Junge Leute haben in mehreren Kinos randaliert und den Abbruch der Vorführungen von "Creed 3" erzwungen. Bahnt sich da ein neuer TikTok-Trend an? Ein Hofer Kino hat sich nun für eine Präventionsmaßnahme entschieden. In anderen fränkischen Kinos läuft der Film aber noch.
Verwüstete Säle, abgebrochene Filmvorstellungen und Notrufe bei der Polizei: In deutschen Kinos macht seit kurzem ein beunruhigender "Trend" die Runde. Während des Actionfilms "Creed 3" haben Zuschauer beispielsweise in Essen, Hamburg und Bremen randaliert, Popcorn umhergeworfen oder sind auf Sitze geklettert. Alles, um den Abbruch der Vorstellung zu provozieren und damit auf der Videoplattform TikTok Aufmerksamkeit zu bekommen. Ein oberfränkisches Kino hat nun auf die "Challenge" reagiert.
Der neueste Teil der "Rocky"-Filmreihe wird nicht mehr im Central-Kino in Hof zu sehen sein. Obwohl der Streifen erst seit Anfang März im Kino läuft, wurde er nun schon wieder aus dem Programm genommen. An einer geringen Nachfrage liegt das aber nicht: Vor allem von jungen Zuschauern sei der Film seitdem gut besucht worden, heißt es vonseiten des Central-Kinos. Doch die Mitarbeiter erlebten im Anschluss eine unschöne Überraschung: Der Saal sei auffällig verschmutzt gewesen, berichtete eine Sprecherin im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.
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Es sei zwar bisher noch zu keinen "größeren Ausschreitungen" gekommen. Trotzdem habe sich das Team nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, den Film nicht mehr zu spielen. Aus Sorge, der Trend könnte "noch stärker eskalieren". Das würde schließlich auch das nicht randalierende Publikum stören. Die Programmänderung solle dem Personal zudem die anschließende Reinigung der Säle erleichtern. Das muss allerdings nicht das endgültige Ende für "Creed 3" im Hofer Central-Kino bedeuten: Es gebe noch die Option, eine Altersgrenze einzuführen, heißt es weiter beim BR.
Auch im Programm des Hofer Scala-Kinos taucht "Creed 3" nicht auf, das Bamberger Odeon zeigt den Actionstreifen ebenfalls nicht. In anderen fränkischen Kinos ist der Film aber weiterhin zu sehen: Beispielsweise im Nürnberger Cinecitta, dem Bayreuther Cineplex oder im Würzburger Cinemaxx, wie auf den jeweiligen Homepages ersichtlich ist.
Social-Media-Experten der Polizei in Essen fanden unterdessen Hinweise auf eine Challenge in den sozialen Netzwerken. "Hierbei zeigen einige Personen ein derart asoziales Verhalten, welches dazu führen soll, einen Kinofilm abbrechen zu lassen", schreibt die Behörde. Vor allem bei TikTok seien sehr viele Videos aufgetaucht. "Das ist schon auffällig", sagte ein Sprecher. Andere Experten sind bislang noch zurückhaltend. Für eine typische Challenge fehle dem Thema ein Hashtag und ein typischer Sound, sagt Marcus Bösch, Wissenschaftler an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. "Ohne die verbreitet sich ein Thema bei TikTok nicht."
Auch Robert de Lubomirz-Treter von der Landesanstalt für Medien NRW hält die Verbreitung in dem Netzwerk noch für zu niedrig. Durch den Mechanismus des Videoportals könnte aber ein Trend daraus werden, sagt er. In den Kommentaren zu den Clips aus den Kinosälen gebe es gerade auffällig viele rassistische Äußerungen, die den Widerspruch anderer Nutzer erzeugten. "Das sorgt für Interaktion und damit für Traffic und spült das Thema bei noch mehr Menschen auf die Displays."
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Durch diese Prominenz könnte sich das Thema weiter hochschaukeln. "Viele Nutzer wollen ja eine möglichst hohe Zahl an Aufrufen bekommen, denn dann ist man wer. Um eine hohe Zahl an Aufrufen zu bekommen, kann man ein ohnehin schon prominentes Thema aufgreifen, muss aber noch ein bisschen weitergehen als die anderen", erklärt der Medienexperte. Bei den Kino-Randalen gebe es jedenfalls einige Zutaten, die einen kommenden Trend begünstigen könnten. "Zerstörung, sich gegen die Erwachsenen auflehnen, Risiken und Grenzen testen - da ist schon einiges dabei, was Heranwachsende reizen kann."