Musik und treffsicher kritische Texte, dafür steht der Mann aus Oberbayern. Das Trio um den Mitbegründer der "Biermösl Blosn" verbreitete in Ebelsbach beste Laune und rabenschwarze Gaudi.
Als "eines der größten Kulturgüter im kabarettistischen Bereich" begrüßte Veranstalter Walter Martin Hans Well und seine beiden musikalischen und kabarettistischen Gefährten zur Herbstkabarett-Veranstaltung im Ebelsbacher Bürgersaal.
Die "Biermösl Blosn" haben nach 35 Jahren aufgehört, aber Hans Well, der Kopf der Gruppe, hat neue Musiker um sich geschart und ein neues Programm zusammengestellt, das sie zum ersten Mal in Franken präsentierten.
Well zur Seite stand Monika Drasch. Die rothaarige Multi-Instrumentalistin mit grüner Geige ist in der bayerischen Kleinkunstszene bestens bekannt.
Sohnemann ist mit dabei Der Dritte im Bunde ist normalerweise der junge Oberammergauer Michi Mücke. Doch weil der mit seiner Band "Koflgschroa" zu Aufnahmen beim Bayerischen Rundfunk weilte, vertrat ihn Hans Wells Sohn Jonas. Und um es gleich vorwegzunehmen: Trotz kleiner Texthänger oder ein paar stimmlicher Abweichungen erfüllte er seinen Part ausgezeichnet und zeigte vor allem beim Trompetensolo gegen Ende der Aufführung sein musikalisches Können.
Inhaltlich in der Tradition der "Biermösl Blosn", allerdings mit neuen Texten und Vertonungen, merkte man den drei Protagonisten die musikalische Spielfreude an: drei Köpfe, 15 Instrumente. Sie mixten bayerische Klänge mit treffsicheren Texten, kombinierten Musik und Kabarett, mischten Volksmusik und politische Satire. Hans Well, als "das politische Gewissen Bayerns" bezeichnet, hat das Spotten nicht verlernt.
Die Zustände in Bayern, Europa und der Welt wurden im Volksmusikgewand kommentiert, die politische Lage des kleinen Gemeinderates ebenso wie der großen Schuldenkrise.
Im ersten Lied gaben die drei Kabarettisten ihre Eindrücke von Ebelsbach wider, schwärmten vom schönsten Digitalfunkmast Deutschlands oder zeigten auf, was eine Ewigkeit ist: der Aufbau des abgebrannten Ebelsbacher Schlosses.
Der kulturelle Schock In Bayern sei es nicht mehr so, wie es einmal war. Es sei ein kultureller Schock, wenn die schwarzen Kühe aus Norddeutschland die typischen braunen Rindviecher ersetzten. Für Hans Well war es zudem unverständlich, von "Haushaltslöchern" zu sprechen, denn "Löcher ham an Rand". Der Berliner Flughafen sei der einzige Flughafen, der nicht aus der Luft zu erreichen ist. Dort arbeite höchstens der Beton in den Säulen.
Gedanken machte sich Hans Well zu den Flatratepartys, zur bayerischen Kultur, zur Organspende und natürlich zur CSU und ihrer Zukunft. Alles, was Dobrindt von sich gebe, könne in eine Biogasanlage eingespeist werden. Mit Dobrindts Dampfplauderei lasse sich direkt Energie sparen.
Live auf der Bühne: die Polit-Größen In einer "Lesung" ließ Hans Well Horst, den Weiberer, Markus, den Speichler, Ude, den Anzapfer, sowie andere politische Größen auftreten und kommentierte scharf die Diskussion über Kinderbetreuung, Krippenplätze, Studiengebühren und immer wieder die Rettungspakete für Griechenland.
Als die letzten Instrumententöne verklungen waren, endete ein großartiger Abend, der den Besuchern unterhaltsame Stunden beschert hatte. Und auf die braven Musiker wartete der Kochkäs und a Schöppla ...