Schwer tat sich der Gemeinderat Sand in seiner Sitzung am Dienstagabend im Rathaus mit dem Tagesordnungspunkt "Anzahl der kommerziellen Veranstaltungen in der Turnhalle". Unter Vorsitz von Bürgermeister Bernhard Ruß (SPD) war das Thema Anlass einer langen und intensiven Diskussion. Am Ende kam ein Kompromiss heraus.
Um eine Einschränkung der Lärmbelästigung der Anwohner zu erreichen, hat der Jugend,- Sport- und Kulturausschuss des Gemeinderates die Empfehlung ausgesprochen, neben den weiterhin frei genehmigten Sportevents, Konzert- und Kulturveranstaltungen, Weihnachtsfeiern für Schüler-und Jugendabteilungen der Vereine sowie Kommersabenden von Vereinen nur noch drei kommerzielle Veranstaltungen zuzulassen. Die Faschings-Warm-up-Party der Feuerwehr und die Faschings-Disco des Kegelclubs "Alle Neun" sollten dabei "gesetzt" sein. Dies würde bedeuten, dass jährlich nur noch eine zusätzliche kommerzielle Veranstaltung durch einen Ortsverein in der Turnhalle möglich wäre.
Bei der Diskussion sprachen die Gemeinderäte zwei grundsätzliche Probleme an. Zum einen waren es hauptsächlich die Raucher, die sich beim Genuss ihrer Glimmstängel außerhalb der Turnhalle bis spät in die Nacht hinein laut unterhalten und so die Nachtruhe der nahe wohnenden Anlieger stören. Zum anderen geht es um den Schutz des Hallenbodens, der bei kommerziellen Veranstaltungen in Mitleidenschaft gezogen wird.
Zweiter Bürgermeister Gerhard Zösch (CSU) sah das Problem so, dass man einerseits die Anwohner vor Lärmbelästigung schützen und den Turnhallenboden schonen müsse, andererseits aber auch den Vereinen entgegen kommen sollte, die viel in der Gemeinde bewegen und zur Dorfgemeinschaft beitragen.
Nur noch einen Platz jährlich für eine kommerzielle Veranstaltung für alle Sander Ortsvereine freizuhalten, wertete er als nicht zufriedenstellend.
Gemeinderat Johannes Krines schlug vor, das Oktoberfest des "Erdinger Weißbierclubs" nicht als kommerzielle Veranstaltung, sondern als eine Kulturveranstaltung einzustufen, wie es in anderen Orten ebenfalls der Fall sei. Der Verein sei mit der Wegnahme des Weißbierfestes schon einmal bestraft worden, sagte er.
Gemeinderat Rudi Krug war grundsätzlich dagegen, in der Turnhalle kommerzielle Veranstaltungen abzuhalten.
Bürgermeister Bernhard Ruß regte im Zeichen der interkommunalen Zusammenarbeit der Gemeinden an, kommerzielle Veranstaltungen in auswärtige Veranstaltungshallen zu verlegen. Dem hielt Gemeinderat Roland Mahr entgegen, dass das Probleme mit sich bringe und keinem Sander Verein zuzumuten sei.
Die Räte Roland Klauer und Klaus Ullrich sehen nicht ein, dass zwei Ortsvereine von vorneherein als "gesetzt" gelten und für alle übrigen nur noch ein Platz frei sein soll. Roland Mahr fügte hinzu, dass man Kirchweihveranstaltungen nicht in die Turnhalle verlegen sollte.
Gemeinderat Hugo Ackermann war im Sinne der Gleichbehandlung ebenfalls gegen zwei "gesetzte" Vereine. Er machte den Vorschlag, dass sich die Vereine, die eine kommerzielle Veranstaltung in der Turnhalle planen, jährlich neu bei der Gemeinde bewerben sollen.
So wisse man, wie viele Veranstaltungen überhaupt in Frage kämen.
Diesem Vorschlag schlossen sich andere Gemeinderäte an, obwohl die meisten Ratsmitglieder für die Höchstzahl von drei kommerziellen Veranstaltungen im Jahr plädierten. Allerdings soll es keine "gesetzten" oder bevorzugten Vereine geben, sondern jede Bewerbung müsse von Fall zu Fall im Gemeinderat abgewogen werden, hieß es.
Bei der Abstimmung wurde der Beschluss so gefasst, dass in der Turnhalle jährlich nur noch drei kommerzielle Veranstaltungen zugelassen werden. "Gesetzte" Vereine wird es nicht geben. Die Bewerbung um eine Veranstaltung steht jedem Sander Ortsverein offen. Wer den Zuschlag bekommt, bestimmt der Sander Gemeinderat.
Passend zum Thema verabschiedete der Gemeinderat die Benutzungsgebühren für die sportliche, kulturelle und kommerzielle Nutzung sowie die allgemeinen Richtlinien für die Turnhalle.