Generalvikar Keßler umriss bei einer Pfarrversammlung in Zeil die Grundzüge der künftigen pastoralen Arbeit im Bistum. Das größte Problem bleibt.
Der Generalvikar gab freimütig zu: "Ich komme mit leeren Händen." Konkret helfen konnte Thomas Keßler dem Seelsorgeteam der Pfarreiengemeinschaft "Am Weinstock Jesu" nicht, das sich wegen unbesetzter Stellen und einer weiteren Verschärfung der personellen Situation in naher Zukunft an das Bistum in Würzburg gewandt hatte. Aber der zweite Mann in der Diözese (nach dem Bischof) nutzte die Versammlung im Pfarrsaal in Zeil, um für die geplante inhaltliche Neuausrichtung im Bistum zu werben.
Hintergrund für die angedachte Neukonzeption in der ganzen Diözese ist der Priestermangel und die sinkende Zahl katholischer Christen. Die Überlegungen sind bereits in kirchlichen Versammlungen, etwa mit den Dekanatsräten, diskutiert worden. Ergebnisse gibt es bisher nicht. Vor allem ist noch nicht bekannt, wie die künftigen Strukturen in der katholischen Kirche aussehen werden. Sicher scheint zu sein, dass es wesentlich größere Einheiten als die bisherigen Pfarreiengemeinschaften geben wird. In diesen größeren Einheiten sollen Seelsorgeteams tätig sein. Wie das katholische Dekanat Haßberge mit seinen aktuell zwölf Pfarreiengemeinschaften aussehen wird, ist offen. Fest steht jedoch, dass es vor allem auf die Gläubigen vor Ort ankommen wird, wie ihr Gemeindeleben künftig gestaltet wird.
Nach den Worten von Generalvikar Thomas Keßler, der früher als Pfarrer in Mürsbach bereits im Dekanat (damals noch Dekanat Ebern, heute Dekanat Haßberge) tätig war, hat das Bistum aktuell genügend Personal (Priester, Pastoral- und Gemeindereferenten) für die neue Struktur. Aber es komme eine Welle der Verrentung. Und die neuen Mitarbeiter "werden das nicht ausgleichen können", gestand er. Insgesamt gelte, betonte er zusammenfassend bei der Versammlung vor etwa 70 Teilnehmern im Zeiler Pfarrsaal: "Wir werden nicht mehr."
Dazu nannte er ein Beispiel: "Das Priesterseminar geht auf die Nulllinie zu." Aktuell gebe es in Würzburg zwölf Studenten für die beiden Bistümer Würzburg und Bamberg, und von den zwölf Seminaristen "ist noch keiner geweiht". Keßler: "Die Probleme sind nicht unter den Teppich zu kehren." Aber: Jammern helfe nicht. Die Kirche müsse sich neu ausrichten, und das wolle sie mit dem Konzept "Pastoral der Zukunft - Gemeinsam Kirche sein".
Das soll weniger eine strukturelle Erneuerung sein als vielmehr eine inhaltliche. Die Kirche müsse zu einer missionarischen und evangelisierenden Kirche werden, forderte der Generalvikar. Konkret meinte er damit: Mit der neuen Konzeption solle es gelingen, die 88 Prozent der Christen zu erreichen, die aktuell eher passive Christen sind. Passiv heißt für ihn: Diese Katholiken sind getauft, schicken ihre Kinder zur Kommunionvorbereitung und gehen vielleicht einmal im Jahr (Weihnachten) zu einem Gottesdienst. Aber sonst nehmen sie nicht am Gemeindeleben teil, das im Wesentlichen die zwölf Prozent, die aktiv sind, tragen. Mit den neuen pastoralen Räumen und den geplanten Seelsorgeteams könne der pastorale Anspruch gelingen, ist der Generalvikar überzeugt. Die entscheidende Frage sei: "Wie kriegen wir die Inhalte hin?" Die kirchliche Botschaft müsse ausgesät werden. Thomas Keßler: "Wir sind Sä-Leute des Evangeliums."
Das Gemeindeleben vor Ort müssten die Gläubigen hauptsächlich selbst gestalten. Sie sollten ihre Identität bewahren, sagte er. Aber alles sei nicht mehr möglich. Vor allem kann nach seiner Aussage den Hauptamtlichen nicht alles aufgebürdet werden. Das pastorale Personal "ist nicht der Packesel, dem man immer mehr draufpackt", betonte Keßler.
Die künftige Neuausrichtung der Kirche in der Diözese hilft der Pfarreiengemeinschaft "Am Weinstock Jesu" mit ihren über 6000 Gläubigen in den vier Orten Zeil, Sand, Krum, Ziegelanger aktuell erst einmal nicht. Die Seelsorger mit Pfarrer Michael Erhart hatten sich an Würzburg gewandt, weil sich die personelle Situation zuspitzt. Seit fünfeinhalb Jahren ist die Stelle eines Gemeindereferenten nicht besetzt, jetzt geht auch noch der Gemeindereferent Rudi Reinhart (halbe Stelle).
Dauervertretung in Knetzgau?
Und: Wie es aussieht, muss Pfarrer Michael Erhart demnächst in Knetzgau die Vertretung übernehmen, sobald Pfarrer Jürgen Schwarz die Pfarreiengemeinschaft Knetzgau verlassen hat. Das geschieht in Kürze und das bedeutet für die Pfarreiengemeinschaft in Zeil mit den drei weiteren Pfarrgemeinden: Das hauptamtliche Seelsorgeteam besteht aus Pfarrer Michael Erhart und dem Diakon Bernhard Trunk - mit der Möglichkeit, dass Knetzgau eine Dauervertretung wird, wie Michael Erhart anklingen ließ.
Was tut Würzburg? "Die Lage ist ernsthaft. Ich verstehe Ihre Lage", erklärte Thomas Keßler. Eine Patentlösung hatte er aber nicht parat. Das Problem liegt nach seiner Darstellung vor allem darin, dass sich Pastoral- und Gemeindereferenten eher auf Stellen in den Zentren wie Würzburg bewerben und nicht für den ländlichen Raum. Er folgert daraus, dass das Bistum auf Dauer nicht auf die Freiwilligkeit setzen könne. Es sei nicht akzeptabel, dass es weiße Flecken im Bistum gibt. Die Seelsorger stünden mit ihrem Dienst auch in der Pflicht, sagte er.
Keßler deutete mehrfach an, dass sich, um das Problem zu lösen, das es nicht nur in Zeil und Sand gibt, sondern auch in anderen Orten, im Personalreferat der Diözese etwas ändern muss.