Verzweifelter Hilferuf aus dem Asylhelferkreis

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In diesem engen Kellerraum wäscht und sortiert Maria Zeheter die Kleiderspenden, zum Verteilen bleibt aber kaum noch Platz. Fotos: Ralf Kestel
In diesem engen Kellerraum wäscht und sortiert Maria Zeheter die Kleiderspenden, zum Verteilen bleibt aber kaum noch Platz. Fotos: Ralf Kestel

In Ebern gibt es Unstimmigkeit wegen einer notwendigen Kleiderkammer für die Flüchtlingshilfe. Ehrenamtliche fühlen sich von der Regierung und vom Roten Kreuz zu wenig unterstützt - und am Ende ihrer Möglichkeiten.

In Reihen des Asylhelferkreises macht sich Unmut breit. Der hängt aber so gar nicht mit den Flüchtlingsfamilien zusammen, sondern mit hausgemachten Problemen, die die ehrenamtliche Arbeit erschweren, wie sie Sabine Klüpfel als Sprecherin des Asylhelferkreises anprangert. Unhaltbare Zustände sieht sie beispielsweise bei der Ausgabe von Bekleidung, die einerseits nur über die Kleiderkammer des Roten Kreuzes in Haßfurt abgewickelt wird. "Ein vermeidbarer, logistischer Kraftakt", stöhnt Klüpfel.

Andererseits hatte der Asylhelferkreis die "Hürden des Roten Kreuzes", das laut Klüpfel eine zweite Kleiderkammer in Ebern selbst unter ehrenamtlicher Leitung ablehnte, umgangen, indem Kleidung in Eigenregie gesammelt, aufbereitet und ausgegeben wurde.
Das passierte in großen Räumen des einstigen Unteroffiziersheimes, das bekanntlich der Stadt gehört.

Die hat aber mehrere Räume an die Regierung von Unterfranken vermietet. In einem dieser Zimmer finden Integrations- und Sprachkurse statt. Ein anderer, größerer Raum steht den Helfern nicht mehr zur Verfügung, weil dort das Büro des Flüchtlingsbetreuers der Regierung von Unterfranken, Robert Stoppa, eingerichtet wurde. Weil im Zugang zu dessen Büro noch viel ungenutzter Platz zur Verfügung steht, spricht Frau Klüpfel von einem "leeren Tanzsaal".

"Wir wollen geeignete Räume. Sonst kann die Stimmung kippen. Wer soll denn dann für uns Ehrenamtliche in die Bresche springen?", ergänzt Anna Luckardt, die nach eigener Darstellung ganze Autoladungen voll an Spenden nach Ebern gebracht und in den großen Räumen ausgebreitet hat, wo "alles auf Tischen und den Fensterbänken von den bedürftigen Menschen wie auf dem Bazar genommen in Augenschein wurde, so die Neubrünnerin.

Nun aber wurde dem Asylhelferkreis als Ersatz für die Kleider, die seinen Mitgliedern von Spendern überlassen werden, ein Kellerraum in der Gemeinschaftsunterkunft zugewiesen. "Ein Kabuff", wie Sabine Klüpfel findet. Zu klein, zu dunkel, unzureichend, um die immer größere werdende Asylbewerber-Schar auszustatten.

Dies hat sich nach Aussage von Klüpfel und Maria Zeheter, die seit Monaten Hosen, Hemden, Jacken, Blusen und Pullover sortiert, wäscht, faltet und bügelt, gezeigt, als fast 50 Neuankömmlinge im engen Flur für Chaos und Gedränge sorgten. Maria Zeheter: "Das verfolgt einen bis in den Schlaf."
Sabine Klüpfel: "Wir haben nunmehr über 200 Flüchtlinge, und die Witterung schlägt um", beschreibt sie die aktuelle Not, während das Rote Kreuz nach kostenlosen Räumen suche, um dort volle Spendensäcke zu lagern. Frau Klüpfel spricht sogar wörtlich davon, dass "das Rote Kreuz Spenden abgreift und von Ebern weg kanalisiert".

Daher die Forderung: "Wir denken, Ebern hat das Recht, vom Roten Kreuz, mit einer Kleiderkammer unterstützt zu werden. Diese Kleiderkammer wäre für alle Bedürftigen in Ebern ein Segen, nicht nur für Flüchtlinge."

Vom Roten Kreuz in Haßfurt plädierte Kreisgeschäftsführer Dieter Greger plädierte dafür, "mehr miteinander zu reden, als übereinander zu schreiben" . Er versprach, dass "wir bestimmt eine Lösung finden" und erinnerte daran, dass derzeit alle Flüchtlingsströme kanalisiert über Haßfurt führen, wo jeder eine Erstausstattung an Kleidung bekomme. Auch hatte der Leiter der Eberner Rettungswache zuletzt bei der Ankunft der 50 Neulinge seine Hilfe angeboten, aber "nichts mehr gehört".

Die Einrichtung einer Kleiderkammer fände auch Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) vorteilhaft. "Möglichst durch das Rote Kreuz, das über das Know-How verfügt. Nachdem das Rote Kreuz in Ebern Räume für die Unterbringung von Kleidung sucht, könnte ich mir gut vorstellen, diese im Bereich der Kaserne zu finden. Ich werde die Verantwortlichen ansprechen", verspricht der Bürgermeister.


Bürgermeister will helfen

Zur Entwicklung generell erinnert Hennemann daran, dass "wir der Regierung von Unterfranken nahe gelegt haben, weitere Räume der Frauengrundhalle neben der Gemeinschaftsunterkunft für Aufenthalt-, Begegnungs- und Schulungsräume zu nutzen". Die Regierung habe Räume angemietet. Zunächst konnten diese zum Sortieren und zur Verteilung von gespendeten Spielsachen und von Kleidung genutzt werden, zwischenzeitlich sei der eine Raum Schulungszimmer für Integrations- und Sprachkurse und Büro für die Asylberatung der Caritas. Den anderen Raum belege die Regierung für ihren Mitarbeiter. Der Raum stehe deshalb dem Asylhelferkreis nicht mehr zur Verfügung.

Hennemann will sich aber um Ersatz bemühen: "Ich werde mit den Verantwortlichen sprechen, um eine bessere Raumnutzung zu erreichen. Zudem möchte ich erreichen, dass weitere Räume für die Lagerung und Verteilung von Kleidung und Sachspenden zur Verfügung stehen, um den ehrenamtlichen Helfern, deren Einsatz nicht zu bezahlen und von staatlichen Stellen gar nicht zu leisten wäre, bessere Bedingungen für ihre wichtige Aufgabe zu bieten. Bei den vielen Räumen, die in der Kaserne vorhanden sind, sollte sich eine Lösung finden lassen", gibt sich der Eberner Bürgermeister zuversichtlich.


Weitere Blocks vor Vermietung?

Dass es für viele Räume auch noch anders gelagerte Pläne gibt, dürfte auch dem Bürgermeister bekannt sein. Unsere Redaktion weiß von mehreren Hausbesitzern im Gewerbepark "Alte Kaserne", die sich nun auch um die Aufnahme weiterer Asylbewerber beworben haben.

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