Wo gehobelt wird fallen Späne: Seit Jahren kämpft Hubert Weiger für einen Nationalpark im Steigerwald. Nun will er mit einer Umfrage punkten und behauptet, eine Mehrheit unterstütze seine Idee. Nur die Menschen im Steigerwald hängen noch an ihrem Holz.
Auf jeden Klotz einen noch größeren Keil: In der Nationalpark-Debatte wird aus dem Gegner gerne Kleinholz gemacht. Die Regeln des verbalen Kampfsports kennen wohl wenige besser als Hubert Weiger. "Optimistisch" sei er, dass die "Propaganda auf Dauer"nicht zieht. Der Vorsitzende des Bund Naturschutzes meint natürlich die Propaganda des Gegners und nicht die Eigene.
Genüsslich zieht Weiger in diesem Spiel um richtige und falsche Wahrheiten am Freitag in Nürnberg ein neues Ass aus dem Ärmel. Das Ergebnis einer Umfrage zur Akzeptanz eines Nationalparks im Steigerwald. "Eine deutliche Mehrheit der Bewohner rund um den Steigerwald befürwortet einen Nationalpark", wird Weiger später im Trachtenjancker ohne mit der Wimper zu zucken in die Fernsehkameras sagen. Erst auf Nachfrage wird er einräumen, dass sich diese "Mehrheit" durchaus heterogen zusammensetzt und es ein Gefälle zwischen Stadt und Land gibt. Je näher die Menschen an dem geplanten Nationalpark im nördlichen Steigerwald wohnen, desto vehementer lehnen die 1000 befragten Bürger den Plan der Naturschützer ab, den schönen Buchenwald den Käfern und Pilzen, Pflanzen und Vögeln zu überlassen.
Von 1000 Befragten (410 auf dem Land und 590 in der Stadt) hätten sich 61 Prozent für einen Nationalpark ausgesprochen. Die direkten Anrainer sind freilich mehrheitlich dagegen. Einen Jota von ihrem Vorhaben abrücken wollen die Naturschützer deswegen nicht. Der Steigerwald besteht ihrer Meinung nach schließlich nicht nur aus Dörfern mit 50 Einwohnern. Auch Bamberg und Schweinfurt könne man getrost zum Steigerwald rechnen.
Brennholz aus dem Naturdenkmal Während der Stadtmensch nach Erholung in der intakten Natur sucht, macht der Landmensch (man ist geneigt Waldmensch zu sagen) Brennholz aus dem Naturdenkmal. Bei der "Brennholz-Frage" will Weiger ansetzen. Das Kalkül: Je mehr Kleinholz die Landmenschen bekommen, desto mehr zündet die Nationalpark-Idee auch bei denen, die im, in, mit, um und von ihm leben. Da scheuen sich die Naturschützer auch nicht, auf die nationalistische Karte zu setzen. Die bösen Staatsforsten würden schließlich das gute Brennholz aus dem Steigerwald in alle Welt verschiffen. Sogar bis Österreich werden die Stämme verschleppt. Es wird getrennt, was eigentlich zusammengehört: Fränkische Buche für fränkische Öfen.
Weiger geht es um die Sache, sagt er. Von einem Nationalpark träumt er schon seit Jahren. Auf über 500 Veranstaltungen haben die Naturschützer für ihr Idee geworben, die Holzfäller aus dem Unterholz zu vertreiben, damit sich Fuchs und Hase endlich ungestört Gute Nacht sagen können. Aus Waldarbeitern sollen Parkwächter werden, so die Vorstellung, die den unzähligen Touristen die Schönheit des "Welterbes der Natur" erklären sollen. Blühende Landschaften würden sprichwörtlich im wilden Buchenwald sprießen. Ex-Landrat Günther Denzler (CSU) wollte nach 18 Amtsjahren kurz vor Toresschluss die Weichen für die Natur-Tourismus-Zukunft des Steigerwaldes stellen.
Zwei Wochen vor seinem Ausscheiden entschloss sich der ehemalige Landrat dazu, ein 775 Hektar großes Naturschutzgebiet "Der Hohe Buchene Wald" zu installieren. "Das neue Waldschutzgebiet ist ein gewaltiger Schritt nach vorne", jubelte Weiger danach in den Gazetten. Der Freistaat kassierte die Entscheidung allerdings schnurstracks wieder ein. Bei den Naturpark-Freunden ist seitdem vor allen Dingen Staatssekretär Gerhard Eck (CSU) der Buhmann. Der würde die Landbevölkerung gegen den Nationalpark aufhetzen, erzählt man sich in Naturschutz-Kreisen.
