Ohrgasmus: Da kommt jeder gern

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Der Klaviervirtuose" Alexander Köhler (links) und der Tenor Andre von Streckenbach. Foto: Günther Geiling
Der Klaviervirtuose" Alexander Köhler (links) und der Tenor Andre von Streckenbach. Foto: Günther Geiling
 
 
 
 
 

Wortspielakrobaten mögen's heiß: Beim Gastspiel des Duos Streckenbach & Köhler wurde das Publikum bis zum "Ohrgasmus" stimuliert.

Solch einen Ohrgasmus mit Streckenbach & Köhler kann man eigentlich nicht erklären, den muss man einfach fühlen. Und das schafften die beiden Künstler mit ihrem Musikkabarett auf eine besondere Weise, mit hochmusikalischen Leistungen, einer Hochkultur, die in die Tiefe ging und Nonsens, der keine Grenzen kannte. Damit rissen sie ihr Publikum mit und brachten es zum Lachen.

So manch einer hatte sich wohl zum Anfang der Veranstaltung gefragt, was dieser Titel "Multiple Ohrgasmen" wohl verspricht. Aber es war gar keine Zeit zum Überlegen, denn von der ersten Minute an blieb das "Coburger Duo" mit seiner Mischung aus moderner Comedy und Gesang dem Publikum nichts schuldig. Mit "ob blond, ob braun, ich liebe alle Fraun" stürmte Streckenbach durch die Reihen und dabei mussten alle Damen um ihre wohlgeordnete Haarpracht vor dem Draufgänger bangen.
Damit war das Eis gebrochen und der Draht zu den Zuhörern gefunden.


Extreme Selbstüberschätzung

Die beiden Künstler entfalteten ihr Programm und Spiel zwischen dem "geleckten Streckenbach", dem studierten Tenor, der mit seiner aufdringlichen Art extrem zur Selbstüberschätzung neigte, "man kennt mich und ich kann wenigstens singen" und seinem Gegenstück "Köhler". Er erinnerte nicht nur mit seiner "Urban Priol Gedenkfrisur" an den legendären Beaker aus der Muppetshow. Dabei blieb er den ganzen Abend nahezu stumm, ließ die Sticheleien seines Kollegen immer wieder über sich ergehen und allein seine Gesten und Grimassen machten ihn zum Publikumsliebling.

Das konnte Streckenbach nicht verstehen. Auf der Bühne wollte er am liebsten seine Show ganz alleine machen oder höchstens noch das Publikum mit einbeziehen als "kleine Therapiegruppe". Wer sich da in die erste Reihe gesetzt hatte oder wer nicht gerne selbst mitmachte, hatte an diesem Abend schon verloren. Und da war "Norbert" und seine Frau "Maria" schon im Visier. Hatte Streckenbach mit einem Lexikon versucht, den Zuhörern den "multiplen Ohrgasmus" zu erklären, so musste dann Norbert herhalten, um beim Lied "je tàime" die akustische Ejakulation herbeizusingen. Die Stimmung schwappte über und wie in einem Kanon gab es unterschiedliches rhythmisches Klatschen bei "Funny" von Dannens, das alle begeisterte.


Eltmann vor Montreal

"In Montreal habe ich auch schon gespielt. Aber dann kommst du nach Eltmann - so ein illustres Publikum hab ich noch nicht erlebt." Streckenbach erinnerte dann an seine Schulzeit "ich saß oft in der Schul, fühlte mich völlig schlapp. Weil ich selbst nicht denken konnte, schrieb ich einfach ab. Zum Glück weiß ich heute, woran das lag." Das war der Übergang zum Song von der "Schilddrüsenunterfunktion". "Beim Fußballspielen musst ich immer ins Tor. Dann war es so, dass meine Mannschaft verlor. Aber das war mir dann egal, denn bei Schilddrüsenunterfunktion ist das völlig normal."

Der Konzertabend war eine Art musikalische Reise durch die Schlagerwelt der 20er Jahre mit viel, viel schwarzem Humor. Und dabei wurde das Publikum fast bei jedem Lied mit einbezogen, hörte also nicht nur Außergewöhnliches, sondern fühlte und sang es auch mit. Komplizierte Verwandtschaftsverhältnisse wurden beim Lied "mein Opa , das bin ich" aufgedeckt.


Komisches Liebesdrama

Um ein komisches Liebesdrama mit Streckenbach auf der Bühne kamen dann auch Norbert und Maria aus dem Publikum mit dem Lied "ich fahr mit meiner kleinen Limousine" von Max Rabe nicht herum und Maria musste dabei die Hupe bedienen. Das wurde noch getoppt von Alexander Köhler auf dem Klavier mit dem Song der Comedian Harmonists "lass mich dein Badewasser schlürfen", das überging "lass mich deine Steuer zahlen, auf deinem Sofa aalen, lass mich doch auch dein Trobadour sein".

Streckenbach&Köhler ließen ihr Publikum sogar stöhnen bei dem Lied von Udo Jürgens "Aber bitte mit Sahne": Schon ächzte das Publikum beim Refrain "oh yeah"! Und natürlich wurde auch hier wie so oft an diesem Abend das Ursprungslied veräppelt.