Isabel Bergmann ist eine einsame Prinzessin. In ihrem Königreich, dem Abt-Degen-Weintal, ist sie die einzige ihrer Art. Am heutigen Samstag eröffnet die 21-Jährige ihr viertes und damit letztes Sander Altmain-Weinfest. Es wird ein schwerer Abschied.
Der Palast von Isabel Bergmann erstreckt sich über drei Etagen und ebenso viele Generationen: Im Erdgeschoss leben Oma und Opa, im ersten Stock die Eltern und im zweiten Geschoss Isabel und ihre zwei Jahre ältere Schwester Vanessa. Sie alle engagieren sich seit Jahren und Jahrzehnten beim Altmain-Weinfest in Sand.
Das Reich der Weinprinzessin ist überraschend unprätentiös. Kein Glimmer und Glitter, ein Kleiderschrank mit bescheidenen Maßen und warme Orangetöne statt Rosa oder Pink. Prinzessin Isabel mag es einfach, aber gepflegt.
Ihr Reich selbst erobert Die 21-Jährige ist seit dreieinhalb Jahren Weinprinzessin. Allein in diesem Jahr nimmt sie etwa 40 Termine wahr - so viele wie noch nie zuvor. Darauf ist die medizinische Fachangestellte im Bamberger Klinikum zurecht ein wenig stolz. Denn den Kreis ihres königlichen Wirkens hat sie sich fast alleine erarbeitet.
Der Anstoß dafür kam aus dem Königshaus des Fränkischen Weinbaus, nämlich von der Weinkönigin: Als diese 2011 Isabels erstes Weinfest in Sand besuchte, stellte sie verwundert fest, dass keine anderen Weinprinzessinen geladen waren.
"Andere Prinzessinnen?", fragte Isabel verdutzt. Die Pflichten ihrer Schwester Vanessa und zweier anderer Mädchen, die vor Isabel als Prinzessinnen agierten, beschränkten sich auf ihre Anwesenheit auf dem Sander Altmain-Weinfest. Kurz entschlossen meldete sich Isabel beim Fränkischen Weinbauverband an begann, Kontakte zu knüpfen. Sie kaufte sich Fachbücher und besuchte 2013 sogar auf eigene Kosten einen dreitägigen Winzer-Lehrgang in Oppenheim bei Mainz.
Wozu der ganze Aufwand, wenn es doch eigentlich reichen würde, auf dem Sander Weinfest hübsch auszusehen? "Ich bemühe mich halt schon, rüber zu bringen, dass ich aus dem Abt-Degen-Weintal komme. Und wenn die Leute mich was zum Weinbau fragen, ist es blöd, wenn ich die Antwort nicht weiß", erklärt Isabel.
Die 21-Jährige legt sich ins Zeug, um ihre Heimat zu repräsentieren. "Ich wollte eine goldene Krone, damit ich sie (wie die anderen Weinprinzessinnen) im Herbst an meine Nachfolgerin weitergeben kann", erklärt sie. Außerdem legte sie sich ein Buch, ähnlich einem Poesiealbum, zu, in dem sich die Hoheiten anderer Königreiche verewigen.
Und Visitenkarten, die Isabel auf den Weinfesten in Franken verteilen kann.
Viele Hobbys, wenig Zeit Ein bisschen traurig ist die Sander Prinzessin schon, dass mit ihrer Amtszeit die Weinfest-Besuche "bei Freunden" enden. Andererseits hat sie so endlich wieder mehr Zeit für ihren Freund, ihre Freunde - und ihre Hobbys. Damit Isabel "überall mit dabei sein" kann, wird sie sich auf dem Sander Weinfest öfter umziehen müssen. Nicht aus Eitelkeit, sondern um bei ihren Vereinen am Stand mitzuarbeiten. Das sieht dann so aus: Samstag Eröffnungsrede in Dirndl mit Krone, dann schnell umziehen und an den Stand des RV Adler. Am Sonntag Teilnahme am Gottesdienst, danach raus aus dem Festkleid und wieder rein in den Stand.
Und das waren nur zwei der insgesamt vier Festtage.
Neben ihren Jobs als medizinische Fachangestellte und Prinzessin ist Isabel Trainerin bei den Kunstradlern des RV Adler und übt mit dem Nachwuchs der Wasserwacht. "Und dann bin ich sonntags noch in einer Tanzgruppe, den ,Eight Steps'", erzählt sie fast verlegen.
Für den letzten Auftritt der Weinprinzessin am Wochenende in Sand haben zehn Hoheiten ihr Kommen angekündigt. Prinzessin Isabel wird also mit großem Gefolge verabschiedet.