenshilfe-Wohnstätten einfach nicht mehr denkbar.“

Dass es mittlerweile, 20 Jahre nach dem ersten Aufeinandertreffen, definitiv keine Berührungsängste mehr gibt, zeigt der Feuerwehrball. Betrachtet man die Bilder der Veranstaltung, wirbeln da Einheimische und Bewohner der Lebenshilfe-Wohnstätten bunt gemischt über die Tanzfläche, ganz egal ob jung oder alt, mit oder ohne Handicap.