Experimente mit Hirse
Eine Nachfrage beim für den Landkreis zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Schweinfurt, ergibt, dass sich auf den hiesigen Feldern einige Pflanzen finden lassen, die es in den Haßbergen früher nicht gab. "Über die Hirse zum Beispiel hat sich vor 20 Jahren niemand Gedanken gemacht", sagt Heinz-Dieter Hofmann, Pflanzenbauberater am Amt. Aktuell experimentieren etwa Landwirte im Zeiler Stadtteil Bischofsheim mit der wärmeliebenden Pflanze (wir berichteten).
Soja-Anbau hat zugenommen
Ähnlich sieht die Entwicklung bei der Sojabohne aus. "Früher wären diese Pflanzen bei uns nicht reif geworden", sagt Hofmann und verweist auf die Sortenzüchtung, durch die es inzwischen Sojabohnen gibt, die etwas früher reif werden als herkömmliche Sorten aus Südamerika.
Erste Soja-Flächen wurden der Behörde im Jahr 2012 gemeldet, wie der Pflanzenbauberater den Aufzeichnungen des Amts entnimmt. Bauten die Landwirte im Landkreis damals insgesamt 24 Hektar Soja an, hat sich die Menge bis zum Jahr 2019 fast versiebenfacht - auf eine Anbaufläche von 160 Hektar.
Während aus der Sojabohne Öl gewonnen und sie dann als Eiweißpflanze zu Tierfutter verarbeitet wird, kommt die Hirse als Futterpflanze sowie als Energiepflanze für die Biogasproduktion in Frage.
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Auch die "Durchwachsene Silphie", die mit einem Umfang von knapp 0,9 Hektar im Kreis Haßberge (17,6 Hektar im Landkreis Schweinfurt) zu finden ist, dient der Biogasgewinnung. Es handelt sich um eine mehrjährige Pflanze, die vor allem an schlechten Standorten als Mais-Ersatz genutzt werden kann, wie Hofmann erklärt.
Bei einer Gesamtanbaufläche von rund 35 000 Hektar machen diese vergleichsweise ungewöhnlichen Pflanzenarten jedoch nur einen geringen Anteil aus. Mit rund 11 000 Hektar dominiert der Weizen den Pflanzenbau im Landkreis.
Witterung nicht vorhersagbar
"Die Landwirte machen sich natürlich Gedanken, was die Bestandsführung betrifft", sagt Hofmann mit Blick auf Hitze und Trockenheit in diesem und im vergangenen Jahr. "Das Schwierige am Pflanzenbau ist, dass es immer gleich um ein ganzes Jahr geht. Und wir arbeiten mit der Natur, nicht in einer Produktionshalle mit Dach über dem Kopf. Keiner kann sicher vorhersagen, wie die Witterungsbedingungen im nächsten Jahr sind." Durch den Anbau verschiedener Arten und Sorten werde bereits jetzt das Risiko von Ausfällen bei der Ernte verringert.
Das Experimentieren mit neuen, nicht heimischen Pflanzen sei natürlich ebenfalls "ein Stück weit mit Risiko verbunden", erklärt Hofmann. Zum einen müsse man sich fragen, ob die Pflanze überhaupt in die Region passt, und zum anderen müsse es auch einen Absatzmarkt für das Produkt geben.
Verbraucher sind entscheidend
Hier seien auch die Verbraucher gefragt. "Wenn zum Beispiel das Rindfleisch beim Metzger gentechnikfrei erzeugt werden soll, sind wir auf heimische gentechnikfreie Sojabohnen angewiesen, da das Soja-Futter aus Übersee in der Regel gentechnisch verändert ist", sagt Hofmann. Der Verbraucher müsse sich dessen bewusst und bereit sein, Mehrkosten zu akzeptieren.