Muss der Amtsinhaber in Rentweinsdorf in eine Stichwahl?

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Wem gehört künftig die Lufthoheit über Rentweinsdorf?
Wem gehört künftig die Lufthoheit über Rentweinsdorf?
Kurt Weißheimer (ÜWG)
Kurt Weißheimer (ÜWG)
 
Willi Sendelbeck (SPD)
Willi Sendelbeck (SPD)
 
Armin Schätzlein (CSU)
Armin Schätzlein (CSU)
 

Das dürfte spannend werden. Während sich Bürgermeister Willi Sendelbeck (SPD) vor sechs Jahren noch darüber beklagte, keinen Gegenkandidaten zu haben, und zwischenzeitlich in der ihm eigenen Art tönte, nur nochmals anzutreten, wenn sich ein Widersacher finde, bekommt er es jetzt gleich mit zwei Konkurrenten zu tun: Kurt Weißheimer (Überparteiliche Wählergemeinschaft) und Armin Schätzlein (CSU).

Ob dieser Konstellation gehen viele politischen Beobachter von einer Stichwahl aus. Wie sehen dies die Kandidaten selbst?

Von einem Wahlkampf mag keiner sprechen, vielmehr vom "Werben um Stimmen". Selbst das ist Sendelbeck zu viel. "Ich brauch' keine Plakate", erklärte er jüngst. Ein paar stehen dennoch herum. "Er ließ nur zu, dass wir zehn Plakate drucken", meinte dazu SPD-Vorsitzende Ulrike Trunk. Was Sendelbeck sinnbildlich "unterschrieb", mit Kugelschreibern, die seinen Namenszug tragen. "Das hat die Partei bezahlt." Ansonsten möchte er lieber Werbekosten sparen und das Geld sozialen Zwecken zur Verfügung stellen.


Über 20 Jahre im Amt
Jeder wisse, was er in den zurückliegenden 20 Jahren geleistet habe, gibt sich der Bürgermeister siegessicher. "Wenn mein Auto vor dem Rathaus parkt, weiß jeder, dass er mit einem Problem oder einer Anregung zu mir kommen kann", verkündete der Salmsdorfer immer wieder.

Am Samstag stand nicht nur sein Auto vor dem Rathaus, sondern der (Bürger-)Meister selbst, dazu seine SPD-Mannschaft mit Wienerla, Kaffee, Kuchen und Hüpfburg. Ob er sich denn keine Ziele für die nächsten sechs Jahre setze, wollten wir vom Bürgermeister wissen, der es als einziger Amtsinhaber im Eberner Bereich mit zwei Gegenkandidaten zu tun bekommt. "Ich habe noch viele Ideen, aber die verrat' ich noch nicht", beschied er den Fragesteller. "Sollen sich doch die anderen äußern." Die taten es auch.


Quoten-Krösus
"Meine Devise ist es, dass wir fair miteinander umgehen, denn wir müssen auch nach der Wahl zusammenarbeiten", sieht sich Armin Schätzlein (CSU) auf dem Sprung ins Gemeindeparlament, dem er bisher nicht angehörte.

Anders als Kurt Weißheimer (55), der schon einige Jahre Erfahrung und auch Stimmen gesammelt hat. "Bei der Wahl vor sechs Jahren hatte ich sechs Stimmen weniger als die späteren Zweiten und Dritten Bürgermeister zusammen", erinnert sich der ÜWG-Frontmann an eine schmerzhafte Erfahrung, als die Überparteilichen von einer Koalition aus CSU und SPD ausgebremst wurden.

Der Werkstoffprüfer bei FTE in Ebern möchte für frischen Wind sorgen, da er den Amtsinhaber "verbraucht" findet. "Politisch vertrete ich nicht nur ein Denkschema."


Verhältnis zur Verwaltung
Sicher gelte es die angefangenen Projekte, wie die Dorferneuerung Salmsdorf, die Straße nach Gräfenholz, den Bahnübergang Lind oder die Treinfelder Siedlungs- und Bahnhofstraße voranzutreiben, aber Weißheimer denkt auch an schnelle Internetzugänge. Auch in Lind, Salmsdorf und Losbergsgereuth. "Das hält unseren Ort attraktiv, für die Leute, die hier wohnen und für mögliche Neubürger, die nicht nur wegen bezahlbarer Bauplätze kommen. Meine kleine Tochter besucht das Eberner Gymnasium und braucht einen schnellen Internetzugang."

Ein Anliegen ist Weißheimer auch ein besseres Verhältnis zur Verwaltung in Ebern ohne "deswegen gleich Rentweinsdorfer Interessen aufzugeben". Dazu hat er schon seine Ideen: "Die Bauhöfe könnten zusammen helfen. So ließe sich Geld sparen und so mancher Riss in unseren Straßen wäre längst gerichtet. Aber wenn man an den Besprechungen des Bürgermeister-Ausschusses nicht teilnimmt, muss man sich nicht wundern, wenn man nicht zum Zug kommt", klingt unverhohlene Kritik am Amtsinhaber an. "Ich bin auch ein Verfechter zum Erhalt unserer Grundschule, weil dies für junge Familien wichtig ist."

