Verkehrspolizisten nahmen Motorräder ins Visier

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Gleich vier Motorradfahrer in der Kontrollstelle, wo ihre Papiere und ihre Fahrzeuge überprüft werden. Foto: Helmut Will
Gleich vier Motorradfahrer in der Kontrollstelle, wo ihre Papiere und ihre Fahrzeuge überprüft werden. Foto: Helmut Will
Den Drehzahlmesser hat Polizist Beck (links) im Blick, dass Schallmessgerät Achim Seifert. Nach Abzug einer Toleranz von fünf Dezibel stellen die Beamten fest, dass der Wert um ein weiteres Dezibel überschritten ist. Foto: Helmut Will
Den Drehzahlmesser hat Polizist Beck (links) im Blick, dass Schallmessgerät Achim Seifert. Nach Abzug einer Toleranz von fünf Dezibel stellen die Beamten fest, dass der Wert um ein weiteres Dezibel überschritten ist. Foto: Helmut Will
 
Foto: Helmut Will
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"Vier auf einen Streich." Michael Gerhart von der Verkehrspolizei Würzburg-Bibelried winkt die Motorradfahrer in die Kontrollstelle. Der letzte aus der Gruppe hatte Pech. Der Auspuff seines Motorrades war zu laut. Foto: Helmut Will
"Vier auf einen Streich." Michael Gerhart von der Verkehrspolizei Würzburg-Bibelried winkt die Motorradfahrer in die Kontrollstelle. Der letzte aus der Gruppe hatte Pech. Der Auspuff seines Motorrades war zu laut. Foto: Helmut Will
 
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Einsatzleiter Achim Seufert Foto: Helmut Will
Einsatzleiter Achim Seufert Foto: Helmut Will
 
Foto: Helmut Will
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Polizeiobermeister Martin Göller im Gespräch mit dem Motorradfahrer, dessen Maschine beanstandet wurde. Neben dem "Amtlichen" wird auch noch etwas fachgesimpelt. Foto: Helmut Will
Polizeiobermeister Martin Göller im Gespräch mit dem Motorradfahrer, dessen Maschine beanstandet wurde. Neben dem "Amtlichen" wird auch noch etwas fachgesimpelt.  Foto: Helmut Will
 

An Christi Himmelfahrt kontrollierte die Polizeiinspektion Ebern im "Hambach" Motorradfahrer, die auf dieser Strecke ihre Fahrkünste testen.

Vor allem in den Sommermonaten ist die Staatsstraße 2278 im kurvenreichen "Hambach" zwischen Ebern und Untermerzbach das "Mekka" vieler Motorradfahrer. Diese lieben die Strecke mit ihren drei Spitzkehren, um die Grenzen ihrer Fahrkünste zu testen. Davon sind Videos im Netz zu finden, weil sich in der sogenannten Applauskurve die Biker gegenseitig gefilmt haben, als in extremer Schräglage das Knie die Fahrbahn streift und der Fußraster manchmal Funken sprüht. Schon manchem wurde das zum Verhängnis.


Röhrende Auspuffgeräusche

Es ist aber auch ein Ärgernis für Bewohner anliegender Ortschaften, denn die röhrenden Auspuffgeräusche sind weithin zu hören. Sie trüben die Ruhe erholungssuchender Bürger.
Auch Autofahrer, denen Motorräder in den Spitzkehren entgegen kommen, fühlen sich unwohl, haben Sorge, dass ihnen einer unter die Räder rutscht oder mit dem Helm in Schräglage den Außenspiegel oder die Breitseite des Fahrzeugs touchiert. Beschwerden gab es deshalb schon zu Hauf. Die Polizei aus Ebern ist deshalb dort häufiger unterwegs, um mit Kontrollen dem unnötigen Hin- und Herfahren Einhalt zu gebieten. Am Christi Himmelfahrt fand eine mehrstündige Kontrollaktion statt. Daran beteiligten sich, wie der Einsatzleiter der Polizeiinspektion Ebern, Polizeihauptkommissar Achim Seufert sagte, drei Motorradstreifen der Verkehrspolizei Würzburg-Biebelried, eine Beamtin und drei Beamte der Polizeiinspektion Ebern.
Der Einsatzleiter erläutert: "Bei unserer Aktion geht darum das meist unnötige Hin- und Herfahren der Motorradfahrer etwas einzudämmen. Der zweite Aspekt ist manipulierte Motorräder, an denen zum Beispiel die Auspuffanlage verändert ist und so mehr Lärm produziert, zu entdecken und aus dem Verkehr zu ziehen. Wir wissen, dass Motorradfahrer gerne an ihren Fahrzeugen basteln, um eine gewisse Leistungssteigerung zu erzielen." Hinzu komme, dass der "Hambach" ein gewisser Unfallschwerpunkt sei und hier schon einige Motorradfahrer nach einem Sturz schwer verletzt wurden oder gestorben sind. Seufert weiß, dass die Polizei den Bikern nicht grundsätzlich verbieten kann diese Strecke zu befahren. "Um dem Treiben etwas Einhalt zu gebieten, müssen wir manchmal als Spielverderber auftreten." Während Seufert das sagt, nähert sich aus Richtung Untermerzbach ein Motorrad. Seine Kollegin, Polizeiobermeisterin Julia Holzheid, geht zum Straßenrand, hebt die Anhaltekelle, um den ankommenden Motorradfahrer in die Kontrollstelle zu lotsen. Dort nimmt sich ihr Kollege, Polizeiobermeister Martin Göller, das Krad vor. Nach eingehender Überprüfung kann er nichts finden, gibt dem Motorradfahrer seine Papiere zurück und wünscht ihm gute Fahrt.
Plötzlich werden die Polizeibeamten auf drei Motorradfahrern aufmerksam, die gut 200 Meter vor der Kontrollstelle in einen Feldweg abbiegen. Die "Motoradpolizisten" schwingen sich auf ihre Dienstkräder und fahren zu den drei Bikern, die mittlerweile im Feldweg angehalten haben. Seufert und sein Kollege, Polizeioberkommissar Albrecht Mauer, folgen den Kollegen mit dem Dienstauto. Als sie wieder zurück kommen sagt Seufert, dass bei den drei Bikern nichts beanstandet werden musste.
Und schon kommt ein ganzer Pulk Motorräder aus Richtung Untermerzbach angefahren. "Wenn man Motorräder hört, bevor man sie sieht, ist meist was faul", sagt Julia Holzheid. Michael Gerhart von der Verkehrspolizei Biebelried winkt die Motorradfahrer in die Kontrollstelle. Die Verkehrsspezialisten gewinnen schnell den Eindruck, dass, zumindest an einem Krad, der Auspuff zu laut ist. Jetzt tritt Werner Seifert in Aktion.


