Dokumentation nimmt überhand
Das zweite große Hindernis: die Bürokratie. „Jeder weiß es, jeder sagt es, doch es wird immer schlimmer“, kritisiert der selbstständige Mediziner. Die Dokumentation habe in dem Beruf sehr stark zugenommen. Hinzu kommt, dass diese Arbeit nicht vergütet wird. „Das machen wir abends, wenn die Praxis geschlossen ist“, sagt Dr. Weise. Schuld an dem „Wahnsinn“ seien die Krankenkassen, die sich mit Kontrollen immer weiter ausbreiten. „Deshalb muss ich mich rechtfertigen, wenn ich jemandem Gummistrümpfe verschreibe.“
Der Gesundheitsminister sei der einzige, der die Macht hätte, daran etwas zu ändern. „Doch der tut einfach nichts“, sagt Dr. Weise. Lediglich Minimalkorrekturen gebe es in der Politik ab und zu. Er selbst habe sich inzwischen ein sehr dickes Fell zugelegt und nehme das einfach hin. „Doch vielen Kollegen macht das sehr zu schaffen. Das ist auch ein Grund, warum viele nicht länger arbeiten.“
Hausarzt war die zentrale Figur
In seinen 40 Arbeitsjahren hat sich neben großen Fortschritten in der Wissenschaft in seinem Beruf vor allem eines geändert. „Als ich begonnen habe, war der Hausarzt noch die zentrale Figur“, erinnert sich Dr. Weise. Alle Befunde liefen zentral bei ihm ein, Überweisungen konnte nur der Hausarzt ausstellen. Mit der Einführung der Versichertenkarte hat sich das nach und nach aufgelöst, Patienten konnten eigenständig zu Fachärzten gehen. „Der Hausarzt hat so ein Stück weit den Überblick verloren, was für die Versorgung nicht gut ist“, stellt der Mediziner fest.
Triathlon und Singen halten fit
Doch trotz vieler Widrigkeiten denkt der Kitzinger Arzt nicht ans Aufhören. Ob es schon einen Plan gibt, wie lange er noch weitermachen wird? „Das kann ich noch überhaupt nicht sagen“, sagt Dr. Weise. „Es geht mir zurzeit gesundheitlich sehr gut, mit viel Spaß an der Arbeit.“
Solange sich das nicht wesentlich verändere, wolle er auf jeden Fall noch einige Zeit arbeiten. Deshalb habe er auch noch nicht versucht, einen Nachfolger zu finden. Fit hält sich der bald 75-Jährige mit viel Sport. Zuletzt hat er den Kitzinger Triathlon in seiner Altersklasse gewonnen. Außerdem hat er viele Jahre am Würzburger Theater im Laienchor mitgesungen. „Ich weiß aber auch, dass ich Glück habe“, sagt der Arzt, „dass es mir so gut geht.“