Der Kabelbaum in einem Auto ist so etwas wie das zentrale Nervensystem. Ohne das geht gar nichts. Das Kriegsland Ukraine fertigte bislang vor allem das Produkt. IPROTEX aus dem oberfränkischen Münchberg liefert die Schutzhüllen. inFranken.de fragt bei Firmen-Chef, Timo Piwonski, nach, wie seine Firma mit dem Krieg und der Energiekrise umgeht.
- Was macht IPROTEX und wie viele Beschäftigte hat das Unternehmen?
- Was hat sich durch den Krieg in der Ukraine für IPROTEX verändert?
- IPROTEX liefert an Kabelbaumhersteller in die Ukraine, wie sieht das jetzt aus?
- Wie gehen Sie mit der Kostenexplosion bei den Energiepreisen um?
- Haben Sie Geschäftsbeziehungen mit Russland?
- Auch das Verhältnis der westlichen Staaten zu China ist angespannt. Wie sehen Sie die Entwicklungen im chinesischen Markt?
- Wer ist Timo Piwonski?
Die Ukraine ist Autozulieferer (vor allem Kabelbäume), Stahlproduzent und baut Getreide bzw. Sonnenblumen an. Der Krieg verhindert das normale Wirtschaftsleben. Aber auch deutsche Firmen sind betroffen, wie der Textilhersteller IPOTREX in Münchberg.
inFranken.de: Was macht IPROTEX und wie viele Beschäftigte hat das Unternehmen?
Timo Piwonski: "IPROTEX entwickelt und fertigt weltweit textile Kabel- und Leitungsschutzprodukte, Hitzeschutzprodukte für verschiedene Anwendungen, die sich u. a. in Fahrzeug-Kabelbäumen oder medienführenden Leitungen wiederfinden. Einen weiteren Bereich bilden technische Textilien für die unterschiedlichsten Anwendungen in allen möglichen Industriezweigen, wie zum Beispiel bei der Bahn, im Maschinenbau oder in der Infrastruktur. Wir haben in Münchberg und in Crimmitschau/Sachsen insgesamt rund 180 Mitarbeiter."
Was hat sich durch den Krieg in der Ukraine für IPROTEX verändert?
"Logistisch mussten wir in Zusammenarbeit mit unseren Kunden, die in der Ukraine Kabelsätze für die Automobilindustrie fertigen, unsere Lieferungen kurzfristig auf andere Produktionsstandorte umdirigieren. Unsere Kunden verfügen über zahlreiche Werke, beispielsweise in Rumänien, Serbien, Polen, Slowakei, Tunesien oder Marokko. Das war noch der leichtere Part.
Wesentlich heftiger sind für uns die Auswirkungen rund um den Energiebereich. Die Explosion von Strom- und Gaspreisen, Heizöl und Kraftstoffen und die damit verbundene, extreme Verteuerung von Chemiefasern, Rohstoffen aller Art. Auch sind die ohnehin bereits seit Corona erheblich gestiegenen Logistikkosten nochmals deutlich angewachsen. Dies trifft uns in allen Bereichen, sowohl in der Beschaffungslogistik, als auch in der Versandlogistik. Von der eingeschränkten Verfügbarkeit und der damit verbundenen Störung der Lieferketten ganz zu schweigen."
IPROTEX liefert an Kabelbaumhersteller in die Ukraine, wie sieht das jetzt aus?
"Wie schon gesagt, mussten unsere Kunden kurzfristig ihre Fertigung auf andere Produktionswerke umstellen. Sämtliche Zulieferungen sind quasi über Nacht auf andere Destinationen neu geroutet worden. Unsere Logistik, unser Vertrieb stimmt sich mehrmals wöchentlich ab. Erschwerend kommt die mangelnde Verfügbarkeit von LKWs und den Fahrern hinzu, da unsere Kunden viel mit ukrainischen, polnischen Logistikern zusammenarbeiten. Im Transit befindliche Ware befindet sich aktuell in LKWs, die nicht abgeladen werden können oder bis dato noch gar nicht am Bestimmungsort angekommen sind.
Mittlerweile fertigen erste Werke unserer Kunden wieder in einigen Fabriken Kabelbäume. Kaum vorstellbar, wenn man die schlimmen Berichte in den Medien verfolgt. Aber offensichtlich sind einige Industrieregionen noch von Angriffen verschont. Die Kommunikation und auch die Aufrechterhaltung der Logistikkette sind momentan äußerst schwierig, für alle Beteiligten kaum planbar."