Das Theater Schloss Maßbach kommt nach Ebern und Haßfurt mit seiner Version von "Ziemlich beste Freunde".
Ob die Bühnenfasung den Charme des französischen Kinokassernschlagers einfangen, ihm womöglich sogar dramaturgische Tiefe entgegensetzen kann? Mit "Ziemlich beste Freunde" ("Intouchables"), einer Komödie nach dem gleichnamigen Film von Olivier Nakache und Éric Toledano wagt sich das Theater Schloss Maßbach an einen Stoff heran, der seine Massentauglichkeit eindrucksvoll beweisen hat - immerhin spielte der im Jahr 2011 erschienene Film etwa 330 Millionen Euro ein - und dadurch auch besondere Anforderungen an die Theaterleute stellt.
Schließlich ist es deutlich komplizierter, einen erfolgreichen Spielfilm fürs Theater umzusetzen, als einen rein literarischen Bestseller bühnentauglich aufzubereiten. Jeder, der den Film kennt, hat Bilder in Kopf, eine Vorstellung davon, wie sich der Ex-Häftling Driss oder sein reicher, aber gelähmter Arbeitgeber Phillipe zu verhalten haben, wie eine Rasurszene zum Lachstück wird oder wie sich eine reservierte Zweierbeziehung zu einer verdammt guten Freundschaft entwickelt.
"Leicht und liebevoll"
Die Unterfränkische Landesbühne will das Unterfangen wagen (Bühnenfassung von Gunnar Dreßler) und verspricht ein "ebenso berührendes wie witziges Theaterstück, das die tragikomischen Ereignisse leicht und liebevoll erzählt". Wie gut dies gelingt, kann nur wenige Tage nach der Premiere am heutigen Freitagabend im Intimen Theater des Maßbacher Schlosses das Theater- (und Kino-)Publikum im Landkreis Haßberge bei Aufführungen am Dienstag, 16. Mai, um 19.30 Uhr im FTE-Saal in
Ebern und am Dienstag, 23. Mai, um 20 Uhr in der Haßfurter Stadthalle erleben.
Ingo Pfeiffer schlupft in die Rolle des reichen, seit einem Unfall beim Paragliding vom Hals abwärts gelähmten Philippe, dem das scheinheilige Mitleidsgetue seiner Umwelt so richtig auf den Keks geht. Und das lässt er seine Mitmenschen spüren.
Gute Entscheidung
Da es keiner seiner Helfer länger bei ihm aushält, ist er wieder mal auf der Suche nach einem neuen Pfleger. Da schneit der respektlose Driss (eine schauspielerische Herausforderung für Benjamin Wilke; sein farbiges Film-Pendant Omar Sy wurde unter anderem mit dem César als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet) ins Haus. Um Arbeitslosengeld beziehen zu können, benötigt er eigentlich nur Philippes Unterschrift auf der Bewerbungsablehnung. Doch sein unbekümmert freches Auftreten gefällt Philippe und so engagiert er den Underdog vom Fleck weg. Eine spontane Entscheidung, die Philippes steife Entourage gehörig aufmischt und den Patienten in manch bedenkliche Verwicklung bringt. Zum Vergnügen des Publikums!
Aus den beiden ungleichen "unberührbaren" Männern werden, wie es der Titel verspricht, "ziemlich beste Freunde" und Driss' unbekümmerter Umgang mit seinem Chef und den Konventionen eröffnet Philippe Perspektiven und neuen Lebensmut.
Wahrer Hintergrund
Der Stoff, der in der Kinofassung sowohl für das Spiel der Hauptdarsteller wie auch seine tragikomische Inszenierung Beifall fand, basiert auf wahren Begebenheiten. Die 2001 erschienenen Autobiografie "Le second souffle" (deutsch: "Ziemlich beste Freunde. Das zweite Leben des Philippe Pozzo di Borgo") des französischen Geschäftsmannes Philippe Pozzo di Borgo, der im Juni 1993 tatsächlich beim Paragliding abstürzte und seither an allen vier Gliedmaßen gelähmt ist.
Dies und der Krebstod seiner Frau stürzte den realen "Philippe" in eine tiefe Depression. Pozzos Buch schildert mit menschlichem Tiefgang diesen Zustand und wie ihm sein langjähriger Pfleger daraus geholfen hat.
Die Maßbacher Mimen sind gefordert, das Wechselspiel zweier konträrer Charaktere, das Aufeinandertreffen von Bewegungslosigkeit und hyperaktiv anmutendem Gehabe und die freundschaftliche Annäherung der Protagonisten eigenständig mit Leben zu füllen.
Ein interessantes Unterfangen, bei dem Susanne Pfeiffer die Regie übernimmt. In weiteren Rollen spielen Anna Schindlbeck und Benjamin Jorns. Karten gibt es jeweils an der Abendkasse. Mehr Informationen unter
www.theater-massbach.de.