Weinernte 2017: Im Zeiler Steilhang pflückt erstmals eine Maschine die Trauben

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Geerntete Weintrauben aus dem "Zeiler Eulengrund", Sorte Müller-ThurgauAndreas Lösch
Geerntete Weintrauben aus dem "Zeiler Eulengrund", Sorte Müller-ThurgauAndreas Lösch
Der Vollernter kippt die geernteten Trauben aus und verschwindet gleich darauf wieder im Steilhang.
Der Vollernter kippt die geernteten Trauben aus und verschwindet gleich darauf wieder im Steilhang.
 
Mit einer Seilwinde wird das Fahrzeug nach oben gezogen. Umgekehrt bremst die Winde das Fahrzeug, wenn es nach unten geht.
Mit einer Seilwinde wird das Fahrzeug nach oben gezogen. Umgekehrt bremst die Winde das Fahrzeug, wenn es nach unten geht.
 
Ab auf den Hänger: eine Schaufel voller lecker-süßen Trauben.
Ab auf den Hänger: eine Schaufel voller lecker-süßen Trauben.
 
Roger Nüsslein am "Zeiler Eulengrund".
Roger Nüsslein am "Zeiler Eulengrund".
 
Ab auf den Hänger
Ab auf den Hänger
 
Die Maschine umklammert die Reben und rüttelt sie durch - die Trauben landen so im Sammelbehälter.
Die Maschine umklammert die Reben und rüttelt sie durch - die Trauben landen so im Sammelbehälter.
 
So schaut der abgeerntete Stock aus - die Quote ist vergleichbar wie bei der händischen Ernte.
So schaut der abgeerntete Stock aus - die Quote ist vergleichbar wie bei der händischen Ernte.
 
Im Steilhang
Im Steilhang
 
Traubenberg
Traubenberg
 
Relativ sanft umklammert der mechanische Erntearm die Rebstöcke und schüttelt sie durch. Schäden an den Pflanzen sind selten, bei früheren Versuchen mit anderer Technik war das noch anders.
Relativ sanft umklammert der mechanische Erntearm die Rebstöcke und schüttelt sie durch. Schäden an den Pflanzen sind selten, bei früheren Versuchen mit anderer Technik war das noch anders.
 
 
 

Es ist noch ein Prototyp, aber der Steillagen-Vollernter, der diese Tage erstmals im Maintal zum Einsatz kommt, bringt den Winzern neue Möglichkeiten.

Das Wort "pflücken" trifft es nicht ganz, um genau zu sein. Die Maschine, die in diesen Tagen durch Zeiler Weinberge fährt, holt sich die Trauben, indem sie den Weinstock kräftig durchrüttelt. Die reifen Früchte lösen sich, fallen in die Erntemaschine und werden in einen Sammelbehälter befördert. Es ist Weinernte-Zeit, und Winzer Roger Nüsslein ist es nicht gewohnt, nicht mitten im Weinberg zu stehen. Normalerweise tut er das nämlich - in den Steilhängen der Maintal-Weinlagen konnten bislang keine Maschinen eingesetzt werden, zu steil und zu eng ist es hier, also war händisches Pflücken angesagt.

30-Mann-Trupps arbeiteten sich dann Zeile für Zeile voran. Diesmal macht es der Steillagen-Vollernter der Firma Hoffmann aus dem rheinpfälzischen Moselgebiet: Zwei Mann bedienen die Maschinen, Roger Nüsslein und ein Mitarbeiter gehen dann nochmal die Randbereiche ab und ernten die Trauben, an die die Maschine nicht rangekommen ist. Die Firma Hofmann aus dem Raum Würzburg (zufällig derselbe Name wie der oben erwähnte Maschinen-Hersteller, nur mit einem "f") bietet als Lohnunternehmer den Vollernter-Service für die fränkischen Winzer an. Die Zeiler Weinbauern Martin, Nüsslein, Schick und Bauerschmitt probieren heuer erstmals die Spezialmaschine aus in ihren Steilhängen - wenn es gut läuft, soll die Technik dauerhaft zum Einsatz kommen.

