Der Apothekennotdienst als Protestform

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Wie im Nacht- und Notdienst bediente Susanne Giehl am Donnerstag Mittag Patienten, die ein Medikament in der Apotheke verlangten. Foto: G. Bauer
Wie im Nacht- und Notdienst bediente Susanne Giehl am Donnerstag Mittag Patienten, die ein Medikament in der Apotheke verlangten. Foto: G. Bauer

Die Apotheker im Landkreis Kitzingen haben am Donnerstag den Tag zur Nacht gemacht und die Kunden eine Stunde lang nur über Notdienstfenster bedient. Damit wollten sie darauf aufmerksam machen, dass sie Personal für Nacht- und Notdienste stellen - und noch dazu einen Teil der Kosten dafür tragen.

Deutschlands Apotheker sind sauer. Alljährlich stellen sie Personal für Nacht- und Notdienste und tragen auch noch einen Teil der Kosten, denn die können durch die Einnahmen nicht gedeckt werden. "Den Service leisten wir gerne, weil wir wissen, dass sich Krankheiten nicht an Öffnungszeiten halten", unterstreicht der Mainstockheimer Apotheker Bernward Unger.

Wie die meisten seiner 25 Kollegen im Landkreis hat er seine Apotheke am Donnerstag für eine Stunde geschlossen und bediente ausschließlich durch das kleine Nacht- und Notdienstfenster.

Die Apotheker wollen nicht auf dem Rücken der Patienten austragen, was die Politik im vergangenen Jahr versprochen, bislang aber nicht eingelöst hat. Pro Patient darf die Apotheke im Nacht- und Notdienst 2,50 Euro aufschlagen, die der Patient tragen muss. Legt er ein aktuelles Rezept vor, das am gleichen Tag ausgestellt wurde, übernimmt die Krankenkasse den Aufschlag.
Die Notdienstpauschale ist seit Einführung des Euro konstant geblieben.

Die Apotheker wünschen sich die Einführung des zugesagten Fonds. So könnten die Nachtdienste mit einer Pauschale ausgeglichen werden. Vor allem versprechen sie sich davon weniger bürokratischen Aufwand.

Gesetzlicher Auftrag

Der Gesetzgeber hat festgelegt, dass niemand weiter als 15 Kilometer zu einer Apotheke fahren müsse. Daraus ergibt sich auch der gesetzliche Auftrag für die Einrichtung von Notdiensten. "Der Notdienst war schon immer defizitär", bemerkt Unger. Die Apotheker stehen nach seinen Worten meist selbst bis zu 36 Stunden für den Notdienst bereit, um sich teuere Lohnkosten für Angestellte zu sparen.

Das sollte sich zum 1. Januar 2013 ändern, kündigten Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) und Jens Spahn beim Deutschen Apothekertag im Oktober 2012 an. Eine Notdienstpauschale von 120 Millionen Euro pro Jahr sollte die Lösung bringen. Spahn sitzt für die CDU/CSU im Gesundheitsausschuss.

Offensichtlich stehen der Neuregelung Satzungsinhalte bei den Krankenkassen entgegen, die aber hätten längst geändert werden können. Unger beklagt als Pressesprecher der Apotheken im Landkreis und unterfränkischer Vorsitzender im Bayerischen Apothekerverband, dass ausländische Apotheken nicht nur günstigere Preise bieten könnten, sie seien auch frei von zusätzlichen Belastungen wie dem Notdienst.

"Die drohende Ausdünnung der Notdienste können wir auf dem flachen Land nicht hinnehmen nur weil sich Krankenkassen gegen die Mehrkosten wehren", sagt Mainstockheims Bürgermeister Karl-Dieter Fuchs. Jeder Patient habe Anspruch darauf, dass auf dem Land eine Apotheke genauso zur Verfügung stehe wie in der Stadt.