Es war der überraschende Abräumer des Abends: Der deutsche Film "Im Westen nichts Neues" gewann vier Oscars. Einer der Preise ging auch an Ernestine Hipper aus Nürnberg. Die habe für ihren Erfolg "viel Zeit im Schlamm verbracht".
Update vom 14.03.2023: Bayerische Glückwünsche an Oscar-Gewinnerin Ernestine Hipper
Auch Backstage, mit den Oscar-Trophäen in der Hand, wollten es Ernestine Hipper und Christian M. Goldbeck noch nicht so recht glauben. Den Oscar in der Sparte Produktionsdesign für "Im Westen nichts Neues" hatte keiner richtig erwartet, räumt Goldbeck ein. "Die zehn Schritte zur Bühne, vielleicht waren es 25, das ist wie Moonwalking", erzählt der 49-Jährige in der Oscar-Nacht hinter den Kulissen vor der Weltpresse. Als Favoriten für den Szenenbild-Oscar galten "Elvis" oder "Babylon".
Und dann bekomme man auf einmal diesen "sehr schweren Goldengel" in die Hand gedrückt. Dabei geht der Szenenbildner symbolisch auf dem Podium in die Knie - die Trophäe ist fast vier Kilogramm schwer. Sie würden sich einfach wahnsinnig freuen, strahlt Goldbeck. Für Edward Bergers Verfilmung von Erich Maria Remarques weltberühmtem Antikriegsroman musste das Szenenbild-Duo Schützengräben und Schlachtfelder gestalten. "Wir haben viel Zeit im Schmutz und Schlamm verbracht", sagt Hipper. Die 60-Jährige stammt gebürtig aus Franken.
Beide schwärmen von der ungewöhnlich engen Zusammenarbeit des gesamten Teams, die am Ende zu vier Oscar-Trophäen führte, auch in den Sparten Musik, Kamera und bester Internationaler Film. Das Geheimnis ihres Erfolgs liege auf der Hand, sagt Goldbeck ohne zu zögern. Regisseur Berger habe allen Beteiligten zu Beginn ans Herz gelegt, dieses Projekt ohne Streitereien zu machen. Der Krieg habe sich nur vor der Kamera abgespielt, dahinter sei es sehr friedlich und kooperativ zugegangen.
Der Jubel über den Oscar-Erfolg ist auch in Bayern groß. "Vier Oscars für Deutschland, ein Oscar für Bayern! Herzlichen Glückwunsch an Ernestine Hipper aus Nürnberg", schrieb Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag auf Twitter.
"Das ist ein großartiger Erfolg für diese herausragende Produktion und damit auch für den Filmstandort Deutschland", teilte zudem Bayerns Digital- und Filmministerin Judith Gerlach (CSU) mit. "Besonders freut mich, dass mit der Nürnberger Filmausstatterin Ernestine Hipper auch eine Bayerin einen Oscar entgegennehmen durfte."
Auch an der Deutschen Meisterschule für Mode in München gab es große Freude. Hipper hatte dort nach Angaben der Schulleiterin von 1979 bis 1983 Modegrafik gelernt. "Wir sind natürlich überrascht, erfreut und stolz", sagte Oberstudiendirektorin Irene Schoppmeier. Die Schule habe schon viele erfolgreiche Schülerinnen hervorgebracht. "Eine Oscar-Gewinnerin hatten wir aber noch nie. Die Basis dafür wurde hier in München gesetzt."
Erstmeldung vom 13.03.2023: Fränkin gewinnt Oscar - Darum schrieb "Im Westen nichts Neues" Filmgeschichte
Die deutsche Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues" hat gleich vier Oscars gewonnen. Der Film von Regisseur Edward Berger wurde in der Nacht zum Montag in Los Angeles als bester internationaler Film ausgezeichnet. Preise gab es auch für Kamera, Szenenbild und Filmmusik. Die Auszeichnung als bester Film verpasste die Produktion allerdings. Einer der eingeheimsten Preise ging sogar an eine Fränkin.