Das sagt Frankens Oscar-Gewinnerin nach der Sensation - Auch Söder meldet sich zu Wort

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Oscar-Verleihung 2023: Ernestine Hipper aus Nürnberg gewinnt
Eine strahlende Gewinnerin aus Franken: Die Nürnbergerin Ernestine Hipper nahm den Preis für das beste Produktionsdesign für "Im Westen nichts Neues" bei der Oscar-Verleihung entgegen.
Oscar-Verleihung 2023: Ernestine Hipper aus Nürnberg gewinnt
Chris Pizzello/Invision/AP/dpa
Oscar-Verleihung 2023: Ernestine Hipper aus Nürnberg gewinnt
Strahlende Sieger: Ernestine Hipper und Christian M. Goldbeck, Gewinner des Preises für das beste Produktionsdesign für "Im Westen nichts Neues" jubeln bei der Oscar-Verleihung.
Oscar-Verleihung 2023: Ernestine Hipper aus Nürnberg gewinnt
Jordan Strauss/Invision/AP/dpa

Es war der überraschende Abräumer des Abends: Der deutsche Film "Im Westen nichts Neues" gewann vier Oscars. Einer der Preise ging auch an Ernestine Hipper aus Nürnberg. Die habe für ihren Erfolg "viel Zeit im Schlamm verbracht".

Update vom 14.03.2023: Bayerische Glückwünsche an Oscar-Gewinnerin Ernestine Hipper

Auch Backstage, mit den Oscar-Trophäen in der Hand, wollten es Ernestine Hipper und Christian M. Goldbeck noch nicht so recht glauben. Den Oscar in der Sparte Produktionsdesign für "Im Westen nichts Neues" hatte keiner richtig erwartet, räumt Goldbeck ein. "Die zehn Schritte zur Bühne, vielleicht waren es 25, das ist wie Moonwalking", erzählt der 49-Jährige in der Oscar-Nacht hinter den Kulissen vor der Weltpresse. Als Favoriten für den Szenenbild-Oscar galten "Elvis" oder "Babylon".

Und dann bekomme man auf einmal diesen "sehr schweren Goldengel" in die Hand gedrückt. Dabei geht der Szenenbildner symbolisch auf dem Podium in die Knie - die Trophäe ist fast vier Kilogramm schwer. Sie würden sich einfach wahnsinnig freuen, strahlt Goldbeck. Für Edward Bergers Verfilmung von Erich Maria Remarques weltberühmtem Antikriegsroman musste das Szenenbild-Duo Schützengräben und Schlachtfelder gestalten. "Wir haben viel Zeit im Schmutz und Schlamm verbracht", sagt Hipper. Die 60-Jährige stammt gebürtig aus Franken.

Beide schwärmen von der ungewöhnlich engen Zusammenarbeit des gesamten Teams, die am Ende zu vier Oscar-Trophäen führte, auch in den Sparten Musik, Kamera und bester Internationaler Film. Das Geheimnis ihres Erfolgs liege auf der Hand, sagt Goldbeck ohne zu zögern. Regisseur Berger habe allen Beteiligten zu Beginn ans Herz gelegt, dieses Projekt ohne Streitereien zu machen. Der Krieg habe sich nur vor der Kamera abgespielt, dahinter sei es sehr friedlich und kooperativ zugegangen.

Der Jubel über den Oscar-Erfolg ist auch in Bayern groß. "Vier Oscars für Deutschland, ein Oscar für Bayern! Herzlichen Glückwunsch an Ernestine Hipper aus Nürnberg", schrieb Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag auf Twitter.

"Das ist ein großartiger Erfolg für diese herausragende Produktion und damit auch für den Filmstandort Deutschland", teilte zudem Bayerns Digital- und Filmministerin Judith Gerlach (CSU) mit. "Besonders freut mich, dass mit der Nürnberger Filmausstatterin Ernestine Hipper auch eine Bayerin einen Oscar entgegennehmen durfte."

Auch an der Deutschen Meisterschule für Mode in München gab es große Freude. Hipper hatte dort nach Angaben der Schulleiterin von 1979 bis 1983 Modegrafik gelernt. "Wir sind natürlich überrascht, erfreut und stolz", sagte Oberstudiendirektorin Irene Schoppmeier. Die Schule habe schon viele erfolgreiche Schülerinnen hervorgebracht. "Eine Oscar-Gewinnerin hatten wir aber noch nie. Die Basis dafür wurde hier in München gesetzt."

