Astrid Glos (SPD) bemängelte die Informationspolitik der Stadtverwaltung: Eine angeforderte Stellungnahme des Einzelhandelsverbands Unterfranken liege nicht vor. Glos fürchtete auch, dass Wittmanns Projekt das einen Kilometer entfernte Märkte-Zentrum an der Siegfried-Wilke-Straße kaputt machen könnte. "Rewe und Aldi haben dort erst investiert", sagte Glos.
Dem pflichtete Andrea Schmidt (Grüne) bei: Dieses Einkaufszentrum decke bereits den Bedarf der Einwohner in den Marshall Heights ab. Ihrer Meinung nach wäre Wittmanns "Riesen-Monstrum" der "Todesstoß für andere Märkte", was nicht nur Kunden, sondern auch dort Beschäftigte beträfe.
Das unterstützte Jens Pauluhn (ÖDP): "Der Handel in der Innenstadt braucht Planungssicherheit. Deshalb solle sich der Stadtrat erst einigen, was er wolle und dann nicht mehr davon abweichen. Er führte gegen Wittmanns Projekt an, dass es zu einer weiteren Überversorgung Kitzingens führe und zugleich weitere Flächen versiegele.
Wittmann sieht Stadt als "Verhinderer"
Wittmann sagte in der ihm zugestandenen Redezeit, er habe zwei Jahre lang vergeblich versucht, innerhalb der Marshall Heights einen Markt anzusiedeln: "Es gab keine Nachfrage." Dagegen wären Edeka, Rewe und Aldi sehr am Standort an der B8 interessiert. Deren Zentralen hätten versichert, keineswegs die Filialen an der Wilke-Straße schließen zu wollen. Angesichts der Diskussion im Rat ließ Wittmann seinen Frust heraus: "Man gibt eine Menge Geld aus, versucht, etwas in Kitzingen zu entwickeln, aber man fährt damit immer vor die Wand." Die Stadt wolle vor allem "verhindern".
Uwe Pfeiffle, wie Wittmann FW-FBW-Mitglied und Kandidat bei den Kommunalwahlen, sprang seinem politischen Weggefährten bei: Warum solle man die anderen Märkte befragen, bevor ein neuer aufmache? Pfeiffle plädierte für freie Marktwirtschaft und Wettbewerb und gegen "Protektionismus".
Hans Schardt (ProKT) zeichnete das für ihn realistische Zukunftsbild einer Stadt mit bis zu 40 000 Einwohnern. Der Rat müsse daher Investoren unterstützen und Kitzingen positiv gestalten. Thomas Steinruck (KIK) war überzeugt: Wir kriegen sowieso keinen Nahversorger in die Innenstadt." Uwe Hartmann (Bayernpartei) war ebenfalls für die große Lösung, damit "Familien nah einkaufen" können. Stefan Güntner (CSU) hatte noch einen konkreten Nutzungsvorschlag: im Untergeschoss einen Supermarkt, darüber eine Stadthalle.
Investor will ab Mai neuen Anlauf wagen
Am Tag nach der Abstimmung sagte Wittmann zur Mehrheit für den CSU-Antrag: "Ich bin sehr enttäuscht." Die Entscheidung sei für ihn ein "gewaltiger Rückschritt". Mit dem von der Mehrheit beschlossenen CSU-Antrag, kleiner und im Wohngebiet zu bauen, statt großzügig und an der B8 sei sein Projekt ad absurdum geführt. Er dankte dem OB und der Verwaltung und setzt auf einen neuen Anlauf im neuen Stadtrat ab Mai. Aufgeben will er sein Projekt jedenfalls nicht.
Die namentliche Abstimmung im Stadtrat: Für einen Bebauungsplan, der Wittmanns Vorhaben an der B8 zum Ziel hatte, stimmten 14 Mitglieder: Oberbürgermeister Siegfried Müller, Manfred Marstaller, Rolf Ferenczy, Werner May, Manuel Müller (alle UsW), Uwe Pfeiffle, Manfred Freitag, Dietrisch Hermann (alle Fw-FBW), Thomas Steinruck, Wolfgang Popp (beide KIK), Franz Böhm, Hans Schardt (beide ProKT), Thomas Rank (CSU) und Uwe Hartmann (Bayernpartei).
Dagegen stimmten 15 Stadträte: Andreas Moser, Stefan Güntner, Stephan Küntzer, Gertrud Schwab, Carlo Blank, Hartmut Stiller, Hiltrud Stocker (alle CSU), Astrid Glos, Klaus Heisel, Elvira Kahnt, Brigitte Endres-Paul (alle SPD), Jens Pauluhn, Bianca Tröge (beide ÖDP), Andrea Schmidt (Grüne) und Peter Lorenz (UsW). In der Sitzung fehlten Klaus Christof (KIK) und Jutta Wallrapp.