Nach der spektakulären Aufholjagd: Flüchtling kann beim Berlin-Marathon starten

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Firaa'Ol Eebbisaa Nagahoo startet beim Berlin-Marathon. Foto: M. Hoch
Firaa'Ol Eebbisaa Nagahoo startet beim Berlin-Marathon. Foto: M. Hoch

Nach seinem ungewöhnlichen Erfolg beim Fränkische-Schweiz-Marathon erhält der Äthiopier Firaa'Ol Eebbisaa Nagahoo doch noch einen Startplatz. Eigentlich war die Anmeldefrist längst abgelaufen. Eine E-Mail der Redaktion bringt die Sache dann aber ins Rollen.

Seit seinem kuriosen Erfolg beim Fränkische-Schweiz-Marathon ist Firaa'Ol Eebbisaa Nagahoo in aller Munde. Das liegt weniger an der Siegerzeit von 2:34 Stunden, womit er den Streckenrekord um knapp zehn Minuten verpasste. Vielmehr fasziniert die Menschen die Geschichte hinter seinem Lauf. Denn als der äthiopische Flüchtling, der aktuell in Hof lebt, verspätet den Startbereich in Ebermannstadt erreicht, sind seine Konkurrenten schon fünf Minuten enteilt - Eebbisaa Nagahoo gewinnt trotzdem.


Startplatz und Hotelzimmer

Seine außergewöhnliche Geschichte beschert dem 26-Jährigen doch noch ein Ticket für den Berlin-Marathon. Dort wollte der Äthiopier unbedingt starten, die Anmeldefrist war aber längst abgelaufen. Eine E-Mail unserer Redaktion an die Pressestelle in Berlin brachte die Geschichte dann aber doch noch ins Rollen. Auf unsere Anfrage meldete sich am Donnerstag die Sportliche Leitung des Events. Eigentlich, so die offizielle Erklärung, müssten Elite-Starter eine Zeit von unter 2:20 Stunden vorweisen. Unmöglich für Firaa'Ol Eebbisaa Nagahoo, dessen Start in Ebermannstadt in Deutschland ohnehin sein erster Marathonlauf überhaupt war.

Weil seine spektakuläre Aufholjagd am vergangenen Sonntag aber derart außergewöhnlich ist, wolle man dem äthiopischen Sportler trotzdem die Möglichkeit geben, in Berlin zu starten. "Wir stellen ihm einen kostenlosen Startplatz und ein Hotelzimmer zur Verfügung", bestätigte die Assistentin der Sportlichen Leitung, Anne Formella.

Firaa'Ol Eebbisaa Nagahoo kann sein Glück kaum fassen. "Ich bin sehr, sehr dankbar. Die Vorfreude ist riesig." Schon immer sei es sein großer Traum gewesen, in Berlin zu starten. "Ich liebe dieses Rennen, habe mich darüber informiert. Dass ich dort laufen darf, ist unglaublich und eine große Überraschung."

In den verbleibenden zwei Wochen will sich der 26-Jährige jetzt intensiv auf den Wettkampf vorbereiten. Er werde so trainieren wie immer: In den Hofer Wäldern, unweit seiner Asylunterkunft. Dabei ist er stets auf sich alleine gestellt, eine professionelle Trainingsmöglichkeit hat er noch nicht gefunden. "Ich bin aber zuversichtlich, fühle mich körperlich gut. Am Tag nach dem Fränkische-Schweiz-Marathon war ich auch schon wieder 15 Kilometer laufen."


Ziel: eine zeit um die 2:15 Stunden

Sein Ziel ist es, in Berlin nach spätestens 2:15 Stunden über die Ziellinie zu laufen. Der 26-Jährige traut sich sogar eine Zeit um die 2:08 Stunden zu. "Die Strecke in Berlin ist schnell. Der Vorjahressieger ist mit 2:02:57 Stunden Weltrekord gelaufen", weiß Eebbisaa Nagahoo.

Wann der äthiopische Flüchtling nach Berlin kommt, steht noch nicht fest. Der 26-Jährige würde gerne ein paar Tage vorher anreisen, um vor Ort trainieren zu können. "Das versuchen wir jetzt in den nächsten Tagen zu organisieren", so Betreuer Olaf Hofmeister von der Diakonie Hochfranken.

Für den Lauf seines Lebens würde Eebbisaa Nagahoo wohl auch zu Fuß bis in die Hauptstadt laufen. "Ich bin so glücklich und dankbar für diese Chance. Ich verspreche, dass ich mein Bestes geben werde."