Zeigen, was im Betrieb geschieht

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Vorsitzender Steffen Beiersdorfer (links) würdigte den eindrucksvollen Vortrag von Kathrin Seeger und überreichte ein kleines Präsent. Fotos: Günther Geiling
Vorsitzender Steffen Beiersdorfer (links) würdigte den eindrucksvollen Vortrag von Kathrin Seeger und überreichte ein kleines Präsent.  Fotos: Günther Geiling
Geprüfte Landwirte oder staatliche geprüfte Wirtschafter dürfen sie sich nun nennen (vordere Reihe von links) mit Landwirtschaftsdirektor Herbert Lang, Michaela Mantel, Silke Schwarz, Peter Steinheuer und Zweite Vorsitzende Imelda Hetterich; ferner (hinten von links) Harald Schäfer, Rainer Stephan Vorsitzender des Prüfungsausschusses, Felix Hornung und Vorsitzender Steffen Beiersdorfer.
Geprüfte Landwirte oder staatliche geprüfte Wirtschafter dürfen sie sich nun nennen (vordere Reihe von links) mit Landwirtschaftsdirektor Herbert Lang, Michaela Mantel, Silke Schwarz, Peter Steinheuer und Zweite Vorsitzende Imelda Hetterich; ferner (hinten von links) Harald Schäfer, Rainer Stephan Vorsitzender des Prüfungsausschusses, Felix Hornung und Vorsitzender Steffen Beiersdorfer.
 
Kathrin Seeger mit Herbert Lang (links) sowie Steffen Beiersdorfer und Silke Schwarz (von rechts). Fotos: Günther Geiling
Kathrin Seeger mit Herbert Lang (links) sowie Steffen Beiersdorfer und Silke Schwarz (von rechts). Fotos: Günther Geiling
 

Beim Verband für Landwirtschaftliche Fachbildung brach Schweinezüchterin Kathrin Seeger eine Lanze für die bessere Öffentlichkeitsarbeit. Bauern sollten mehr über ihren Beruf und ihre Leistung aufklären - auch per Facebook, sagt sie.

"Wir müssen die Chance ergreifen und unseren Bürgern zeigen, was wir in und aus unseren Betrieben machen. Wenn wir nichts machen, dann arbeitet die Zeit gegen uns und wir haben dann vielleicht einmal zu viel Zeit für uns. Wir haben eine gute Ausbildung, machen einen guten Job - aber wir müssen dies auch kommunizieren." Dies betonte die Landwirtin Kathrin Seeger im Blick auf "ein besseres Image für die Landwirtschaft" vor den Mitgliedern des "Verbandes für Landwirtschaftliche Fachbildung".


Ein "heißes Jahr" für die Landwirtschaft

Vorsitzender Steffen Beiersdorfer sprach von einem "heißen Jahr" für die Landwirtschaft. Dies reiche von der Wetterlage und einer Vegetation ohne Wasser bis hin zum Rückgang der Milchquote und des Schweinepreises oder der Düngeverordnung und dem Tierschutz.
Dazu kämen negative Berichte über den Berufsstand - und auch die Bevölkerung lege immer mehr das Augenmerk auf die Landwirtschaft. Die Landwirtschaft sei ein gefundenes Fressen für Kritik-Kampagnen und emotional wirkende Bilder. Vielen Menschen fehle der Bezug zur Landwirtschaft.

Kathrin Seeger war mit ihrem Mann Peter nach Haßfurt gekommen, um für ein besseres Image zu werben. Das Ehepaar betreibt in Südhessen Sauen- und Mastschweinehaltung mit über 800 Sauen an zwei Standorten für 4000 Plätze. Dazu kommen 350 Hektar Ackerbau.

Die Landwirtin ließ keinen Zweifel daran, dass das Tierwohl für sie an erster Stelle steht. Gesunde Tiere seien leistungsfähig und die Basis für nachhaltiges Wirtschaften. Bei ihr zeigt sich die Nachhaltigkeit darin, dass im Betrieb die Schweinegülle zur Stromerzeugung genutzt wird und das Gärsubstrat als Dünger auf die Felder kommt. So entstehen nachhaltige Kreisläufe.


Die waren die Guten, "wir waren die Bösen"

Die Referentin berichtete von der Öffentlichkeitsarbeit in ihrem Betrieb in den letzten zwölf Jahren. Es war eine harte Zeit, "denn egal, was wir taten oder sagten - immer waren die Tierschützer die Guten und wir die Bösen". Sie ging am Ende selbst in die Offensive: "Wir haben Leute in unseren Stall eingeladen und hatten jährlich bis zu 200 Besuche mit unterschiedlichen Gruppengrößen. Wir haben uns ein Logo, einen Briefkopf und eine Hompage gestaltet und schließlich auch noch die Idee eines Schweinemobils umgesetzt."

Der Anhänger ist als moderne Mastbucht umgestaltet mit Spaltboden, Heizung, Lüftung, Fütterungs- und Haltungstechnik. Und mit echten Schweinen. "Wenn der Städter nicht zum Stall kommen kann, muss der Stall eben in die Stadt kommen." Kathrin Seeger berichtete, das ihr Schweinemobil im ersten Jahr schon auf 40 Einsätze kam; sie schafften ges gar nicht, alle Anfragen zu befriedigen.

Inzwischen gibt es ihren Stall auch auf Facebook und Twitter. Journalisten und Politiker sind interessiert, was sich auch in der Zahl von 798 Freunde zeigt. Informationen werden so wie in einem Schneeballsystem weitergetragen; so können bei einer Geschichte schnell 4315 Personen informiert werden. Seit mehr als einem Jahr gibt es auf Facebook eine geschlossene Gruppe von 350 Landwirten in Deutschland.