Neue Ansätze strebt Weißheimer auch beim notwendigen Brückenneubau nach Gräfenholz an. "Da muss man die Kontakte zu den richtigen Leuten pflegen. Und mit CSU-Mandatsträgern habe ich keine Probleme."


Verschuldung abbauen
Denn die Verschuldung müsse runtergefahren werden. "Wir haben mit den Bauplätzen zwar Gegenwerte, aber die Kredite müssen ja auch immer wieder bedient werden." Deswegen sei der Verkauf weiterer Bauplätze sicher von Vorteil, aber "nicht auf Gedeih und Verderb, nur um ein Bevölkerungswachstum vorweisen zu können". Wichtig sei es auch, die Leerstände im Altort anzugehen und Häuser zu revitalisieren.


Kreisel an Linder Abfahrt
In diesem Zusammenhang schweben dem vierfachen Familienvater Mehrfamilienhäuser vor. "Junge Leute in alten Häusern, da gibt es zum Teil schöne Grundstücke, bei deren Verkauf die Gemeinde vermitteln könnte", wie der Rentweinsdorfer an einem Beispiel aus seiner Nachbarschaft festmacht.

Die Problematik mit der Bundesstraße mitten durchs Dorf bekommt Weißheimer als Anlieger hautnah zu spüren. "Wenn ein Kreisel an der Heubacher Kreuzung in der Diskussion steht, kann ich mir so etwas auch an der Linder Abfahrt vorstellen." Wegen einer kompletten Umgehung trauert Weißheimer dem Plan aus den 1980er Jahren nach, da von Heubach her oberhalb von Lind ein Neubau angedacht gewesen war. "Auf jeden Fall muss eine Gesamtlösung her und nicht nur im oberfränkischen Abschnitt", schaut Weißheimer nach Baunach und Reckendorf.

Weitere Pläne des ÜWG-Kandidaten: Ausbau des Kulturlebens, denn "das, was die Herren Dold und Fergusson initiieren, sorgt für beste Werbung auch für die Gemeinde", Abbau der Schulden, wobei er sich am Vorbild von Oskar Ebert in Rauhenebrach orientieren will. "Der hat keine Schulden und in allen Ortsteilen etwas gemacht." Ein Ansatz, der im Rahmen einer Dorferneuerung in Sendelbach oder Losbergsgereuth angegangen werden könnte, wenn die Kreisstraße hergerichtet wird.


Abgeordnete zu Rate gezogen
In Losbergsgereuth hat sich auch Armin Schätzlein (CSU) schon umgeschaut. Mit der parlamentarischen Staatssekretärin Dorothee Bär. "Wenn die Kreisstraße gemacht wird, müssen auch unbedingt die Vorkehrungen für schnelle Internetleitungen geschaffen werden."

Ein weiterer Ortstermin mit dem Landtagsabgeordneten Steffen Vogel hatte verstärkte Bemühungen um eine möglichst hohe Förderung beim Ausbau der Straße Sendelbach-Gräfenholz zum Ziel.


Feuerwehr für jedes Dorf
Ein klares Bekenntnis legt der Fachberater beim Bayerischen Bauernverband in Bamberg für die Feuerwehren ab. "Die müssen auf jedem Dorf bestehen bleiben." Ein Dogma, das auch für Kindergärten und Grundschulen gilt. "Und da zähle ich auch den Hallenbad-Neubau in Ebern dazu."

Stichwort Ebern: Schätzlein (53) strebt eine gute Zusammenarbeit mit der Verwaltung an. Auch er will das Kulturangebot im Marktsaal noch weiter ausbauen, die Dorferneuerung Salmsdorf abschließen und in Treinfeld die Siedlungs- und Bahnhofstraße endlich herrichten.


Kompromisse für Landwirte
"Der Bahnübergang in Lind muss endlich kommen. Aber die Verhandlungen mit der Bahn sind schon schwierig. Der Zug ist ja in Ordnung, aber die Landwirte dürfen nicht die Leidtragenden sein", fordert der dreifache Vater und Nebenerwerbslandwirt.

Mehrere Firmenbesuche der CSU-Kandidaten brachten die Erkenntnisse, dass die Ansiedlung weiterer Betriebe, die noch ein paar Arbeitsplätze brächten, vorteilhaft wäre. "Versprechen kann ich da aber nix, weil's nicht einfach ist. Aber ich würde mich darum bemühen."

Und er bemüht sich auch um ein gutes Miteinander. "Meine Devise lautet, dass wir als Kandidaten fair miteinander umgehen, denn schließlich müssen wir nach der Wahl auch zusammenarbeiten." Dass er als Spitzenkandidat den Sprung ins Gemeindeparlament schafft, steht für Schätzlein außer Frage.