Schallmessung im Feldweg

Er ist Leiter der Kradstaffel der unterfränkischen Polizei. Er bittet die Motorradfahrer einige hundert Meter von der Kontrollstelle entfernt in einen Feldweg zu fahren. "Dort werden wir eine Schallmessung vornehmen und gehen deshalb an eine Stelle, die möglichst frei von anderen Schallquellen ist", erläutert der erfahrene Verkehrspolizist.
Auch Göller und Julia Holzheid, fahren mit. Ein Drehzahlmesser und ein Schallmessgerät kommen zum Einsatz. Der Fahrer der Maschine, ein junger Mann aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld, wird etwas unruhig, schaut genau hin, was passiert. Seifert trifft Vorkehrungen für die Überprüfung, hält das Schallmessgerät in Richtung Auspuff. Sein Kollege Beck gibt Gas und blickt hierbei auf den Drehzahlmesser. Kurz darauf erklärt Seifert, dass die Maschine zu laut ist.
Drei Kontrollmessungen werden durchgeführt. Seifert kommt zum Ergebnis, dass bei einem Abzug von fünf Dezibel Toleranz der Auspuff um ein Dezibel zu laut ist. Jetzt erweist sich Göller von der Polizeiinspektion Ebern als profunder Kenner der Materie.
"Aufgrund der durchgeführten Messung muss ich ihnen mitteilen, dass die Betriebserlaubnis ihres Motorrades erloschen ist. Sie dürfen nicht mehr weiter fahren und müssen mit einem Bußgeld von 90 Euro plus 28,50 Euro Gebühren rechnen", sagt er. Danach belehrt er den jungen Mann, dass er seine Personalien angeben, aber sich zur Sache selbst nicht äußern müsse. Währenddessen kommt ein Kumpel des Ertappten hinzu, der sich fachkundig gibt. "Ich habe einen Motorradhandel." Er weiß sofort, dass sein "Spezi" nicht mehr weiter fahren darf. "Ein Dezibel zu viel, na ja, aber irgendwo ist halt immer eine Grenze", sagt er. Ruhig hören die Biker zu, diskutieren mit dem Beamten. Sie haben schnell erkannt, dass sie mit Göller einen Spezialisten gegenüber stehen, dem man nichts vormachen kann.
Göller, selbst Motorradfahrer, sagt: "Alle Motorradfahrer wissen ganz genau, was sie erwartet wenn sie mit manipulierten Krädern erwischt werden, die kennen sich genau aus." Seine Maschine stehen lassen, möchte der junge "Rhöner" nicht. Er lässt sein Motorrad abholen. "Ich werde den Betroffenen auffordern mir eine Bescheinigung vom TÜV vorzulegen, dass die Auspuffanlage wieder in ordnungsgemäßen Zustand gebracht wurde", sagt Göller.
An diesem Vatertag wurden, wie Einsatzleiter Achim Seufert später mitteilt, mehr als 60 Motorräder kontrolliert. Bei neun Fahrzeugen wurden technische Veränderungen festgestellt, was zum Erlöschen der Betriebserlaubnis führte. War eine Behebung des Mangels nicht an Ort und Stelle möglich, mussten die Fahrer ihr Motorrad abholen lassen.


Meist Auspuff manipuliert

"Hauptsächlich haben wir Manipulationen an den Auspuffanlagen festgestellt", sagt Seufert. Das führe dazu, dass die Abgaswerte höher und die Maschinen lauter werden. "Nicht jeder ist auf einen kernigen Sound erpicht", sagt der er. Weitere Feststellungen waren, dass ein nicht eingetragener Bremshebel angebracht und ein nicht zugelassener Lenkungsdämpfer eingebaut war. Auch ein "offener Kupplungsdeckel" musste von Albrecht Mauer beanstandet werden. Pech hatte auch ein Pkw-Fahrer, an dessen Fahrzeug Veränderungen am Fahrwerk, am Auspuff und an den lichttechnischen Einrichtungen festgestellt wurden.
Alle Beanstandeten erwartet zu den Kosten für die Beseitigung der Mängel ein Bußgeld in unterschiedlichen Höhen und manche auch Punkte in Flensburg. Ein 26-jähriger Motorradfahrer zur Kontrollaktion: "Die Polizei macht auch nur ihre Arbeit und jeder von uns weiß, wenn er mit einer Manipulation erwischt wird, hat er Pech."