Erstmeldung vom 13.03.2023: Fränkin gewinnt Oscar - Darum schrieb "Im Westen nichts Neues" Filmgeschichte

Die deutsche Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues" hat gleich vier Oscars gewonnen. Der Film von Regisseur Edward Berger wurde in der Nacht zum Montag in Los Angeles als bester internationaler Film ausgezeichnet. Preise gab es auch für Kamera, Szenenbild und Filmmusik. Die Auszeichnung als bester Film verpasste die Produktion allerdings. Einer der eingeheimsten Preise ging sogar an eine Fränkin.

Der Science-Fiction-Actionfilm "Everything Everywhere All at Once" von Daniel Kwan und Daniel Scheinert erzählt von der Betreiberin eines Waschsalons, die sich durch mehrere Paralleluniversen kämpft. Der Film holte insgesamt sieben Auszeichnungen, darunter für die beste Regie. Schauspielerin Michelle Yeoh gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Schauspieler Brendan Fraser bekam den Oscar als bester Hauptdarsteller. In "The Whale" von Darren Aronofsky spielt der 54-Jährige einen stark übergewichtigen Mann, der sich seiner Teenager-Tochter wieder annähern will.

Oscars 2023: "Im Westen nichts Neues" räumt ab - Ein Preis geht nach Nürnberg

Mit seinen vier Auszeichnungen geht "Im Westen nichts Neues" in die deutsche Filmgeschichte ein. Der Film ist erst das vierte Werk aus Deutschland, das den Oscar als bester internationaler Film holt - nach "Das Leben der Anderen" (2007), "Nirgendwo in Afrika" (2003) und "Die Blechtrommel" (1980). Regisseur Berger bedankte sich bei seinem Team und seiner Familie: "Oh Gott, das bedeutet uns so viel." Die Nürnberger Filmausstatterin Ernestine Hipper gewann gemeinsam mit ihrem Kollegen Christian M. Goldbeck den Oscar für das beste Produktionsdesign. Zudem gewann Kameramann James Friend einen Preis, ein weiterer Oscar ging an Volker Bertelmann für die beste Filmmusik.

Sein Film beruht auf dem gleichnamigen Roman von Erich Maria Remarque und erzählt von den Grauen des Ersten Weltkriegs. Der Film war insgesamt neun Mal nominiert und das erste deutsche Werk, das auch in der Kategorie "Bester Film" vorgeschlagen war. Der Film "Everything Everywhere All at Once" war mit insgesamt elf Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen und gewann am Ende unter anderem auch für das beste Originaldrehbuch. Auch zwei weitere Schauspielpreise gingen an das Filmteam: Jamie Lee Curtis wurde als beste Nebendarstellerin geehrt, Ke Huy Quan als bester Nebendarsteller.

Der Preis für das beste adaptierte Drehbuch ging an Sarah Polley für "Women Talking". Fürs Maskenbild wurde das Team von "The Whale" ausgezeichnet, die Auszeichnung für visuelle Effekte ging an das Team von "Avatar: The Way of Water" und der Blockbuster "Top Gun: Maverick" wurde für die beste Tongestaltung ausgezeichnet. Der Oscar für das beste Kostümdesign wurde an Ruth Carter für "Black Panther: Wakanda Forever" verliehen.

Anspielung auf Ohrfeige: Jimmy Kimmel veralbert Will Smith

Die Verleihung der 95. Academy Awards wurde von Jimmy Kimmel moderiert, der während des Abends auch auf den Eklat vom vergangenen Jahr anspielte. "Also wir haben strenge Richtlinien", verkündete Kimmel zu Beginn des Abends. Wenn diesmal jemand gewalttätig werde - bekomme er den Oscar für den besten Darsteller.

Im vergangenen Jahr hatte Hollywoodstar Will Smith den Moderator Chris Rock wegen eines Gags über seine Frau geohrfeigt und wurde dennoch mit einem der wichtigsten Preise ausgezeichnet, dem Hauptrollenpreis für seine Darstellung im Drama "King Richard".

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red/dpa