Kommunen "müssen handeln"

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Bein Feuerwehrtag zeigte Haßfurts Feuerwehr, hier allen voran Kommandant,Martin Volpert, Flagge. Foto: Christian Licha
Bein Feuerwehrtag zeigte Haßfurts Feuerwehr, hier allen voran Kommandant,Martin Volpert, Flagge. Foto: Christian Licha
Ehrungen wurden beim Kreisfeuerwehrtag ausgesprochen. Unser Bild zeigt die fünf Ausgezeichneten mit Kommunalpolitikern und dem Kreisbrandrat, von links: Haßfurts Bürgermeister Günther Werner, die Geehrten Stephan Biertempfel, Alfred Hauck, Peter Pfaff und Peter Hegemann, Kreisbrandrat Ralf Dressel, THW-Ortsbeauftragter Christian Günther und stellvertretender Landrat Oskar Ebert. Foto: Klaus Schmitt
Ehrungen wurden beim Kreisfeuerwehrtag ausgesprochen. Unser Bild zeigt die fünf Ausgezeichneten mit Kommunalpolitikern und dem Kreisbrandrat, von links: Haßfurts Bürgermeister Günther Werner, die Geehrten Stephan Biertempfel, Alfred Hauck, Peter Pfaff und Peter Hegemann, Kreisbrandrat Ralf Dressel, THW-Ortsbeauftragter Christian Günther und stellvertretender Landrat Oskar Ebert.  Foto: Klaus Schmitt
 

Die Feuerwehren verlieren aktive Helfer. Die Kommunen müssen gegensteuern. Das Thema beschäftigte die Kommandanten am Kreisfeuerwehrtag.

Zwei Vorfälle vor einigen Tagen in der Stadt Zeil haben deutlich gemacht, wie wichtig eine schlagkräftige und personalstarke Feuerwehr ist. Am Samstag, 24. Juni, brannte es im Dachboden eines Hauses am Rand der Zeiler Altstadt. Binnen kurzer Zeit waren rund 100 Einsatzkräfte vor Ort, die den Brand löschten und vor allem verhinderten, dass sich das Feuer auf andere Gebäude in der eng bebauten Altstadt ausbreitete.

Nur drei Tage später gab es erneut Alarm in der Zeiler Altstadt. Wieder wurde ein Dachstuhlbrand gemeldet. Glücklicherweise war dem nicht so. Es war "nur" eine Altpapiertonne, die brannte. Der Rauch, der aufstieg, vermittelte aber den Eindruck, es würde aus einem Dachboden qualmen. Innerhalb kurzer Zeit war auch hier die Feuerwehr vor Ort.


Dickes Lob

"Wir können uns auf unsere Feuerwehr verlassen", sprach der Zeiler Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) nach dem ersten Brand den Einsatzkräften ein großes Lob aus. Er staunte, dass an einem Samstagnachmittag innerhalb kürzester Zeit so viele Feuerwehrleute im Einsatz sein können.

Die Frage ist, wie lange diese Einsatzbereitschaft in dieser Personalstärke hergestellt werden kann. Die Feuerwehrleute werden immer weniger. Das Thema stand im Mittelpunkt der Kommandantentagung der Feuerwehren im Kreis Haßberge beim Kreisfeuerwehrtag am Sonntagvormittag in Haßfurt. Die Haßfurter Wehr feierte ihr 150. Jubiläum (siehe den Bericht auf der Seite 15) und richtete deshalb den Kreisfeuerwehrtag aus.


Zunehmend Personalengpässe

Oskar Ebert (FW), der stellvertretende Landrat, bezeichnete den demografischen Wandel als die Hauptursache für die sinkenden Zahlen an Feuerwehrleuten. Besonders die kleineren Wehren haben nach seinen Worten "zunehmend mit Personalengpässen zu kämpfen, so dass die erforderliche Mannschaftsstärke nicht mehr erreicht wird. Erschwerend dazu kommt, dass die Aufgaben und Anforderungen wachsen, wie auch die technische Ausstattung, die hierzu erforderlich ist. Die Belastungsgrenze ist in zahlreichen Wehren erreicht", sagte Ebert.

Der stellvertretende Landrat nannte konkrete Daten: Aktuell gibt es im Landkreis neben den 150 Freiwilligen Feuerwehren 18 Löschgruppen und drei Werksfeuerwehren mit einer Gesamtstärke von 4674 Frauen und Männern. Im Vergleich dazu habe der Landkreis vor zehn Jahren noch über 168 Freiwillige Feuerwehren, drei Werksfeuerwehren und drei Betriebsfeuerwehren mit einer Gesamtstärke von 4958 Frauen und Männern verfügt. Das bedeutet einen Rückgang um über 300 Aktive seit dem Jahr 2007.

Mittlerweile erfüllen laut Oskar Ebert von den 150 Freiwilligen Feuerwehren 58 Feuerwehren nicht mehr die Mindeststärke von 27 aktiven Feuerwehrleuten; das seien 38 Prozent. Er zog die Schlussfolgerung daraus: "Wir müssen also unbedingt etwas tun, damit sich die Mitgliederzahl unserer Feuerwehren nicht noch weiter verringert."

Und weiter sagte er: "Wenn wir einfach abwarten, nichts tun, um dieser Entwicklung mit geeigneten Maßnahmen entgegenzuwirken, sehen wir alt aus. Es wird dann wirklich kritisch, schließlich geht es bei Feuerwehreinsätzen nicht selten um Leben und Tod. Wir müssen handeln, bevor es zu spät ist."


Konkrete Vorschläge

Was kann getan werden? Oskar Ebert nannte einige Möglichkeiten: Es sei wichtig, dauerhaft für das Ehrenamt Feuerwehr zu werben. Die Bürgermeister, die Stadt- und Gemeinderäte sowie die Verantwortlichen der Feuerwehren müssten vor Ort die Bürger, Frauen und Männer, direkt ansprechen. Die Schulen und Kindergärten seien noch stärker mit einzubinden. Das Thema Kinderfeuerwehr gewinne an Bedeutung. Die Jugendfeuerwehren werden laut Ebert immer wichtiger. Frauen und Personen im erwerbsfähigen Alter müssten in Zukunft stärker beworben werden.

Er plädierte dafür, Löschgruppen dort zu bilden, wo Feuerwehren nicht mehr die nötige Einsatzstärke erreichen. Löschgruppen sind nach seiner Einschätzung "nicht die Lösung, die wir uns wünschen", aber mittlerweile unvermeidbar.
Kreisbrandrat Ralf Dressel, der die Kommandantentagung im Festzelt leitete, ergänzte die Aussagen Eberts. Der Kreisbrandrat sprach sich für eine Anpassung der Struktur der Jugend- und Kinderfeuerwehren aus. Ferner müssten geeignete Jugendwarte eingesetzt und die Frauen für den Dienst bei der Feuerwehr geworben werden. Eine Frauenbeauftragte fehle seit Längerem. "Für die vakante und äußerst wichtige Stelle hoffe ich in den nächsten Monaten eine geeignete Frau präsentieren zu können", sagte er.
Ralf Dressel ehrte verdiente Feuerwehrleute: für 40 Jahre aktive Dienstzeit die Kreisbrandinspektoren Peter Pfaff (Zeil) und Peter Hegemann (Friesenhausen) sowie Kreisbrandmeister Alfred Hauck (Walchenfeld); für 25 Jahre aktive Dienstzeit den Kreisbrandmeister Stephan Biertempfel (Haßfurt). Eine weitere Ehrung erfuhr der Ortsbeauftragte des Technischen Hilfswerks (THW), Christian Günther (Oberschwappach).