"Es funktioniert schon recht gut", sagt Nüsslein und schaut in den steilen Hang im "Zeiler Eulengrund", wo der Vollernter den reifen Müller-Thurgau durchrüttelt und einsammelt. Dann muss der Winzer lachen, weil in just dem Moment die Maschine im Weinberg anhält und nicht weiterkommt. Wie sich gleich heraustellen wird, blockiert ein Holzstück die Mechanik, aber das ist schnell behoben. Weiter geht's. "Es ist ein Prototyp", erklärt Nüsslein. Da müsse man damit rechnen, dass nicht alles gleich auf Anhieb klappt. Heute morgen etwa sei eine kleine Reparatur notwendig gewesen, eine kurze Verzögerung war die Folge. Asonsten leistet die Maschine ganze Arbeit, denn wenn sie läuft, dann läuft sie: Runter, rauf, Trauben raus, Trauben rein, nächste Zeile - wie bei einer Schreibmaschine schaut das aus, nur eben von oben nach unten statt von links nach rechts.

Wie Roger Nüsslein erklärt, habe man Vollernter-Fahrzeuge im Maintal bislang nur bei Steigungen von bis zu 30 Prozent eingesetzt. Für die steileren Lagen mit bis zu 50, 60 oder sogar 70 Prozent Steigung kamen die zu schweren Vollernter nicht in Frage. Die leichtere Maschine und der kleinere Erntearm des "Mosel-Vollernters" machen das nun möglich. Das Fahrzeug wird zudem mittels Seilwinde am Hang gezogen oder gebremst, außerdem sorgt ein Kettenlaufwerk anstelle von Rädern für besseren Halt im Boden. Bis vorerst Mittwoch wird das Gerät noch in den Zeiler Weinbergen im Einsatz sein. Und darüber hinaus: Wenn in der kommenden Woche die späteren Weinsorten Scheurebe, Silvaner und womöglich auch schon der Riesling geerntet werden, soll die Maschine wieder anrücken.

Neugierig ist auch Winzer Jürgen Berninger geworden, der sich die Müller-Thurgau-Ernte an Nüssleins Weinberg näher anschaut: "Das schaut einwandfrei aus", nickt der Ziegelangerer anerkennend. Auch er habe sich entschlossen, in der kommenden Woche auf die Maschine zu setzen, er spricht sich kurz mit Berufskollege Nüsslein ab und zieht dann weiter. Wie Roger Nüsslein erklärt, sei der Steillagen-Vollernter für viele Winzer eine wichtige Zukunftsinvestition. In den vergangenen Jahren sei es zunehmend schwieriger geworden, genügend Erntehelfer zu finden. Habe man etwa 30 Mann zu einem bestimmten Erntetermin eingeplant und musste die Ernte etwa wetterbedingt verschoben werden, war die Planung zunichte gemacht. Die Erntemaschine ist flexibel einsetzbar. Noch kostet die Ernte mit dem Steilhang-Fahrzeug etwa gleich viel oder mehr als die Handlese, sagt Nüsslein. Mit etwa 1500 Euro pro Hektar müsse man rechnen. Aber das dürfte sich ändern, wenn sich die neue Technik etabliert hat und ausgereift ist. Dann würden vermehrt Winzer darauf setzen und es kämen mehr solche Maschinen zum Einsatz, so Nüsslein. Dass die Zeiler Winzer es jetzt schon ausprobieren, soll auch ein Signal an die Herstellerfirma sein, "dass wir das wollen". Handlese ist damit aber trotzdem nicht vom Tisch: Kleinere Sorten, entlegene Hänge oder Sondersorten wie etwa Weißburgunder "bleiben Handarbeit", sagt Nüsslein.