"Wir wollen damit der Landwirtschaft ein Gesicht geben, denn in den sozialen Netzwerken wird oft heftig über die Landwirtschaft hergezogen. Dem müssen wir uns stellen und selbst agieren." Oft würden Tierhaltung und andere Dinge ganz anders dargestellt als sie in Wirklichkeit seien. Wenn die Leute zu ihr in den Stall kämen, erzählten sie "wie schlimm es in der Schweinehaltung ist". Nach dem Besuch hätten sie eine ganz andere Meinung und gäben zu "aber im Fernsehen sieht das doch ganz anders aus."


Nicht so neutral wie gedacht

Seeger bilanzierte: "Auch die ,Tagesschau‘ generiert ihre Berichte aus den sozialen Netzwerken und ist nicht so neutral, wie man es sich oft vorstellt."

Der Streit um die richtige Landwirtschaft sei inzwischen ideologischer Glaubenskrieg. "Massentierhaltung" und "Agrarindustrie" erzeugten Feindbilder und stigmatisierten jeden modernen Familienbetrieb. Deswegen starteten die engagierten Landwirte um Seeger bei der "Grünen Woche" eine Gegendemonstration: "Wir waren stolz, denn wir sind Landwirte und keine Berufsdemonstranten oder bezahlte Aktivisten oder Campaigner. Deren Berufszweck ist es, uns schlecht zu machen."

Aus einer spontanen Idee entstand das Motto "Wir machen euch satt" mit der Aufforderung: "Redet mit uns, nicht über uns". Dies sei sehr gut angekommen, ebenso wie die Aufforderung "frage doch mal den Landwirt" auf der Facebook-Seite, die in kürzester Zeit über 7000 "Gefällt-mir"-Klicks erreichte.

Kathrin Seeger machte Mut, mit einer eigenen Homepage und Kontakten auf Facebook oder Twitter mehr aus dem eigenen Betrieb zu machen.


Ein entscheidendes Jahr für die Landwirte

2016 als entscheidendes Jahr für die Landwirtschaft mit niedrigeren Marktpreise und noch strengerem Kostenmanagement in den Betrieben sprach der Landwirtschaftsdirektor Herbert Lang bei der Jahresversammlung des VfL (Verband für Landwirtschaftliche Fachbildung) an.

838 Mitglieder zählt derzeit der Kreisverband Haßberge, darunter 255 Frauen. In der Arbeitsgruppe der "Ausbilder und Meister" sind 154 Mitglieder aktiv. Lang sprach vom "wärmsten Jahr" seit 1880 mit einer "Rekordhitze in Unterfranken." Bayern erreichte mit 8,9 Milliarden Euro einen Rekord-Agrarexport; wichtigster Partner sei Italien mit 1,4 Milliarden Euro.

Bayern lebe stark vom Export. Hingegen geht der Verfall der Milch- und Schweinepreise an Existenzgrenzen, erklärte Lang. Die Umsetzung der EU-Agrarreform sei im Mittelpunkt gestanden. 93 Prozent der Landwirte haben ihre Anträge schon online abgegeben. Beim Landwirtschaftsamt sind schon 600 Kultur-Landschaftspflege-Protap-Anträge mit 1475 Hektar oder Vertragsnaturschutz mit 2100 Hektar. "Darüber reden wir viel zu wenig."


Bauern sollten mitreden in der Politik

Im Hinblick auf die Bundestagswahl 2017 wies Lang darauf hin, dass jetzt die politischen Programme gemacht würden. "Bleiben Sie nicht daheim und beteiligen Sie sich. Es wird einen Wettbewerb geben und zeigen Sie Flagge!" Dabei mahnte er mehr Zusammenhalt und mehr Engagement über alle Produktionszweige hinweg an.

Weitere Themen waren die Satzung, die sich der Kreisverband gab. Hingewiesen wurde auf die Feldtage vom 14. bis 16. Juni in Mariaburghausen/Haßfurt. Übergeben wurden die Zeugnisse und Urkunden für Abschlüsse im Bildungsjahrgang 2015. Auf der einen Seite, hieß es, sei der Landwirtberuf sehr gefragt. Allerdings wachse der Anteil derer, die nicht aus der Landwirtschaft kommen. Im Landkreis Haßberge gibt es das erste Mal niemanden in der dreijährigen Ausbildung. Das gebe zu denken. Wer solle die bäuerliche Landwirtschaft einmal machen, fragte Geschäftsführer Herbert Lang. Bayernweit hingegen gibt es 806 Absolventen - 51 mehr als im letzten Jahr.


Geprüfte Fachkräfte in der Landwirtschaft

Die Abschlussprüfung Landwirt nach § 45/2 machten Matthias Lehnert, Brünn; Michaela Mantel, Kerbfeld, und Silke Schwarz, Ebern. Die Abschlussprüfung Fachkraft Agrarservice absolvierten Michael Wagner, Nassach (Bundessieger im Berufswettbewerb); staatliche geprüfte Wirtschafter sind Felix Hornung, Königsberg; Philipp Schierling, Oberschwappach und Peter Steinheuer, Stöckach. Neue Landwirtschaftsmeister sind ferner Tobias Behr, Gemeinfeld, Philipp Schierling, Oberschwappach und Jörg Dellert, Burgpreppach. Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft ist nun Sebastian Schick aus Ziegelanger.