Computergesteuertes Lenken, ohne dass der Fahrer die Hand am Steuer haben muss – was im Straßenverkehr noch Zukunftsmusik ist, ist in der Landwirtschaft längst Realität. Immer mehr Landwirte nutzen bei der Bewirtschaftung ihrer Felder das GPS-Signal, wie es auch von Navigationsgeräten im Auto verwendet wird.
Computergesteuertes Lenken, ohne dass der Fahrer die Hand am Steuer haben muss – was im Straßenverkehr noch Zukunftsmusik ist, ist in der Landwirtschaft längst Realität. Immer mehr Landwirte nutzen bei der Bewirtschaftung ihrer Felder das GPS-Signal, wie es auch von Navigationsgeräten im Auto verwendet wird, beziehungsweise GLONASS, das russische Pendant zu dem US-amerikanischen System. Gepaart mit zusätzlichen Referenzsendern ist so inzwischen zentimetergenaues Arbeiten möglich. Realtime Kinematic, kurz RTK, nennt sich diese Technik.
Der Maschinenring in Ochsenfurt hat im März 2013 zwei solcher Funkmasten installiert – einer auf dem Schwanberg, ein zweiter in Bütthard. In Ulsenheim östlich von Uffenheim ist ein weiterer RTK-Funkmast des Maschinenrings Franken-Mitte installiert. Inzwischen, so teilt der Ochsenfurter Maschinenring mit, ist die Landesanstalt für Landwirtschaft auf die Technik aufmerksam geworden und nutzt das RTK-Signal für ihre Sortenversuche.
Bei den Landessortenversuchen für Getreide, Ölsaat und Hülsenfrüchte kommt es besonders auf exaktes Arbeiten an. Viele verschiedene Sorten werden in zahlreichen Parzellen auf verschiedene Eigenschaften wie Krankheitsresistenzen, Inhaltsstoffe und Ertrag überprüft. Nicht nur die Aussaat, sondern auch Düngung und Pflanzenschutz müssen hierbei präzise erfolgen, denn die Ergebnisse dienen als Grundlage für die amtliche Beratung der Landwirtschaftsämter und sind ein wichtiger Ratgeber bei der Sortenwahl.
Auf den Versuchsfeldern in Giebelstadt und Kürnach (Landkreis Würzburg), Euerfeld, Schwarzenau (Landkreis Kitzingen) und Rudolzhofen (Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) nutzt die Landesanstalt die RTK-Standorte in Bütthard, Schwanberg und Ulsenheim. Diese Funkmasten liefern ein sekündlich aktualisiertes Funksignal, mit dessen Hilfe die GPS- und GLONASS-Satellitensignale so weit verbessert werden können, dass eine zentimetergenaue Positionierung möglich ist.
Der Nutzen der neuen Technik ist vielfältig, sagt Maschinenring-Geschäftsführerin Jutta Michel. Einmal angelegte Fahrspuren können über Jahre hinweg genutzt werden, ob bei der Aussaat, bei der Pflege, oder bei der Ernte. Die Belastung des Bodens lasse sich so auf ein Mindestmaß reduzieren. Weil die Arbeitsbreiten genau eingehalten werden, lassen sich große Mengen an Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmitteln einsparen. Dank der Datenspeicherung lassen sich die Verarbeitungsschritte auch nach Jahren noch exakt nachvollziehen. Darüber hinaus, so Michel, sei die Arbeit weniger ermüdend, weil sich der Landwirt nicht mehr auf die Lenkung konzentrieren muss, sondern die meiste Zeit über nur noch die automatische Steuerung überwacht.
Bereits über 30 Landwirte und Lohnunternehmer nehmen das Angebot des Maschinenrings bereits in Anspruch und arbeiten mit dem unabhängigen Funkmastsignal, sagt die Geschäftsführerin. Einer weiteren Verbreitung der Technik steht gegenwärtig noch der hohe Preis entgegen. Rund 15 000 Euro kostet der Umbau eines Traktors oder einer Erntemaschine samt ferngesteuerter Lenkung. Dafür gibt es die RTK-Technik inzwischen schon fürs Handy.