Ass im Spiel "Gehen Sie mal nach Untersteinbach in die Gaststätte", warnt Georg Sperber. Im Herzen des Waldes gehe man mit Nationalpark-Freunden nicht zimperlich um. Derweil freut sich Weiger, dass sein Ass im Spiel um Pro und Contra aufzugehen scheint. Ein Nationalpark komme nur mit Zustimmung der Bevölkerung, habe es aus der Staatskanzlei in München immer geheißen. "Nun haben wir die Zustimmung", sagt Weiger und fordert den Freistaat endlich zum Handeln auf.
Die Naturschützer können und wollen zwar nicht die ganze Welt retten. Aber zumindest ein schöner Batzen des Steigerwaldes soll der Natur zurückgegeben werden. Auch wenn die "Waldmenschen" noch dagegen sind: Irgendwann würden die unmittelbar Betroffenen wohl einsehen, dass die Naturschützer es nur gut mit ihnen gemeint haben.
Nach der Umfrage des BUND sind 71 % der jungen Menschen (14-29 Jahre) für den Nationalpark Steigerwald und nur 17 % dagegen (Rest keine Angaben). Damit ist die Unterstützung für einen Nationalpark Steigerwald unter der jungen Bevölkerung am Größten. Warum die CSU-Politiker glauben besonders die Wünsche der Jungen ignorieren zu können, bleibt ihr Geheimnis. Dabei ist gerade der strukturschwache Steigerwald auf diese jungen Menschen angewiesen.
Bamberg liegt im Steigerwald. Jawoll. Disqualifiziert. DIe wenigsten Städter waren bisher überhaupt dort, wollen aber bestimmen, was gut für den Steigerwald ist.
Lasst den Steigerwald wie er ist und die Städter in der Stadt. Damit ist jedem gedient.
Sie meinen also die Steigerwälder wären bereit auf Gymnasien, Berufsschulen, Universitäten und vor allem ihren Arbeitsplatz in Bamberg oder Schweinfurt zu verzichten??
Tolles Argument ;o
Herr Pelke ist offensichtlich fachlich vollkommen überfordert und sucht sein journalistisches Heil in platten Albernheiten, wie "damit sich Fuchs und Hase endlich ungestört Gute Nacht sagen können."
Er hätte Folgendes recherchieren müssen: Das Landratsamt Bamberg als zuständige Untere Naturschutzbehörde hat eine Verordnung für einen Geschützten Landschaftsbestandteil nach dem Bundes-Naturschutzgesetz ausgearbeitet, die Herr Denzler als zuständiger Landrat durch seine Unterschrift in Kraft gesetzt hat. Der Kreistag zu Bamberg hatte 2010 mit 44:3 Stimmen den Beschluss gefasst, dass durch die Ausweisung eines Waldschutzgebietes im Steigerwald die Voraussetzungen für eine Bewerbung um die Aufnahme ins Welterbe der UNESCO herzustellen seien. "Der Freistaat" (wer ist das denn?) kann diese Verordnung nicht kassieren. Die Rücknahme der Verordnung wäre allein Sache des Landratsamtes Bamberg. Die Verordnung besteht weiterhin, Herr Pelke! Informieren Sie sich!
Der Geschützte Landschaftsbestandteil auch ist kein Naturschutzgebiet im Sinne des Naturschutzgesetzes. Die genannten "Naturparkfreunde" kritisieren tatsächlich - zu Recht - Herrn Eck, der hintenrum die Fäden gegen den Naturschutz zieht. Sie haben auch nichts gegen den Naturpark Steigerwald, setzen sich aber zusätzlich für einen Nationalpark im nördlichen Steigerwald ein. Naturpark und Nationalpark sind sehr unterschiedliche Kategorien. Wer's immer noch nicht kapiert hat und alle Fachbegriffe ohne jede Kompetenz und unsachgemäß gebraucht, soll doch nicht bei der Presse arbeiten!
Ich werde aus diesem Zeitungsbeitrag nicht klug: Ist das ein Bericht oder ein Kommentar, zu dem der entsprechende Bericht fehlt? Sauberer Journalismus schaut anders aus.
Ich bin ja gespannt, wie die "Bericht"-Erstattung ausschaut, wenn die Naturschutzgegner eine Umfrage aus dem Ärmel zaubern...