TBC begeisterten das Publikum in der Haßfurter Stadthalle. Die neuen Sachen zogen genauso gut wie ihre Klassiker.
Sie brauchen kein großartiges Bühnenbild, keine Ton- und Lichteffekte, sie verwenden nur wenige Requisiten. Dennoch bieten Florian Hoffmann, Georg Koeniger und Michael A. Tomis vom Totalen Bamberger Cabaret (TBC) stets eine topaktuelle Show.
Für ihr witziges, schlagfertiges, satirisches und kritisches Programm "Dappen wie wir", mit dem sie beim Kulturamt Haßfurt in der Stadthalle zu Gast waren, ernteten sie das höchste Lob, zu dem Franken fähig sind: "Basst scho!"
Denn wie immer präsentierten sich die drei Kabarettisten, deren unterschiedlichen Begabungen sich so vollendet ergänzen, auf der Höhe der Zeit. Sie gehen mit der Fremdenfeindlichkeit ins Gericht und heißen als CSU-Begrüßungskomitee die Asylbewerber mit den Worten "willkommen": "Wir gestalten ihren Aufenthalt hier so angenehm wie möglich, bis Ihr Asylantrag abgelehnt wird." Weil die Rede übersetzt werden muss, wird aus "Mia san
mia" ein "We are we and you are not!" ("Wir sind wir und du bist's nicht").
Sie machen sich einen Spaß aus den unergründlichen Hirnwindungen von Horst Seehofer, teilen die Besucher in Großhirn, Stammhirn, Frontallappen und Sexualzentrum ein, während die Techniker zwischen ihnen eine Verbindung zwischen der Zirbeldrüse und der Vernunft und einen Bypass vom Instinkt zum Arschloch herstellen.
Grüße von der NSA
Ihre Diagnose: "Seehofer hatte den Kontakt zur Masse verloren!" Sie singen als Loblied auf den Fleischkonsum "Für mich soll's roten Presssack regnen", amüsieren ihr Publikum mit den lustigsten Sprüchen der Bahn-App oder der Fußball-App und besingen die Heimtücke der NSA mit den Worten "NSA - mit freundlichen Grüßen.
Wir kennen euch, denn wir scannen euch."
Grandios, wie sie mit ihrem unerschütterlichen Humor, gewürzt mit einer Prise Satire, das Freihandelsabkommen TTIP zur Musik von "Tür an Tür mit Alice" kritisieren und das Publikum dann einladen, beim Refrain mitzusingen: "Ich weiß nicht, was da drinsteht und was das alles kann. Doch es sieht so aus, als regelt TTIP wirklich alles. Alles? What the fuck?! Ja alles!".
Als kabarettistische Glanzleistung kann man die Adaption der Panama-Papier-Affäre durch Georg Koeniger bezeichnen. Als er die Geschichte vom kleinen Tiger und dem kleinen Bären "erzählte", die nach Panama reisen wollen, um Steuern zu sparen, gab es für das Publikum kein Halten mehr.
Denn die doppeldeutige Erzählung über Finanzhaie, krumme Touren um das Finanzamt, den Weg über die Schuldenberge, die Hypo-Alpen bis zur Adria und über den Devisenstrom mit Pleitewellen bis hin zur Begegnung mit der Briefkasten-Taube und der Sumpfschuldkröte boten reichlich Gelegenheit zum Lachen. "Fazit der Geschichte: wenn man die richtigen Freunde hat, ist Panama überall", so Georg Koeniger.
Harter Job für beinharte Franken
Als Franken sind die drei Kabarettisten natürlich auch stolz auf ihr "Heimatmuseum - äh - Heimatministerium in Nürnberg". Allerdings arbeiten die vom Büroschlaf ermüdeten Mitarbeiter an ihren harten Aufgaben unter dem Motto "Wie kannst du die fränggische Heimat besser pflegn als wie wenn du nix tust?"
Immerhin haben sie eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Obertheres und Untertheres verhindert, indem sie einen
Grenzstein um 3,5 Zentimeter versetzten.
Auch haben sie schon fränkische Verkehrsschilder entworfen. So könnte das Stoppschild die Aufschrift: "Fei Obacht" tragen. Selbst zweisprachige Ortsschilder, auf Deutsch und auf Fränggisch, fallen in ihr Ressort. So lautete ihre Übersetzung für Gädheim: "Dreggskaff".
Auch wenn sich Koeniger, Tomis und Hoffmann jenseits jeder beleidigenden Schmähkritik bewegen, müssen die Besucher aus Haßfurt, Zeil, Wonfurt, Königsberg oder anderen Orten eine ordentliche Portion Humor mitbringen. Sind sie doch unter anderem immer wieder Ziele des charmanten Schabernacks.
"Die Kommunalverwaltung von Sailershausen möchte sich am Wettbewerb ,Unser Dorf soll schöner werden' beteiligen. Das Problem ist nur, dass die Bewohner nicht wegziehen wollen", verkündeten sie.
Auch die Spitze gegen die Zeiler durfte bei dieser "Benefizaktion für Inklusion" nicht fehlen: "Ein selbstbestimmtes Leben ist für die Zeiler ja sehr schwer. Daher haben wir jedem Zeiler einen Dolmetscher zur Verfügung gestellt, auf Fremdworte verzichtet und die Stadthalle Zeil-gerecht umgebaut", hieß es. Den übrigen Besuchern rieten die Kabarettisten: "Zeigen Sie dem Zeiler, dass er Teil der Gesellschaft ist, nehmen Sie ihn in den Arm und sagen Sie ihm: Je suis Zeil!"
Mit Humor genommen
All das nahm Klaus Strobel aus Zeil, ein gebürtiger Königsberger, mit Humor. "Wir Zeiler können austeilen, aber auch einstecken", sagte er. "Einen Vorschlag aber hätte ich an TBC: Das nächste Mal wollen wir Zeiler ein Begrüßungsgeld, wenn wir nach Haßfurt kommen", fügte er verschmitzt an.
Vom Programm war Klaus Strobel ganz begeistert: "Das ist optimal, richtig fränkisch."
Am Ende ihres nicht enden wollenden Auftritts und des ebenfalls nicht enden wollenden APPlauses, verabschiedeten sich die drei Kabarettisten mit ihren Klassikern, dem Lied "Reschpeggt" und dem "Nachtgebet", bis zum nächsten Mal in Haßfurt.