Umstrittene Umfrage: Mehrheit befürwortet den Nationalpark

2 Min
Wird der Steigerwald zum Nationalpark? Foto: Waldemar Wiederer
Wird der Steigerwald zum Nationalpark? Foto: Waldemar Wiederer
Hubert Weiger Foto: Nikolas Pelke
Hubert Weiger Foto: Nikolas Pelke
 

Wo gehobelt wird fallen Späne: Seit Jahren kämpft Hubert Weiger für einen Nationalpark im Steigerwald. Nun will er mit einer Umfrage punkten und behauptet, eine Mehrheit unterstütze seine Idee. Nur die Menschen im Steigerwald hängen noch an ihrem Holz.

Auf jeden Klotz einen noch größeren Keil: In der Nationalpark-Debatte wird aus dem Gegner gerne Kleinholz gemacht. Die Regeln des verbalen Kampfsports kennen wohl wenige besser als Hubert Weiger. "Optimistisch" sei er, dass die "Propaganda auf Dauer"nicht zieht. Der Vorsitzende des Bund Naturschutzes meint natürlich die Propaganda des Gegners und nicht die Eigene.

Genüsslich zieht Weiger in diesem Spiel um richtige und falsche Wahrheiten am Freitag in Nürnberg ein neues Ass aus dem Ärmel. Das Ergebnis einer Umfrage zur Akzeptanz eines Nationalparks im Steigerwald. "Eine deutliche Mehrheit der Bewohner rund um den Steigerwald befürwortet einen Nationalpark", wird Weiger später im Trachtenjancker ohne mit der Wimper zu zucken in die Fernsehkameras sagen. Erst auf Nachfrage wird er einräumen, dass sich diese "Mehrheit" durchaus heterogen zusammensetzt und es ein Gefälle zwischen Stadt und Land gibt. Je näher die Menschen an dem geplanten Nationalpark im nördlichen Steigerwald wohnen, desto vehementer lehnen die 1000 befragten Bürger den Plan der Naturschützer ab, den schönen Buchenwald den Käfern und Pilzen, Pflanzen und Vögeln zu überlassen.

Von 1000 Befragten (410 auf dem Land und 590 in der Stadt) hätten sich 61 Prozent für einen Nationalpark ausgesprochen. Die direkten Anrainer sind freilich mehrheitlich dagegen. Einen Jota von ihrem Vorhaben abrücken wollen die Naturschützer deswegen nicht. Der Steigerwald besteht ihrer Meinung nach schließlich nicht nur aus Dörfern mit 50 Einwohnern. Auch Bamberg und Schweinfurt könne man getrost zum Steigerwald rechnen.

Brennholz aus dem Naturdenkmal

Während der Stadtmensch nach Erholung in der intakten Natur sucht, macht der Landmensch (man ist geneigt Waldmensch zu sagen) Brennholz aus dem Naturdenkmal. Bei der "Brennholz-Frage" will Weiger ansetzen. Das Kalkül: Je mehr Kleinholz die Landmenschen bekommen, desto mehr zündet die Nationalpark-Idee auch bei denen, die im, in, mit, um und von ihm leben. Da scheuen sich die Naturschützer auch nicht, auf die nationalistische Karte zu setzen. Die bösen Staatsforsten würden schließlich das gute Brennholz aus dem Steigerwald in alle Welt verschiffen. Sogar bis Österreich werden die Stämme verschleppt. Es wird getrennt, was eigentlich zusammengehört: Fränkische Buche für fränkische Öfen.

Weiger geht es um die Sache, sagt er. Von einem Nationalpark träumt er schon seit Jahren. Auf über 500 Veranstaltungen haben die Naturschützer für ihr Idee geworben, die Holzfäller aus dem Unterholz zu vertreiben, damit sich Fuchs und Hase endlich ungestört Gute Nacht sagen können. Aus Waldarbeitern sollen Parkwächter werden, so die Vorstellung, die den unzähligen Touristen die Schönheit des "Welterbes der Natur" erklären sollen. Blühende Landschaften würden sprichwörtlich im wilden Buchenwald sprießen. Ex-Landrat Günther Denzler (CSU) wollte nach 18 Amtsjahren kurz vor Toresschluss die Weichen für die Natur-Tourismus-Zukunft des Steigerwaldes stellen.

Zwei Wochen vor seinem Ausscheiden entschloss sich der ehemalige Landrat dazu, ein 775 Hektar großes Naturschutzgebiet "Der Hohe Buchene Wald" zu installieren. "Das neue Waldschutzgebiet ist ein gewaltiger Schritt nach vorne", jubelte Weiger danach in den Gazetten. Der Freistaat kassierte die Entscheidung allerdings schnurstracks wieder ein. Bei den Naturpark-Freunden ist seitdem vor allen Dingen Staatssekretär Gerhard Eck (CSU) der Buhmann. Der würde die Landbevölkerung gegen den Nationalpark aufhetzen, erzählt man sich in Naturschutz-Kreisen.

Ass im Spiel

"Gehen Sie mal nach Untersteinbach in die Gaststätte", warnt Georg Sperber. Im Herzen des Waldes gehe man mit Nationalpark-Freunden nicht zimperlich um. Derweil freut sich Weiger, dass sein Ass im Spiel um Pro und Contra aufzugehen scheint. Ein Nationalpark komme nur mit Zustimmung der Bevölkerung, habe es aus der Staatskanzlei in München immer geheißen. "Nun haben wir die Zustimmung", sagt Weiger und fordert den Freistaat endlich zum Handeln auf.

Die Naturschützer können und wollen zwar nicht die ganze Welt retten. Aber zumindest ein schöner Batzen des Steigerwaldes soll der Natur zurückgegeben werden. Auch wenn die "Waldmenschen" noch dagegen sind: Irgendwann würden die unmittelbar Betroffenen wohl einsehen, dass die Naturschützer es nur gut mit ihnen gemeint haben.