Die 14-jährige Victoria aus Mexico City entzückt nicht nur ihre Gastfamilie Wieth, sondern auch die Lehrer am Armin-Knab-Gymnasium in Kitzingen. Für drei Monate bleibt sie in Deutschland - und hat bis dahin noch viel vor.
Ab und zu zieht sie die Nase kraus und schaut ihre Gastschwester hilfesuchend an. Dann hilft Jaminah ihrer mexikanischen Freundin gerne aus, gibt ihr ein Stichwort, mit dem Victoria dann leichter weitersprechen kann. Sie kennen sich zwar erst seit knapp vier Wochen, verstehen sich aber trotzdem schon fast blind. "Ich freue mich so, dass sie da ist", sagt die Gymnasiastin aus Albertshofen und gibt der Mexikanerin einen Knuffer in die Seite.
So unterschiedlich sie aussehen, so verschieden ihre Herkunft ist - diese beiden gehören zusammen.
Dabei haben die beiden noch Glück gehabt, schließlich kommen nicht alle Gastschüler in den Genuss eines gleichaltrigen Gastkindes. Einem zweiten, mexikanischen Austauschschüler fiel in einem relativ kleinen - und im Vergleich zu Mexiko City geradezu miniaturartigen - Landkreisort die Decke auf den Kopf. Er wechselt nun an eine andere Schule in einer deutschen Großstadt - für Victoria kaum vorstellbar.
Viel unterwegs Zum einen gefällt es ihr bei der Familie Wieth unheimlich gut, zum anderen unternehmen Jaminah und Victoria sehr viel miteinander. In Würzburg waren sie zum Beispiel schon, und am letzten Wochenende ging es in den Harz.
"Dort war es ziemlich kalt und windig", verriet Gastmutter Miriam Poye-Wieth - was der guten Laune der beiden Mädchen aber keinen Abbruch tat.
Über Jaminahs Großvater und Victorias Vater, der im Wirtschaftsministerium beschäftigt ist, kam der Kontakt zustande - nicht wie üblich über Austauschagenturen oder private Anbieter. Die Mexikanerin hat wiederum durch ihren Großvater deutsche Wurzeln - der Nachname verrät es. "Ich wollte unbedingt Deutschland, seine Sprache und seine Kultur kennen lernen", verrät Victoria.
In ihrer Heimatstadt Mexico City besucht sie eine deutsche Schule und hat so in doppelter Hinsicht den Bezug zur Bundesrepublik. Nachdem die Unterkunft gesichert war - Familie Wieth und Familie Hüttich wurden sich schnell einig - erwies sich auch die Suche nach einer geeigneten Schule nicht als Hindernis für den Auslandsaufenthalt. Schließlich ist man am Armin-Knab-Gymnasium grundsätzlich offen für Austauschschüler.
Ob aus europäischen Ländern wie Frankreich, England und Italien oder auch aus Neuseeland, Kanada, China und den Vereinigten Staaten von Amerika - jedes Jahr kommen Schüler aus fernen Gefilden nach Kitzingen. Dabei ist grundsätzlich jeder willkommen - ebenso, wie jeder AKG-Schüler grundsätzlich nach einem Austauschjahr fragen kann. "
Ich bin eigentlich immer dafür", erklärt Schulleiterin Margit Hofmann.
"Es gibt kein Kind, das ich für ungeeignet halte." Schließlich könne man aus einem solchen Austausch extrem viel mitnehmen, sich persönlich weiterentwickeln. "Wir versuchen jedem Schüler Mut zu machen, es einmal zu probieren." Dabei geht die Tendenz dahin, dass die Austauschschüler immer jünger werden. Gingen die Jugendlichen sonst in der elften Klasse das Abenteuer Auslandsjahr an - wenn überhaupt - so ist es heutzutage, auch bedingt durch das G8, in den meisten Fällen schon in der zehnten Klasse so weit.
Rückbesuch ist schon geplant Victoria Hüttich hat der Ruf sogar noch früher ereilt. Sie möchte ihre Zeit in Deutschland genießen und freut sich schon auf einen Rückbesuch von Jaminah und ihrer Familie. Der Abschied wird ihr jedenfalls schwer fallen, das weiß sie schon jetzt. "Aber wir werden uns ganz sicher wiedersehen", sagt Victoria - und knufft ihre Freundin liebevoll in die Seite.